Köln/München. . Das Erste hat sich mit jeder Menge Prominenz verstärkt. Mit Opdenhövel und Pflaume, Jauch und Gottschalk sagt die ARD dem Privatsender RTL den Kampf an. Die ARD will wieder die Führung im Fernsehmarkt übernehmen.

Matthias Opdenhövel und Kai Pflaume, Günther Jauch und Thomas Gottschalk – das Erste war Shopping-Tour. Der ARD sind die prominenten Neuzugänge nicht nur lieb, sondern auch teuer. Dahinter steckt ein kühner Plan: Das Erste will wieder die Nummer eins im Fernsehmarkt werden – eine Kampfansage an RTL.

Als ARD-Programmchef Volker Herres Mitte Juli den Wechsel von Thomas Gottschalk vom Zweiten zum Ersten verkündete, sprach Stolz aus jeder Silbe: „Mit der Verleihung des Grimme-Preises an Thomas Gottschalk in diesem Jahr war diese Entwicklung natürlich angelegt.“

Über Geld mochte die Chef-Etage des gebührenfinanzierten Senderverbundes indes, wie so oft, nicht sprechen. Klar ist aber, dass der lange Blonde nicht für eine Handvoll Euro zum Ersten rübermacht – allein deshalb, weil der 61-jährige Gaudi-Bursch die Qual der Wahl hatte. Dagegen hatten Monika Piel, ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin, und Thomas Bellut, amtierender ZDF-Programmdirektor und gewählter Sender-Chef, beim Bieterkampf um Gottschalks Vertrag eher die Wahl der Qual: Vergolden oder Verzichten.

Talente wie Claus Lufen und Jan Böhmermann haben keine Chance

Ähnlich lief es bei Günther Jauch. Die ARD wollte den 55-Jährigen unbedingt von RTL loseisen – und das, obwohl oder vielleicht gerade weil er der öffentlich-rechtlichen Truppe beim ersten Anlauf 2007 eine lange Nase gedreht hatte. Weil zwei sich um Jauch stritten, war er der lachende Dritte. Kein Wunder, dass sein künftiger Polit-Talk am Sonntagabend ein ausnehmend teurer Spaß wird. Jauchs Etat liegt bei 10,5 Millionen Euro, für Produktionskosten und Honorar. 39 Ausgaben sind geplant. Pro Sendeminute sind 4487 Euro fällig. Kein Moderator kostet die Gebührenzahler mehr. Dabei wird schon für „Anne Will“ mit 3164 Euro das Dreifache einer durchschnittlichen Sendeminute im Ersten fällig.

Alle vier ARD-Neuzugänge haben Talenten – vom smarten Fußball-Experten Claus Lufen bis zum schrägen Comedian Jan Böhmermann – eines voraus: Sie bringen Glanz mit.

Der Glanz vertrauter Namen soll altes Publikum halten und neues bringen

Der Glanz vertrauter Namen soll altes Publikum binden und neue Zuschauergruppen locken. Das gilt vor allem für Matthias Opdenhövel in der „Sportschau“ und für Thomas Gottschalk, der den komatösen Vorabend der ARD fitspritzen soll. Die Beiden haben einen doppelten Auftrag: den Marktanteil des Ersten steigern und zugleich die Sendezeit für die werbetreibende Wirtschaft attraktiv machen, solange Spots und Sponsoring bei den Öffentlich-Rechtlichen noch erlaubt sind.

Das Erste greift aber nicht nur am Vorabend an. Mit Allzweck-Showstar Kai Pflaume und der Talk-Armada von Jauch & Co. will das Erste die Spitze im Gesamtmarkt zurückerobern. Bereits im Vorjahr verdrängte RTL die ARD vom Spitzenplatz, und auch im ersten Halbjahr dieses Jahres spielt das Erste – trotz ESC und Frauenfußball-WM – nur die zweite Geige.

Dabei werden die ungeliebten TV-Gebühren stärker als je zuvor mit Publikumserfolgen gerechtfertigt. Und mehr noch als das ZDF steht die ARD unter Druck: Der Senderverbund unterhält mit neun Landesrundfunkanstalten einen riesigen Apparat.