Washington. . Zwölf Männer und Frauen entscheiden darüber, ob Jackson-Arzt Murray schuldig ist oder nicht. Alle waren irgendwann einmal in ihrem Leben Fans des King of Pop. Bervor die Geschworenen nominiert wurden, mussten sie einen Hindernis-Parcours überstehen.
Auf sie kommt es am Ende an: Sieben Männer und Frauen, zwischen 32 und 57, der eine Schulbusfahrer oder Briefträger, die andere Marketingexpertin oder Chemikerin, werden Ende Oktober darüber zu entscheiden haben, was Millionen von Michael Jackson-Fans bewegt: Hat der „König des Pop“ sich am 25. Juni 2009 selbst eine tödliche Überdosis aus Schlafmitteln und dem Narkotikum Propofol verabreicht – oder war es sein Hausarzt Dr. Conrad Murray?
Nach dem aufreibenden Auftakt im Prozess gegen den der fahrlässigen Tötung angeklagten Mediziner, der dramatische Fotos und bewegende Tonaufnahmen zutage förderte, standen die Geschworenen am Mittwoch im Landgericht von Los Angeles erneut über viele Stunden unter Dauerbeschuss der Zeugenaussagen. Bevor das Dutzend nominiert war, musste es einen, durch die deutsche Justiz-Brille betrachtet, spektakulären Hindernis-Parcours bewältigen. Anhand eines Kataloges von 113 teils sehr privaten Fragen versuchten Richter Michael Pastor und die Vertreter von Anklage und Verteidigung herauszufinden, wem von den ursprünglich rund 400 Bewerbern ein faires Urteil zugetraut werden kann.
Wer Anzeichen von Voreingenommenheit zeigte, wurde ausgesiebt.
In welchem Maße die gewaltige Medienberichterstattung nach Jacksons Tod auch nur im Ansatz Vorfestlegungen im Bewusstsein eines potentiellen Geschworenen erzeugt haben könnte, spielte dabei die Hauptrolle. Wer die kleinsten Anzeichen von Voreingenommenheit zeigte, wurde umgehend ausgesiebt. Bestanden haben den Test am Ende Männer und Frauen, die mehrheitlich angaben, dass sie irgendwann in ihrem Leben einmal Fans von Michael Jackson waren. Darunter fünf Latinos mit kubanisch-mexikanischen Wurzeln und ein Afro-Amerikaner.
Bevor sie „im Namen des Volkes“ Recht sprechen sollen, wartet eine anspruchsvolle Aufgabe auf sie. „Das hier wird ein sehr wissenschaftliches Verfahren“, prophezeite Chef-Verteidiger Ed Chernoff schon am ersten Tag. Wohl wahr. Im Minutentakt wurde die Jury mit biochemischen Haupt- und Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln bombardiert. Für Peter Arenella, Rechtsprofessor an der renommierten UCLA-Universität, eine Nebenkriegsschauplatz. Am Ende komme es darauf an, sagte er, ob die Jury bei Jackson eine starke eigene Verantwortung für seinen offenkundig extremen Medikamentenmissbrauch erkennt. Oder ob sie den tödlichen Ausgang vorwiegend seinem Hausarzt anlasten wird.
Was die Jury darüber denkt, bleibt einstweilen streng geheim. Die Geschworenen werden zwar nicht, wie von der Verteidigung gefordert, für die Dauer des Prozesses in einem Hotel kaserniert. Aber sie dürfen weder Zeitungen lesen, die sich mit dem Prozess beschäftigen, noch sich über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter zum Fall äußern.
Trauer um Michael Jackson