Paris. . Der gefallene Hoffnungsträger der französischen Sozialisten könnte plötzlich wieder im Rennen um die Präsidentschaft sein: Nach der Aufhebung des Hausarrests gegen Dominique Strauss-Kahn wollen sie Kandidatur gegen Nicolas Sarkozy.

Der gefallene Hoffnungsträger der französischen Sozialisten könnte plötzlich wieder im Rennen um die Präsidentschaft sein. Zumindest werden nach der Aufhebung des Hausarrests gegen Dominique Strauss-Kahn immer mehr Stimmen in seiner Partei laut, die fordern, dass er bei der Wahl 2012 gegen Präsident Nicolas Sarkozy antritt.

Die neuen Zweifel an den Aussagen der Klägerin - eines Zimmermädchens, das Strauss-Kahn sexuelle Nötigung vorwirft - haben dem ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei vielen seiner Parteifreunde rehabilitiert, obwohl die Anklage bestehen bleibt und er auch die USA nicht verlassen darf.

Der frühere sozialistische Kulturminister Jack Lang rief DSK - wie er in Frankreich kurz genannt wird - am Samstag auf, zurückzukehren. „Er wäre ein guter Kandidat“, sagte Lang und sprach damit vielen Sozialisten aus der Seele. Denn die Festnahme Strauss-Kahns Mitte Mai in New York traf die Partei hart, die in dem populären und international erfahrenen Politiker die Chance sah, den Élysée-Palast zurückzuerobern.

„Unser Land braucht DSK“

Parteichefin Martine Aubry war zögerlich als mögliche Kandidatin nachgerückt, doch jetzt könnte die Entscheidung über einen sozialistischen Kandidaten verschoben werden. „Unser Land braucht DSK“ erklärte der prominente Sozialist Jean-Marie Le Guen. Und seine Parteikollegin Michele Sabban rief zu einer „Pause des Anstands“ auf. „Wenn Dominique Strauss-Kahn freikommt, bitte ich die Sozialistische Partei den Vorwahlprozess zu unterbrechen“, sagte sie.

Und sogar François Hollande, größter Rivale Strauss-Kahns in der Partei, sagte, er sei bereit, abzuwarten. Die Vorwahl der Sozialisten ist für den Oktober geplant, mögliche Kandidaten müssen sich bis zum 13. Juli deklarieren. „Ich bin bereit dafür, dass das Datum auf Ende August verlegt wird, damit es keine Einschränkungen gibt“, sagte Hollande.

Zukunft bleibt ungewiss

Doch Strauss-Kahns Zukunft bleibt ungewiss wie zuvor, am 18. Juli muss er erneut vor einem New Yorker Gericht erscheinen. Sollte er letztlich tatsächlich freigesprochen werden, könnte aber in Frankreich eine weitere Anklage gegen ihn warten. Dort behauptet eine junge Journalistin, sie sei während eines Interviews im Jahr 2002 von DSK angegriffen worden.

Und auch die Popularität des ehemaligen IWF-Chefs, der in Umfragen vor dem Skandal deutlich vor Sarkozy lag, könnte angegriffen sein. Auch wenn viele Franzosen nach der Festnahme Strauss-Kahns zunächst an eine Verschwörung glaubten. „Sein Image hat sich geändert. Die Franzosen kannten ihn nicht wirklich“, sagt der Politologe Bruno Cautres. Sein Ruf bei den sozialistischen Wählern sei wegen seiner Affären, aber auch wegen der Berichte über sein Vermögen und das seiner Frau beschädigt. Es könnte sehr schwer für ihn werden - nahezu unmöglich -, seine alte Stellung wieder zu erlangen, sagt Cautres. (dapd)