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Die Idee, Schwarzfahrten online zu organisieren, ist das neue Facebook-Phänomen. Innerhalb weniger Stunden gab es Nachahmer in Dortmund, Essen, Düsseldorf und Bochum. Die Verkehrsunternehmen reagieren aber gelassen: „Wir sind schneller.“

Die Hamburger Facebook-Seite „Schwarzfahren Hamburg“ ist am späten Mittwochabend gelöscht worden – und direkt durch einen Nachfolger ersetzt worden. Dort sind auch schon wieder über 1000 Nutzer aktiv, um vor Kontrolleuren in öffentlichen Verkehrsmitteln zu warnen. Warum die erste Seite mit mehr als 6500 digitalen Freunden gelöscht wurde, ist noch unklar. Facebook äußerte sich auf Nachfrage nicht zu der gelöschten Seite. Unter Nutzern wird spekuliert, dass das mediale Interesse und sekündlich mehr Nutzer die Gründe gewesen sein könnten. Die Administratoren der beliebten Facebook-Seite, so wird vermutet, könnten möglicherweise im Hinblick auf rechtliche Konsequenzen zurückgeschreckt sein.

Doch während die Hamburger Seite dicht gemacht wurde, gründeten sich fast zeitgleich neue Schwarzfahrer-Facebookseiten in Bochum, Essen und Düsseldorf. Die Schwarzfahrer in Dortmund organisieren sich schon einen Tag länger bei Facebook. Am Donnerstagnachmittag „gefällt“ 200 Nutzern die Seite. „Wie bei Schwarzfahren Hamburg. sehr nice!“, schreibt ein Besucher. Ein anderer kritisiert die Idee, durch Schwarzfahren Fahrtkontrollen entgehen zu wollen: „Schmarotzer“, nennt er die Nutzer der Seite. Auch Gisela Becker, Pressesprecherin der Hamburger Verkehrsbetriebe, bekräftigt gegenüber DerWesten: „Ich finde es merkwürdig, wenn Schwarzfahren als Kavaliersdelikt oder sportliche Übung gesehen wird.“

Deutsche Bahn gelassen: „Im Endeffekt sind wir schneller.“

Thomas Steffen, Pressesprecher der Dortmunder Stadtwerke DSW 21, bewertete das neue Facebook-Phänomen als relativ harmlos: „Die Seite gefällt ein paar Leuten. Mir zwar nicht. Aber ich bin sicher, dass das Brandmarken von Kontrolleuren und das Schwarzfahren als Haltung von unseren Kunden nicht akzeptiert wird.“ Ähnlich äußerte sich Sabine Tkatzik, Pressesprecherin vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR): „Die Informationen auf Facebook-Seiten haben für lokale Linien eine geringe Halbwertszeit, weil kein Kontrolleur kontinuierlich auf einer Linie unterwegs ist.“ Die Deutsche Bahn kritisiert derartige Seiten: „Dieses Verhalten dort ist nicht richtig, weil das eine Leistungserschleichung ist. Aber im Endeffekt: Wir sind schneller als die Onlinetipps“, sagte ein Bahnsprecher im Gespräch mit DerWesten.

Was auf den frisch eingerichteten Facebook-Gruppen im Ruhrgebiet später los sein könnte, zeigt ein Blick auf die Hamburger Seite. Dort posten die User Beiträge wie: „*Eilmeldung* 4 Kontrolleure in Montur haben um 9:40 Barmbek (S1) Richtung Poppenbüttel eine Schwarzfahrerin in weißer Bluse hopps genommen.“ Oder der Beitrag eines anderen Nutzers, der wie eine Täterbeschreibung klingt: „s-stellingen 4 hvv heinis 3 männer 1 frau . Die frau schwarze hose rosa hemd schwarze hose. Man mit halb glatze schwarze jacke/hose weißes hemd . Zweiter mann schwarze hose/weste und ein hellblaues hemd . Dritter mann schwarze hose und ein hell graues hemd. Alle ca 35-45 jahre.“

Aber nicht nur vor Kontrolleuren im Nahverkehr warnen sich die Facebook-Nutzer. Auch die aus dem Radio bekannten Radarfallen-Meldungen sind im sozialen Netzwerk angekommen. Bottroper informieren sich dort - ähnlich wie ihm Radio - über die neuesten Blitzer-Warnungen.