Futaba.. Die japanische Regierung hat das Sperrgebiet um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima abgeriegelt. Anwohner können jetzt nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren. Sie sollen vor radioaktiver Strahlung geschützt werden.
Die japanische Regierung hat in der Nacht auf Freitag (Ortszeit) das Sperrgebiet um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi abgeriegelt, um zu verhindern, dass Zehntausende ehemalige Bewohner der Evakuierungszone in ihre Häuser zurückkehren. Die Regelung diene dem Schutz vor radioaktiver Strahlung und der Verhinderung von Diebstählen, hieß es. Im Falle eines Verstoßes droht demnach eine Strafe von bis zu 100.000 Yen (rund 830 Euro) oder bis zu 30 Tagen Haft. Ein neues Nachbeben der Stärke 6,1 richte am Abend offenbar keine weiteren Schäden an.
Die Regierung hatte zuvor die Einrichtung des Sperrgebiets verkündet und den Bewohnern eine Frist bis Mitternacht gegeben, um ein letztes Mal in ihre Häuser zurückzukehren. Regierungssprecher Yukio Edano sagte, die Behörden würden den Besuchern kurze Aufenthalte in den evakuierten Gebieten ermöglichen. Es dürfe jeweils eine Person pro Haushalt mit dem Bus für maximal zwei Stunden in die Gegend zurückkehren, um notwendige Habseligkeiten einzusammeln. Teilnehmer müssten sich anschließend auf radioaktive Strahlung hin untersuchen lassen, sagte er. Im Umkreis von drei Kilometern um die Atomanlage Fukushima-Daiichi herum seien Besuche nicht erlaubt, sagte ein Sprecher der japanischen Atomaufsichtsbehörde, Hidehiko Nishiyama.
Bauern wollten Vieh nicht allein lassen
Am Donnerstagabend verblieben noch rund 40 Menschen in dem Sperrgebiet, die meisten von ihnen Bauern, die ihr Vieh nicht alleine lassen wollten, sowie ältere, bettlägerige Menschen. Lokale Behörden versuchten sie zu überzeugen, die Evakuierungszone doch noch zu verlassen, sagte ein Sprecher der japanischen Atomsicherheitsbehörde.
Arbeiten im Problem-Reaktor
Neben den 40 Menschen sind nach Regierungsangaben noch 3.400 Kühe, 31.000 Schweine und 630.000 Hühner in dem Sperrgebiet. Die meisten der knapp 80.000 Bewohner in der Evakuierungszone hatten das Gebiet bereits verlassen, als es am 12. März evakuiert worden war.
Bewohner eilen in Evakuierungszone
Bewohner eilten am Donnerstag teilweise in Schutzkleidung, mit Gesichtsmasken und Regenausrüstung in die verlassenen Städte im Umkreis der Atomanlage zurück, um vor Inkrafttreten des Zutrittsverbots so viele Habseligkeiten mitzunehmen wie möglich. Die meisten von ihnen rasten in Autos durch die Zone, dabei waren die Autofenster verschlossen und die Fahrzeuge mit Kleidung und Wertsachen vollgepackt.
„Dies ist unsere letzte Chance, aber wir werden nicht lange bleiben“, sagte der Röntgentechniker Kiyoshi Kitajima, der in das Krankenkhaus in der Stadt Futaba eilte, in dem er arbeitete, um Ausrüstung mitzunehmen.
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan besuchte am Donnerstag Fukushima, um Arbeiter in einem Zentrum für Atomkrisenmanagement aufzumuntern. Er kam mit Behördenvertretern und Flüchtlingen aus der Evakuierungszone zusammen, um die Einrichtung der Sperrzone zu diskutieren. (dapd)