Berlin. .

Eigentlich wollte die Linke wieder mehr über Inhalte reden. Über ihr Grundsatzprogramm. Doch nach dem Dauerzwist um die Parteispitze streitet jetzt die Fraktion über ihre Führung. Es geht um die Frage, ob Partei-Vizechefin Sahra Wagenknecht mit Gregor Gysi künftig eine Doppelspitze bilden soll.

Die 42-Jährige hat die Debatte jüngst selbst befeuert: „Ob ich kandidiere, hängt davon ab, wie sich die Genossinnen und Genossen und Gregor Gysi verhalten“, sagte sie. Während der linke Flügel sie an die Spitze wünscht, ist die Ex-Wortführerin der Kommunistischen Plattform für viele Reformer kaum vermittelbar. Sie befürchten einen Linksrutsch in der Partei.

Gysi gab sich zuletzt zugeknöpft, wenn es um Wagenknecht ging. Der Fraktionschef im Schweriner Landtag, Helmut Holter, sprach im „Tagesspiegel“ gar von einem „verheerenden Signal“, sollte Wagenknecht gewählt werden. Es würde zeigen, dass sich die Partei nicht „von kommunistischen Überzeugungen“ gelöst hätte.

Auf der Kippe

2010 hat die Fraktion entschieden, dass sie 2011 eine Doppelspitze wählen will: Mann und Frau, aus Ost und West. Gysi ist als Vertreter aus den neuen Ländern wohl gesetzt. Die gebürtige Thüringerin Wagenknecht könnte als „Westlerin“ durchgehen, weil sie in Düsseldorf für den Bundestag kandidiert hat. Nun steht der Beschluss auf der Kippe. Am 25. Oktober möchte die Fraktion noch einmal klären, ob sie zwei Chefs will.

Den Befürwortern der wirtschaftspolitischen Sprecherin schwant nun Böses: „Wenn man die Doppelspitze beerdigen will, nur um Sahra Wagenknecht zu verhindern, dann ist das inakzeptabel“, sagt die NRW-Abgeordnete Sevim Dagdelen. „Ich war schon immer gegen eine Doppelspitze“, kontert die stellvertretende Parteichefin Halina Wawzyniak. Wenn die Abgeordneten bei ihrem Entschluss für ein Duo bleiben, soll es am 8. November Wahlen geben.

Die Vizechefin der Linken liefert Gesprächsstoff für eine weitere Personaldebatte. Thüringens Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow hat sich für einen Wechsel an der Parteispitze ausgesprochen. Statt Gesine Lötzsch und Klaus Ernst könne er sich Fraktionsvize Dietmar Bartsch vorstellen – mit Wagenknecht.