Berlin. .

Zahlreiche Mitglieder westdeutscher Landesverbände sprechen sich offenbar für eine Rückkehr Oskar Lafontaines in den Bundestag aus. Er könne die Partei nach vorne bringen, sagte ein Linke-Abgeordneter in Düsseldorf. Lafontaine selbst äußerte sich noch nicht zu einem potentiellen Comeback.

Spekulationen über eine mögliche Rückkehr des früheren Linke-Chefs Oskar Lafontaines in den Bundestag rufen in seiner Partei Befürworter und Kritiker auf den Plan. „Ich gehe davon aus, dass eine Kandidatur von der Mehrheit in Nordrhein-Westfalen unterstützt wird“, sagte Ralf Michalowsky, Abgeordneter in Düsseldorf und ehemaliger Parteisprecher, der Zeitung. Lafontaine habe bewiesen, dass er die Partei nach vorn bringen könne. NRW verfügt über den größten westdeutschen Landesverband.

Auch aus Niedersachsen und Bayern erhält Oskar Lafontaine Unterstützung: „Er ist einfach eine Persönlichkeit“, sagte die niedersächsische Linke-Vorsitzende Giesela Brandes-Steggewentz der Tageszeitung „Die Welt“. Sie fände eine mögliche Kandidatur Lafontaines für ein Spitzenamt gut.

„Ich hätte nichts dagegen“, sagte auch die bayerische Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter mit Blick auf eine Rückkehr des saarländischen Linke-Fraktionschefs in die Bundespolitik. „Er war nie weg.“ Lafontaine bringe sich ja jetzt bereits immer wieder ein, sagte sie der „Welt“.

Eigentlich keine Zeit für Personaldebatten

Der verteidigungspolitische Sprecher der Linksfraktion, Paul Schäfer, lehnt dagegen eine Rückkehr des Politikers an die Spitze von Partei oder Fraktion ab. „Denn das wäre ein Eingeständnis von Schwäche“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. Lafontaine „wäre eine Belebung für die Bundestagsdebatten“, lobte Schäfer zwar. „Dennoch bleibt es bei der Notwendigkeit der Erneuerung.“

Der Schatzmeister der Linkspartei, Raju Scharma, erklärte: „Wir sollten eine Mitgliederbefragung machen.“ Er unterstütze einen entsprechenden Vorschlag des Parteivorsitzenden Klaus Ernst.

Irritiert zeigte sich dagegen der Bundestagsabgeordnete Jan Korte über die laufende Debatte: „In den letzten Fraktionssitzungen wurde eigentlich mitgeteilt von einflussreichen Parteiführern, man solle auf keinen Fall Personaldebatten führen. Im Moment führt genau diese Seite die Debatte“, sagte Korte der „Welt“.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, kritisierte in der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Wir brauchen jetzt keine Personaldebatte. Doch Sahra Wagenknecht führt sie permanent.“

Lafontaine für 2013?

Die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei hatte Lafontaine als Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 ins Spiel gebracht - gemeinsam mit dem Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi.

Die Linke im Saarland, wo Lafontaine Fraktionsvorsitzender ist, wies Berichte über eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik jedoch zurück. Eine Sprecherin der Landespartei sagte am Dienstag auf dapd-Anfrage: „Das ist Spekulation, und an Spekulationen beteiligen wir uns nicht.“ Zu möglichen politischen Plänen Lafontaines gebe es „nichts Neues“.

Der frühere SPD-Vorsitzende und einstige Bundesfinanzminister hatte sich Anfang 2010 nach einer Krebsoperation aus der Bundespolitik zurückgezogen. Kurz darauf gab Lafontaine sein Bundestagsmandat und kurz darauf auch den Vorsitz der Bundespartei auf, blieb aber Linke-Fraktionschef im saarländischen Landtag. (dapd)