Essen. . Medienexperte Gäbler hält Polit-Talks für TV-Amüsement, Ökonom Wolfram Richter für zu teuer. Die ARD-Spitze ist sauer. Kann ARD-Chefredakteur Thomas Baumann die Kritik entkräften?
Richter hatte unterstellt, dass sich die Honorare der ARD-Talker über die Minutenpreise ihrer Sendungen errechnen lassen. „Das ist grober Unfug“, kontert ARD-Chefredakteur Baumann. Seine Rechnung sieht so aus: Freie Firmen liefern dem Ersten fertige Sendungen. Die ARD stellt den Unternehmen ein Budget zur Verfügung, mit dem sie Studios, Technik, Techniker, Redaktion und Sekretariate finanzieren müssen. „Und dann geht es auch um das Honorar der Moderatoren.“ Deren Höhe? Geheim.
„Überdurchschnittlich viele Großthemen“
Zudem lassen die unterschiedlichen Längen der Talkshows – mal 60, mal 75 Minuten – die Minutenpreise schwanken. „Daneben gilt: Sendungen mit Publikum im Studio und mit einer höheren Zahl von Einspielfilmen machen Gesprächssendungen teurer.“
Zugleich wies Baumann die Kritik des TV-Experten Gäbler zurück, bei den Talks gebe es allzu viele thematische Überschneidungen mit allzu wenig Wechsel bei den Gästen: „Das liegt schon am Ehrgeiz der Redaktionen, auf deren Findigkeit ich baue.“ Allerdings räumte der ARD-Grande ein: „In 2011 hatten wir überdurchschnittlich viele Großthemen.“ Dabei denkt er an Fukushima und die Atom-Debatte, die Revolutionen im arabischen Raum und nicht zuletzt an die Rücktritte von FDP-Parteichef Westerwelle und Verteidigungsminister Guttenberg. Und noch etwas: „Es gibt nur wenige Leute, die bereit sind, unbequeme Meinungen so deutlich und so pointiert zu vertreten wie beispielsweise Arnulf Baring in Anne Wills Sendung über Rüstungsexporte.“
Reportagen sollen dem Publikum den Kick geben
60 Jahre ARD mit Schimanski, Jim Knopf und der Lindenstraße
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Apropos unbequem. TV-Analytiker Gäbler unterstellt der ARD, die traditionellen Politmagazine schleichend durch Talks zu ersetzen. Eine Tatsache kann auch ARD-Talkkoordinator Baumann nicht leugnen: „Bei den politischen Magazinen hat es vor längerer Zeit eine Verknappung von 45 auf 30 Minuten gegeben.“ Inzwischen jedoch zeichnet sich eine Trendwende ab. Baumann: „Wir haben weiter zwei politische Magazine im Hauptabendprogramm. Das Verbrauchermagazin ,Plusminus’ erhält auf dem neuen Sendeplatz Mittwoch, 21.45 Uhr, sogar fünf zusätzliche Sendeminuten.“ Und: „Die Redaktionen dieser Magazine werden im Programm wieder präsenter. Sie produzieren eine Sommerstaffel von fünf 30-Minuten-Reportagen, vier davon laufen im Hauptabendprogramm.“ Baumann sieht sie als „Filme, die wie die ,KiK-Story’ viel Aufmerksamkeit verursachen werden“.
Und was meinen die öffentlich-rechtlichen Plauderer zu der Debatte? ZDF-Talkerin Maybrit Illner wollte, ähnlich wie ihre Kollegenschar vom Ersten, „nichts“ dazu sagen.
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