Mihag Gedi Farahs ist sieben Monate jung. Nur leider wiegt der Säugling gerade mal so viel wie ein Neugeborenes: 3400 Gramm. Die Rippen zeichnen sich unter der schwarzen Haut ab, die großen Augen quellen aus dem Gesicht hervor. Vor diesen Bildern, die uns den Atem stocken lassen, die unser Herz berühren, können wir uns in diesen Tagen nicht verschließen. Und wir sollten es auch nicht. Afrika hungert, wir sollten helfen.
So simpel der Satz klingt, so groß sind die Sorgen. Soll man Geld nach Somalia spenden? In dieses politisch instabile Bürgerkriegsland, wo die al Shabaab-Miliz mit aller Gewalt einen islamistischen Staat errichten will und Hilfstransporte zu verhindern versucht? Die Antwort ist: Ja. Die Menschen am Horn von Afrika brauchen unsere Hilfe. Und zwar sofort. Jeder Tag, der vergeht, kostet Menschenleben.
Soforthilfe ist das eine. Langfristige Unterstützung das andere. Somalia beispielsweise hat seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr, ausländische Hilfsorganisationen wurden aus Südsomalia verbannt. Bewässerungskanäle oder Brunnen sind während der vielen Konflikte zerstört worden. Selbst wenn es regnen würde, die Landwirte hätten keine Möglichkeit, Wasser zu speichern. Deshalb fordert die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zu Recht, den Wiederaufbau zu forcieren und Landwirte zu unterstützen.
Doch auch die angrenzenden Länder wie Äthiopien oder Kenia, wo täglich mehr als 1300 Flüchtlinge aus Somalia in überfüllten Lagern Hilfe suchen, dürfen nicht vergessen werden. Denn während auf der einen Seite mehr als zehn Millionen Menschen hungern, verpachtet Äthiopien auf der anderen Seite fruchtbares Ackerland an ausländische Investoren in Korea oder Malaysia, die ihren Profit damit machen. Mit Ackerland, das Leben retten könnte.
Diese strukturellen Probleme zu lösen, muss sich die Weltgemeinschaft zur Aufgabe machen. Deutschland muss sich hier noch stärker engagieren – auch aus ganz egoistischen Gründen. Langfristige Struktur-Unterstützung kommt den Westen deutlich günstiger als Notfallhilfe bei immer wiederkehrenden Hungersnöten.