Nairobi. . Im Laufe der schweren Hungersnot am Horn von Afrika haben bereits rund 740 000 Somalier ihr Land verlassen. Die Luftbrücke für die Hungernden musste von den Vereinten Nationen wegen Zollproblemen auf den heutigen Mittwoch verschoben werden.

Die Luftbrücke für die Hungernden am Horn von Afrika kommt nur mit Verzögerungen in Gang. Der für Dienstag geplante Start eines ersten Flugzeugs mit energiereicher Nahrung musste in der kenianischen Hauptstadt Nairobi wegen Zollproblemen auf den heutigen Mittwoch verschoben werden.

Besonders dramatisch blieb die Lage in Somalia, wo sich vor der Hungersnot laut UNO im Juli rund 40 000 Menschen in die Hauptstadt Mogadischu flüchteten. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) wollte eigentlich bereits am Dienstag die Luftbrücke auf die Beine stellen und an Bord eines Flugzeugs 14 Tonnen Nahrung nach Mogadischu bringen. Wegen einer ausstehenden Genehmigung der Zollbehörden habe es aber noch nicht abheben können, sagte ein Sprecher. Dies soll voraussichtlich heute möglich sein.

Für die nächsten Tage waren weitere Flüge nach Mogadischu, aber auch in die äthiopische Stadt Dolo und ins kenianische Wadschi an der Grenze zu Somalia geplant. Der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), hielt derweil eine weitere Aufstockung der deutschen Hungerhilfe für Ostafrika für denkbar. Die Bundesregierung werde es „nicht zulassen, dass dort Menschen sterben, wenn es wirklich nur am Geld liegt“, sagte er dem SWR. Sowohl im Auswärtigen Amt wie auch im Entwicklungsministerium gebe es noch „Töpfe“ für weitere humanitäre Hilfe. Nooke riet zugleich dazu, auch über Aufbauhilfen für die Landwirtschaft zu sprechen. Die Bundesregierung hatte angekündigt, ihre Hungerhilfe von gut 15 Millionen auf über 30 Millionen Euro zu erhöhen.

Ein heillosen Durcheinander und Plünderungen

Allein in Somalia bedroht die Hungerkrise rund 3,7 Millionen Menschen. Die UNO hatte vor knapp einer Woche für Teile des Landes offiziell eine Hungersnot erklärt. Vor ihr flüchteten nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) allein in diesem Monat rund 40 000 Somalier in die Hauptstadt Mogadischu. Etwa 30 000 weitere Hungernde seien im Laufe des Julis in Flüchtlingslagern rund um Mogadischu eingetroffen. Die verheerende Lage habe zu einem heillosen Durcheinander und zu Plünderungen geführt, daher stünden einige der „Schwächsten und Verwundbarsten mit leeren Händen da“, erklärte das UNHCR.

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) erklärte zudem, täglich passierten etwa 3500 Somalier die Grenzen zu Kenia und Äthiopien. Im Laufe der schweren Hungersnot am Horn von Afrika verließen demnach bereits rund 740 000 Somalier ihr Land. Nach Angaben von UNICEF sind in Somalia, Äthiopien, Kenia und Dschibuti bereits über 2,3 Millionen Kinder akut mangelernährt. (afp)