Rom. Die Vereinten Nationen haben zur Linderung der Hungersnot in Ostafrika für Mittwoch zu einer internationalen Geberkonferenz nach Nairobi eingeladen. Dabei sollen 1,1 Milliarden Euro gesammelt werden. Deutschland sagt Erhöhung der Soforthilfe zu.

Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat zur Linderung der Hungersnot in Ostafrika für Mittwoch zu einer internationalen Geberkonferenz nach Nairobi eingeladen. Dabei sollen bis zu 1,6 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) gesammelt werden, um den Hungernden in Somalia und anderen Regionen am Horn von Afrika zu helfen. Der Termin wurde während einer Dringlichkeitssitzung der FAO am Montag in Rom bekannt gegeben.

Die „katastrophale“ Dürre verlange „massive und dringende internationale Hilfe“, sagte FAO-Generalsekretär Diouf. Frankreichs Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire warnte, der Hunger werde „der Skandal des Jahrhunderts“, wenn nicht die notwendigen Maßnahmen getroffen würden. Das FAO-Treffen sei „eine Frage von Leben und Tod für zehntausende Menschen“.

Bundesregierung stockt Nothilfe auf

Nach Angaben von UN-Vertretern in Rom spendete die Weltgemeinschaft seit einem ersten Hilfsappell im November 2010 rund eine Milliarde Dollar (696 Euro). Bis zum Jahresende werde aber noch eine weitere Milliarde gebraucht.

Die Bundesregierung erhöhte ihre Hilfen von gut 15 Millionen auf über 30 Millionen Euro, wie Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ankündigte. Die EU habe ihre Hilfen zudem auf 160 Millionen Euro verstärkt. Deutschland sei daran mit 20 Prozent beteiligt. Es gehe darum, „so viele Menschenleben wie möglich zu retten“, erklärte der Minister.

Die Weltbank will mehr als 500 Millionen Dollar (348 Millionen Euro) an Hilfen für die von der Dürre betroffenen Regionen bereitstellen. Zwölf Millionen Dollar sollen in die Soforthilfe für die vom Hungertod bedrohten Menschen fließen, wie Weltbankpräsident Robert Zoellick ankündigte. Der Großteil des Geldes soll jedoch in längerfristige Projekte investiert werden

„Hungersnot der Kinder“

Die Chefin des Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran, sagte, die Not der Kinder in Somalia sei „das Schlimmste, was ich je gesehen habe“. In den Flüchtlingslagern habe sie Frauen getroffen, deren Kinder in ihren Armen gestorben seien. Andere hätten ihre Babys auf der Flucht zurückgelassen und die „entsetzliche Entscheidung“ treffen müssen, nur die stärksten Kinder zu retten. Ab Dienstag will das WFP ihren Angaben zufolge eine Luftbrücke für Kinder in Mogadischu, im Osten Äthiopiens und im Norden Kenias einrichten.

Auch UNICEF-Direktor Anthony Lake sprach von einer „Hungersnot der Kinder“. In Somalia, Äthiopien, Kenia und Dschibuti seien bereits über 2,3 Millionen Kinder akut mangelernährt. Über 500.000 von ihnen seien so ausgezehrt, dass nur eine sofortige Behandlung ihr Leben retten könne. Die Leiterin der FAO-Nothilfeprogramme in Afrika, Cristina Amaral, sagte der Nachrichtenagentur AFP, im 21. Jahrhundert eine Hungersnot ausrufen zu müssen, sei „etwas Unmoralisches“. Die Geberländer müssten jetzt Geld für die Soforthilfe, aber auch Mittel für langfristige Hilfe zur Verfügung stellen.

Vor dem Krisentreffen forderten auch zahlreiche Musiker und Schauspieler eine Verstärkung der Hilfsanstrengungen. Die Staaten müssten in Rom ihre Hilfszusagen bekanntgeben und das Geld „ohne Aufschub und ohne Umschweife“ bereitstellen, hieß es in einer Erklärung, die unter anderem von dem irischen Sänger Bob Geldof, dem britischen Regisseur Stephen Fry und den deutschen Schauspielern Jana Pallaske und Michael Mittermeier unterzeichnet wurde. Es sei „unvorstellbar, dass 2011 jemand noch an Hunger sterben kann“. (dapd/afp)