Berlin. . Der Kampf gegen Ehec ist nicht zu Ende. „In Deutschland wird es künftig immer wieder zu Ehec-Ausbrüchen kommen“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er forderte eine Verbesserung des Meldesystems bei Infektionskrankheiten.

Auch nach der Lokalisierung der Ehec-Infektionsquelle ist der Kampf gegen den gefährlichen Darmkeim nicht zu Ende. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte davor, angesichts der Erfolge der vergangenen Tage bei der Ermittlung der Ehec-Übertragungswege zu früh Entwarnung zu geben. "Ehec-Erreger sind weltweit auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland wird es künftig immer wieder zu Ehec-Ausbrüchen kommen", sagte er der „Bild am Sonntag“ (BamS).

Wie das Robert-Koch-Institut am Sonntag in Berlin mitteilte, sind bislang in Deutschland 34 Menschen an EHEC beziehungsweise am durch die Keime ausgelösten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) gestorben. Dazu kommt ein weiterer Todesfall in Schweden.

Meldeweg zu lang

Als eine Ursache für die starke Ausbreitung der Epidemie sieht Lauterbach die schwerfällige Übermittlung von Krankheitsdaten. "Die Kliniken müssen in Zukunft jeden EHEC-Fall direkt per Mail an das Robert-Koch-Institut melden", verlangte der SPD-Gesundheitsexperte. Die bisherige Meldekette vom Gesundheitsamt vor Ort über das Landesgesundheitsamt an das RKI dauere mindestens eine Woche. Dies sei "viel zu lang". Lauterbach forderte deswegen eine elektronische Meldepflicht.

Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr sprach sich für ein besseres Meldeverfahren aus. Am Samstag war der Nachweis erbracht worden, dass das Bakterium in Sprossen übertragen wurde.

Lauterbach erwartet massive Folgeschäden für Ehec-Erkrankte. „Etwa 100 Patienten sind so stark nierengeschädigt, dass sie ein Spenderorgan brauchen oder lebenslang zur Dauerdialyse müssen“, sagte der SPD-Politiker.

Lauterbach kündigte eine Untersuchung im Gesundheitsausschuss an. „Die Kliniken müssen in Zukunft jeden Ehec-Fall direkt per Mail an das Robert-Koch-Institut melden“, forderte er. Die bisherige Meldekette vom örtlichen Gesundheitsamt über das Landesgesundheitsamt an das RKI dauere mindestens eine Woche. „Wir werden im Gesundheitsausschuss untersuchen, wie viele Erkrankungen durch eine elektronische Meldepflicht hätten verhindert werden können.“

RKI war angeblich mehrere Tage nicht erreichbar

Auch nach Ansicht Bahrs gehört das Meldeverfahren auf den Prüfstand. Ich kann nicht verstehen, warum die heutigen technischen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft werden. Hier muss die Kommunikation schneller werden“, wird der FPD-Politiker in der „BamS“ zitiert.

Der Direktor des Dresdner Uniklinikums, Gerhard Ehninger, berichtete dem Berliner „Tagesspiegel am Sonntag“ zufolge, er habe an Himmelfahrt versucht, Informationen über die Ehec-Infektion einer Patientin an das RKI weiterzugeben. Über die Hotline habe er jedoch erfahren, dass von den Experten bis Montag niemand erreichbar sei.

Erst vier Tage nach seiner Alarmmeldung habe er einen Rückruf vom RKI bekommen, danach habe sich niemand mehr bei ihm gemeldet, sagte Ehninger den Angaben zufolge. Ein RKI-Sprecher bezeichnete dies in der Zeitung als „schwer vorstellbar“: Schon lange vor Himmelfahrt sei wegen Ehec ein Lagezentrum eingerichtet worden, das permanent erreichbar gewesen sei. Außerdem gebe es - unabhängig von Ehec - eine infektionsepidemiologische Hotline, bei der auch immer jemand Dienst habe.

Weitere Mitarbeiterinnen in Bienenbüttel infiziert

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte am Samstag mitgeteilt, dass der Darmkeim an Sprossen eines Biohofes im niedersächsischen Bienenbüttel vom gleichen Typ O104 gewesen sei wie der Erreger, den man bei erkrankten Menschen gefunden habe. Offen ist aber noch, wie der Erreger zu den Sprossen kam. Epidemiologen werden laut der Europäischen Kommission weiter die Verbindungen zwischen Ehec-Patienten und dem Sprossenzuchtbetrieb untersuchen. Dort wurde der Ehec-Erreger bei zwei weiteren Mitarbeiterinnen nachgewiesen, bereits im Mai waren drei Beschäftigte erkrankt. Die Mitarbeiterinnen des Betriebes verzehrten regelmäßig die dort erzeugten Sprossen, sagte der Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, Thomas Spieker. Deshalb sei dort die vermutliche Infektionsursache zu sehen. (dapd/afp))