Los Angels/Essen. .

Museumspläne, Mordgerüchte und ein TV-Marathon. Ein Jahr nach seinem Tod beschäftigt der „King of Pop“ die Welt wie eh und je. Ab Freitag dürfen erstmals auch ganz normale Fans das Grab des schillernden Stars besuchen.

Michael Jackson ist tot. Gestorben am 25. Juni 2009, 14.26 Uhr Ortszeit Los Angeles. Zumindest das gilt als gesichert. Obwohl man nicht lange suchen muss im Internet, um Menschen zu finden, die ihn gesehen haben wollen seitdem. Immerhin: Elvis war nicht dabei. Trotzdem darf man diese Sichtungen wohl unbeachtet lassen. „Jacko” also ist tot, das ist sicher. Und tot, so traurig das klingt, ist er mehr wert als lebend. Auch das ist sicher.

Sonst aber ist auch ein Jahr nach seinem Tod vieles ungeklärt. Er starb wohl an zu viel „Propofol”, einem Narkosemittel, das gewöhnliche Menschen bei Magen- oder Darmspiegelungen bekommen. Jackson nahm es, wenn er nicht schlafen konnte. Und er konnte fast nie schlafen. Sein Leibarzt Conrad Murray hat es ihm am Todestag injiziert. „Michaels Mörder” nennen ihn Jackson-Fans seitdem. Die Justiz allerdings ist dieser Einschätzung nicht gefolgt und hat Murray nur wegen „fahrlässiger Tötung” angeklagt.

Doch selbst diese Anklage steht auf wackeligen Beinen. Weil noch immer niemand weiß, was wirklich passiert ist in den letzten Stunden des „King Of Pop”. Bis auf Murray vielleicht. Der sagt, er habe „alles getan, um Jackson ins Leben zurückzuholen”. Andere sagen, sie hätten zur fraglichen Zeit ausgiebig mit dem Arzt telefoniert. Im August soll der Prozess gegen Murray beginnen. Bis dahin darf er weiter praktizieren.

Undurchsichtige Finanzlage

Auch die finanzielle Lage des Superstars ist zwölf Monate nach seinem Tod „undurchsichtig”. Vorsichtig ausgedrückt. Mal heißt es, er hatte zum Zeitpunkt seines Ablebens 300 Millionen Dollar Schulden, dann waren es gleich eine halbe Milliarde. Nach anderen Rechnungen hat er gar keine Miesen, war sogar dick im Plus. Schon weil er 50 Prozent des Musikverlages besaß, der die Rechte an den alten Beatles- und Elvis-Songs hält, deren Wert auf mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt wird.

Fest steht, dass seine Erben nicht darben müssen. Hauptbegünstigte sind Michaels drei Kinder und ihre Oma Katherine – Jacksons Mutter. Allerdings bekommen Prince Michael I und II sowie ihre Schwester Paris ihr Erbe erst zum 30. Geburtstag ausgezahlt. Bis dahin kriegen sie und ihre Großmutter immerhin 90000 Dollar pro Monat.

Pa will ein Museum

Joseph „Joe
Joseph „Joe" Jackson, der Vater von Michael Jackson, gilt als umstrittene Figur rund um den Nachlass. Der Mann, zu dem der King of Pop zeitlebens ein äußerst gespaltenes Verhältnis hatte, will nun ein Museum für den Verstorbenen eröffnen. Foto: ddp © ddp

Opa Joe, Michaels Papa, kriegt gar nichts, will aber trotzdem ein 300 Millionen Dollar teures Museum zu Ehren seines Sohnes eröffnen. Michael, sagt Joe Jackson, habe sich „so etwas immer gewünscht”. Er kann das sagen. Michael kann sich ja nicht mehr wehren.

Deshalb kann eigentlich jeder alles sagen. „Jacko war schwul”, behauptet ein Arzthelfer namens Jason Pfeiffer. Er habe ein Verhältnis mit ihm gehabt. Und Ola Ray, Jacksons Partnerin im „Thriller”-Video sagt, sie bekomme noch Geld vom Sänger. Die Fans in aller Welt scheint das nicht zu stören. Sie haben auch längst verdrängt, dass ihr Idol schon Jahre vor seinem Tod musikalisch weitgehend abgewirtschaftet hatte und eine Zeit lang öfter vor Gericht als auf der Bühne stand - ohne allerdings je verurteilt zu werden. Als Toter ist Jacko ohne Fehl und Tadel.

Neuer Plattenvertrag

Unter anderem deshalb lässt er sich so gut vermarkten. Zwar hat der Sänger keinen Nummer-Eins-Hit mehr landen können, dafür aber kontinuierlich Platten verkauft - nach Angaben des US-Branchenblattes „Billboard” weltweit rund 33 Millionen Alben. Allein das hat den Erben rund 383 Millionen Dollar gebracht - und einen neuen Plattenvertrag. 200 Millionen Dollar zahlt Sony Music für zehn Projekte rund um den Verstorbenen. Alben mit unveröffentlichten Songs sollen erscheinen und alte Hits neu abgemischt werden. Filme sind geplant, Videospiele in der Entwicklung.

Freitag aber wird erst einmal kollektiv getrauert. Auch auf dem „Forest Lawn”-Friedhof bei Los Angeles”. Zum ersten Todestag sollen erstmals auch Nicht-Angehörigen den Zutritt zur Ruhestätte des „King of Pop“ erhalten. Allerdings „mit gebührender Distanz”, wie ein Friedhofssprecher betont. Zumindest das hat sich bei Michael Jackson nicht geändert.

  • Pro7 zeigt am Donnerstag die Michael-Jackson-Kinodokumentation. Am Anschluss läuft ein Focus TV-Spezial. Das ZDF sendet am Freitag, 1.05 Uhr, das Münchner Konzert von Jacksons „HIStory Tour“ (1997). Am Todestag wiederholt RTL die Hommage „100 Prozent Michael Jackson“ (23.15 Uhr)