Linke will vom Papst Signal gegen "das große Geld"
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Das große Geld darf nicht länger die Welt regieren. Diese Botschaft soll Papst Benedikt XVI bei seiner Rede im Bundestag setzen, fordert Gesine Lötzsch im Interview.
Was erwarten Sie von der Papstrede?
Lötzsch: Das Oberhaupt der Katholischen Kirche muss sich ganz klar für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen und seine Stimme gegen die Willkür der Banken und Hedgefonds erheben. Seine Botschaft sollte sein, dass nicht das große Geld die Welt länger regieren darf. Zudem erwarte ich, dass er sich ganz klar für eine friedliche Welt positioniert und die Bundesregierung auffordert, die Beteiligung an Kriegen zu beenden.
Wie stehen Sie zu der Frage, ob der Papst im Bundestag reden darf?
Lötzsch: Parlamentspräsident Lammert hat den Papst eingeladen. Die Einladung finde ich in Ordnung.
Teile von SPD und Grünen sowie die halbe Linksfraktion wollen der Rede fernbleiben. Schaden sie dem Ansehen des Parlaments?
Lötzsch: Bei uns gilt die Meinungsfreiheit als hohes Gut. Demonstrationsfreiheit ist in der Verfassung verankert, damit muss der Papst leben. Ich habe Verständnis für diejenigen, die sich die Rede nicht anhören wollen, weil sie zum Beispiel die Sexualmoral, das Frauenbild oder das Kondomverbot des Papstes ablehnen.
Wäre es nicht ein Gebot der Höflichkeit, den Papst als Staatsoberhaupt anzuhören?
Lötzsch: Ja, deshalb werde ich der Rede auch folgen. Wichtig ist für mich, dass die Spitzen von Fraktion und Partei teilnehmen. Aber wie gesagt: Ich verstehe alle, die sich lieber an Aktionen beteiligen, die sich kritisch mit dem Besuch auseinandersetzen.
Was halten Sie denn am Papst für so kritikwürdig?
Lötzsch: Er sollte nicht hinter der Position seines Vorgängers zurückfallen. Johannes Paul II. sagte, das Scheitern des Sozialismus bedeute nicht den einseitigen Sieg des Kapitalismus. Er müsse gebotene Korrekturen an diesem System vornehmen. Darauf warten auch viele Katholiken. Doch bisher hat sich da nicht viel getan. Vom Papst habe ich dazu noch nichts gehört.
Offenbar will der Papst die Missbrauchsopfer treffen. Ein richtiger Schritt?
Lötzsch: Es ist ein Zeichen. Wichtig ist für die Opfer, was dabei herauskommt. Dabei darf es nicht nur bei Gesten bleiben, es muss auch Wiedergutmachung geben und vor allem muss der Papst dafür sorgen, dass sich solche Fälle nicht wiederholen.
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