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Willkommen im Talkshow-Karussell 2011! Reinhold Beckmann fürchtet sich vor dem neuen Sendeplatz. Frank Plasberg tritt mit “Hart aber fair“ gegen Günther Jauchs Erfolgsquiz „Wer wird Millionär?“ an – obwohl Jauch eigentlich Plasbergs neuer Senderkollege ist. Und Anne Will ist am späten Mittwochabend gestrandet. Ein Überblick.

Fünf Tage, fünf Köpfe, fünf Talkshows: So einfach kann Programmplanung in der ARD manchmal sein. Verkauft wird die Talkshow-Offensive als ein Mehr an Information. An vieren der fünf Tage beginnen die „Tagesthemen“ zudem einheitlich um 22.15 Uhr. Programmdirektor Volker Herres nennt das die „größte Struktureform des Ersten Deutschen Fernsehens“.

Verbunden war das jedoch mit Konzessionen, keiner der Talker im Ersten sollte murren, keiner zu sehr benachteiligt werden. Auch die Dokumentationen (zuvor montags, 21 Uhr) sollten nicht untergehen. Doch statt mehr tiefgründiger Dokus - die nun ins Spätprogramm gewandert sind – präsentiert die ARD nach Aussagen des Medienwissenschaftlers Bernd Gäbler „noch eine Talkshow, noch eine Talkshow, noch eine Talkshow“. Gäbler ist Verfasser der Studie „.. und unseren täglichen Talk gib uns heute!“ der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung. Er weist schon jetzt darauf hin, dass sich in der deutschen Talklandschaft Themen doppeln, Politik zur Show gemacht werde und die immer wieder gleichen Gäste auftauchen. Selbst die ehemalige ARD-Talk-Queen Sabine Christiansen beschwerte sich in einem Zeitungsinterview, dass es „ein bisschen viel“ gesellschaftspolitische Talkshows gebe. Das sei schade, weil „es sich damit etwas abnutzt“.

Themen-Doppelungen sollen vermieden werden

Mehrmals wöchentlich werden dann wahrscheinlich wieder die üblichen Gäste – oder besser „Talkshow-Sitzmöbel“ – zu ähnlichen Themen diskutieren. Aber die ARD verspricht selbstverständlich: Unnötige Doppelungen sollen durch eine „redaktionsübergreifende Datenbank“ verhindert werden. Einheitsbrei werde es nicht geben, jede Sendung habe ihre eigene „Farbe“, setze „eigene Akzente“. Doch selbst Reinhold Beckmann fragt sich, ob die Datenbank ein „bürokratisches Planungsmonster“ wird.

Ein Überblick über die künftige „Fünf Tage“-Woche des Talks im Ersten:

Sonntag (21.45 Uhr bis 22.45 Uhr):
Der perfekte Sendeplatz nach dem Sonntagskrimi gehört nun nicht mehr Anne Will, sondern Günther Jauch . Seine erste Sendung läuft am 11. September 2011, zehn Jahre nach den Terroranschlägen in den USA. Der 55-Jährige will den Begriff des „Politischen“ weiter fassen, hat er angekündigt. Es könne auch mal um Doping im Sport gehen, sagte er kürzlich. Eine Sendeminute kostet mehrere Tausend Euro.

Montag (21 Uhr bis 22.15 Uhr):
Frank Plasberg muss nun mit „Hart aber fair“ ab dem 5. September in den ersten Minuten gegen seinen neuen Talk-Kollegen Günter Jauch antreten. Ausgerechnet in den Minuten, in denen Zuschauer übers Ein- oder Ausschalten entscheiden, unterhält Jauch die RTL-Zuschauer mit dem Erfolgsquiz „Wer wird Millonär?“.

Dienstag (22.45 bis 0 Uhr):
„Menschen bei Maischberger“
startet am 30. August auf dem üblichen Sendeplatz. Für Sandra Maischberger ändert sich nicht viel. Ihre Talk-Sendung sei, so die ARD, eines der „zentralen Foren des gesellschaftspolitischen Diskurses im deutschen Fernsehen“ - und soll das bleiben.

Mittwoch (22.45 bis 0 Uhr):
Verliererin? Nein, dass sei sie nicht und sie sei auch nicht wütend auf Jauch, sagte sie der WAZ Mediengruppe. Doch „Anne Will“ (ab 31. August) ist nun am späten Mittwochabend gestrandet. Wäre sie eine Stunde früher dran, könnte sie wenigstens noch ein paar Zuschauer mehr dank des „Film-Mittwochs“ im Ersten gewinnen. Dann wären auch Themenabende – wie zuvor sonntags hin und wieder nach dem Tatort – denkbar gewesen. So allerdings muss Anne Will in den num 75-minütigen Format kreativer sein als zuvor am Sonntag: Der neue Sendeplatz ist kein Selbstläufer mehr.

Wechselt den Sendeplatz: Reinhold Beckmann. (Foto: Getty)
Wechselt den Sendeplatz: Reinhold Beckmann. (Foto: Getty)

Donnerstag (22.45 Uhr bis 0 Uhr):
Reinhold Beckmann musste vom Dienstag auf den Donnerstag weichen und nun „jedem Zuschauer eine Umzugskarte schicken“, wie er jüngst im „Spiegel“-Interview quengelte. In der Premierenwoche (1. September) tritt „Beckmann“ auf dem ungewohnten Sendeplatz gegen den ersten Teil der ZDF-Dokumentation „Nine Eleven - Der Tag, der die Welt veränderte“ an. Beide Sendungen dürften ein ähnliches Publikum ansprechen.

In der zweiten Woche wird’s nicht besser. Dann kehrt im ZDF die charmante Maybrit Ilner mit ihrer Polit-Talkshow aus der Sommerpause zurück. Und auch im eigenen Haus gibt’s Konkurrenz: Weil Neu-ARD-Talker Günther Jauch schon einmal vorsorglich Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) auf seine Gästeliste geschrieben haben soll, habe er, so Beckmann, „zwei Wochen hintereinander den Papst eingetragen. Mal mit Dalai Lama und mal ohne“.