Berlin. . Beim Besuch von Papst Benedikt XVI droht ein Eklat im Bundestag. 100 Abgeordnete wollen die Rede des katholischen Kirchenoberhaupts im Parlament boykottieren. Grünen-Abgeordnete wollen mit Aids-Schleifen protestieren.

Einen Tag vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. wächst die Sorge vor einem Eklat. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles mahnte im WAZ-Gespräch „Respekt“ an. Bis zu 100 Parlamentarier wollen der Rede fern bleiben. Der Boykott der Papst-Rede vor dem Bundestag ist für Nahles „unhöflich“. Damit die Lücken nicht auffallen, sollen die freien Plätze deshalb mit ehemaligen Abgeordneten besetzt werden.

Für den deutschen Papst könnte sich das Wort bewahrheiten, wonach der Prophet nichts im eigenen Land gilt. Tausende wollen in Berlin auf die Straße gehen. Die Grünen tragen den Protest ins Hohe Haus. Demonstrativ setzten sie für heute eine Debatte über die Homo-Ehe an. Sie wollen über die Gleichstellung im Adoptions- und Steuerrecht debattieren.

Grüne wollen mit Aids-Schleife vor Papst protestieren

Kein zeitlicher Zufall, wie ihr Fraktionsmanager Volker Beck gegenüber betonte: „Auch wenn der Papst kommt, wir lassen uns das Debattieren nicht verbieten.“ Grünen-Abgeordnete wollen zur Papst-Rede die rote Schleife der Aids-Bewegung tragen. Ein Teil der Kritiker nimmt an der Sexuallehre der katholischen Kirche Anstoß. Andere halten den Auftritt für unvereinbar mit der Neutralität des Staates. „Damit muss der Papst leben“, sagte Linken-Chefin Gesine Lötzsch. Sie selbst will ihm zuhören. Er solle „seine Stimme gegen die Willkür der Banken und Hedgefonds“ erheben und die Regierung auffordern, die Beteiligung an Kriegen zu beenden, so Lötzsch.

Für den Protest hat CDU-Vize-Chefin Annette Schavan „kein Verständnis “. Der Papst sei nicht nur Kirchen-Oberhaupt, „sondern auch einer der größten Denker unserer Zeit“. Auch Nahles erinnerte, „wir haben auch George W. Bush und Wladimir Putin im Bundestag angehört“. Man müsse nicht allem zustimmen, was Benedikt XVI. sage.

Schavan will sich nicht tagelang „mit denen beschäftigen, die fern bleiben“. Sie erhoffe sich vom Gast wichtige Impulse. Ein Treffen mit Missbrauchsopfern wäre „gerade für unsere Arbeit am Runden Tisch ein starkes Signal“. Dabei darf es nach den Worten von Lötzsch aber nicht bei Gesten bleiben. Es müsse auch Wiedergutmachung geben. „Vor allem aber muss der Papst dafür sorgen, dass sich solche Fälle nicht wiederholen“, fügte Lötzsch hinzu.

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