Paris. . Frankreichs Sozialisten jubilierten schon: Ihr Präsidentschaftskandidat Dominique Strauss-Kahn schien reingewaschen von allen Vorwürfen. Doch die neuerliche Anzeige zerstört alle Hoffnungen. DSKs politische Karriere ist vorbei.

Nach der Wende in seinem New Yorker Vergewaltigungsprozess droht Dominique Strauß-Kahn nun in Frankreich ein Sexual-Strafverfahren. Die Autorin Tristane Banon will den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Dienstag wegen einer neun Jahre zurückliegenden versuchten Vergewaltigung anzeigen, wie ihr Anwalt am Montag ankündigte. In der Sozialistischen Partei wurden derweil Zweifel an einem politischen Comeback von Strauss-Kahn laut. Es sei unwahrscheinlich, dass er nächstes Jahr Präsident Nicolas Sarkozy herausfordern werde, sagte ein Parteisprecher.

Banon hatte Strauss-Kahn nach seiner Verhaftung im Mai der versuchten Vergewaltigung beschuldigt. Er habe sie 2002 auf dem Weg zu einem Interview sexuell bedrängt. Sie habe seinerzeit auf Anraten ihrer Mutter, einer Kommunalpolitikerin der Sozialisten, auf eine Strafanzeige gegen den Freund der Familie verzichtet. Heute bedauere sie die Entscheidung, sagte die zur Zeit der angeblichen Tat 22 Jahre alte Frau.

Strauss-Kahn ließ am Montag über seine Anwälte erklären, er habe Banons Pläne zur Kenntnis genommen. Die Vorwürfe seien indes "erfunden" und er habe seine Anwälte damit beauftragt, Banon wegen Verleumdung zu verklagen.

Gravierende Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens

Strauss-Kahn wird in den USA der versuchten Vergewaltigung einer Hotelangestellten beschuldigt. Weil die Staatsanwaltschaft allerdings gravierende Zweifel an der Glaubwürdigkeit der 32-jährigen Hauptbelastungszeugin hat, hob ein New Yorker Gericht am Freitag den Hausarrest gegen Strauss-Kahn auf. Der Vorwurf ist damit aber nicht vom Tisch. Seinen Pass erhielt er nicht zurück.

Die französischen Sozialisten rechnen indes nicht mehr mit einer Kandidatur Strauss-Kahns für das Präsidentenamt. Das sei das unwahrscheinlichste Szenario, sagte Parteisprecher Benotit Haman. Aber selbst wenn der Ex-IWF-Chef die Frist für die Bewerbung um die Kandidatur am 13. Juli verfehlen sollte, würde die Parteispitze einen späteren Antrag nicht unbedingt blockieren. Die Vorwahl der Sozialisten findet im Oktober statt.

Bis zu seiner Verhaftung im Mai galt Strauss-Kahn als wahrscheinlicher Kandidat der Sozialisten für das Präsidentenamt. (rts)