Berlin. .
Der 18-Jährige, der am Karsamstag in einem Berliner U-Bahnhof einen Mann niedergeschlagen und gegen den Kopf getreten hatte, soll vor einer Mitschülerin mit der Tat geprahlt haben. Bei einem Geständnis hatte er angegeben, sich an nichts zu erinnern.
Nach der brutalen Attacke auf dem Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße hat sich der Angeklagte Torben P. einer Mitschülerin anvertraut. Die 17-Jährige sagte Dienstag vor dem Berliner Landgericht aus, dass der Gymnasiast ihr nach der Tat demonstriert habe, wie er mit einer Flasche auf das Opfer eingeschlagen und auf den Kopf getreten habe. Er habe geweint und sei "ein bisschen" betrunken gewesen, sagte sie.
Der 18-Jährigehatte zu Prozessbeginn ein Geständnis abgelegt. Der Gymnasiast gab aber an, sich an die Tritte nicht erinnern zu können. Ihm werden versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Am Karsamstag soll er auf dem Bahnsteig der U-Bahnlinie 6 nach einem Streit einen 29-Jährigen mit einer Flasche niedergeschlagen und ihm viermal mit voller Kraft auf den Kopf getreten haben. Das Opfer erlitt eine Gehirnerschütterung, mehrere Platzwunden und einen Nasenbeinbruch. Die Attacke war von Überwachungskameras gefilmt worden und hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.
In dem seit einer Woche laufenden Verfahren muss sich ein Freund des Hauptangeklagten wegen unterlassener Hilfeleistung und Körperverletzung mitverantworten. Er soll bei der Attacke tatenlos zugesehen und danach gemeinsam mit seinem Komplizen auf einen 22-jährigen Mann aus Bayern eingeschlagen haben, der Torben P. vom Opfer wegziehen wollte. Auch der Mitangeklagte ist geständig.
Angeklagter hatte der Zeugin Blutflecken an seiner Hose und seinen Schuhen gezeigt
Die Mitschülerin war am Abend der Tat mit den Angeklagten auf der Geburtstagsfeier einer Freundin gewesen. Torben P. habe "gute Laune" gehabt, sagte die 17-Jährige. Als aggressiv habe sie den Angeklagten auch in der Schule nie erlebt. "Er ist ein netter Typ. Er ist ruhig und ein Streber." Ihren Angaben nach haben beide Angeklagte bei der Feier Wodka oder Weinbrand mit Cola getrunken und als Erste die Party verlassen. Torben P. habe aber "nicht so betrunken ausgesehen wie sein Freund", sagte sie. Als sie ihn zufällig Stunden später wiedertraf, sei er "wesentlich betrunkener" gewesen.
Nach Angaben der Jugendlichen traf sie Torben P. nachts in der U-Bahn an, wo er "heulend und zitternd" in einer Ecke hockte. Sie seien dann gemeinsam zu einem Spielplatz gegangen, weil er jemanden zum Reden brauchte. Dort habe der Angeklagte ihr erzählt, was vorgefallen sei. Ihren Angaben nach erzählte er, wie er auf dem Weg zur U-Bahn erst einige Mädchen und dann "den Jungen blöd angemacht" habe. Auf dessen Reaktion hin sei er "ausgerastet". "Er meinte, dass er gar nicht weiß, warum er so reagiert hat", sagte die Zeugin.
Er habe ihr dann noch die Blutflecken an Schuh und Hose gezeigt und nachgestellt, wie er auf den Mann eingeschlagen und -getreten habe. Von dem mitangeklagten Freund habe Torben damals berichtet, dass dieser das Opfer zwar mit "angemacht" habe, dann aber wie erstarrt gewesen sei, als er mit Schlagen angefangen habe. (dapd)