Duisburg.

Ein ganzer Bus voller Pilger macht sich am Freitag von Duisburg auf den Weg nach Erfurt, um den Papst reden zu hören.

„In aller Herrgottsfrühe“ fährt Stadtdechant Bernhard Lücking zusammen mit den Gemeindemitgliedern der Pfarrei Liebfrauen los, um am Samstagmorgen pünktlich zum Besuch von Benedikt XVI in Erfurt zu sein. „Dort hält er um 9 Uhr eine Messe, für uns ist das ein bewegendes Erlebnis“, so Lücking.

Die Euphorie um den Papstbesuch wird nicht von allen Duisburgern geteilt. „Ich bleibe seiner Rede am Donnerstag im Bundestag fern“, erklärt Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas (SPD), denn sie sei bei einer Sitzung in Duisburg. „Aber auch wenn ich in Berlin wäre, würde ich nicht hingehen“, fügt sie entschieden hinzu. Für sie sei Religion etwas Persönliches und es widerstrebe ihr eine Religionsfigur im Bundestag reden zu hören.

SPD-Kollege Johannes Pflug hingegen geht hin: „Der Papst ist ein Intellektueller und ich bin gespannt, was er zu sagen hat“. Er könne aber auch Politiker verstehen, die nicht zuhören wollten. „Das ist eine ureigenste Entscheidung, ich will meine Kollegen dafür nicht kritisieren.“

Ganz anderer Meinung ist CDU-Ratsherr Josef Wörmann: „Es gehört sich nicht, der Rede fernzubleiben“, sagt er, „es ist ja nicht so, dass der Papst sich selber eingeladen hätte, sondern die Fraktionsspitzen haben dies getan. Da kann man nicht einfach sagen: Da gehe ich nicht hin“. Trotzdem werde er sich den Papst nicht live ansehen, sondern lediglich den Gottesdienst im Fernsehen verfolgen. „Große Massenveranstaltung sind nichts für mich“.

Auch der Stadtdechant findet die Debatte um die Papstrede unangemessen: „Es ist beschämend, wie der Papst in seinem Heimatland begrüßt wird. Kein anderes Land würde so reagieren.“ Er hat Papst Benedikt bereits mehrmals bei öffentlichen Veranstaltungen erlebt: „Das ist ein ganz persönliches Erlebnis“, schildert er seine Erfahrungen. Auch Johannes Paul II. habe er schon getroffen.

Der Bundestagsabgeordnete Pflug findet, dass die Debatte bereits im Vorfeld zu hitzig geführt geworden ist: „Die Sache wurde von den Medien und der katholischen Kirche viel zu sehr problematisiert“. Man könne einen bekennenden Atheisten nicht zwingen, sich eine Rede des Papstes anzuhören. Er denke aber, dass Benedikt XVI. für die Verweigerer Verständnis habe: „Der Papst ist ein Humanist.“