Tokio. .
Das neuerliche Beben im Nordosten Japans hat zu Vorfällen in mehreren Atomkraftwerken des Landes geführt. Im Reaktor 2 des Akw Onagawa in der Präfektur Miyagi schwappte leicht radioaktives Wasser aus einem Abklingbecken für Brennstäbe, wie die Atomsicherheitsbehörde und die Betreiberfirma am Freitag mitteilten. Die gemessene Strahlung sei aber deutlich unter den Grenzwerten geblieben. Auch an anderen Stellen im AKW seine kleine Wasserpfützen entdeckt worden. Das Atomkraftwerk war nach dem Beben und Tsunami vom 11. März heruntergefahren worden.
Nach Angaben eines Mitarbeiters der Atomsicherheitsbehörde fielen in Onagawa sowie in den Kraftwerken Rokkasho und Higashidori in der Präfektur Aomori externe Stromversorgungssysteme für Kühlanlagen aus. In jedem der betroffenen AKW liefen aber Notsysteme.
Das Atomkraftwerk Onagawa liegt rund 100 Kilometer nördlich des Unglückatomkraftwerks Fukushima 1. Dort gab es nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde und der Betreiberfirma Tepco keine weiteren Schäden durch das erneute Erdbeben.
In Tokio kamen Gebäude ins Wanken
Knapp vier Wochen nach dem schweren Erdbeben in Japan war das Katastrophengebiet am Donnerstag erneut von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Das Beben hatte Behörden-Angaben zufolge eine Stärke von 7,4. Bei dem neuen Beben kamen nach neuesten Angaben von Medien und Behörden mindestens vier Menschen ums Leben. Rund 140 Menschen seien verletzt worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde starb eine 63 Jahre alte Frau, als ihr Beatmungsgerät infolge eines durch das Beben verursachten Stromausfalls aussetzte.
Noch in der mehr als 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio kamen Gebäude ins Wanken. Für die Nordostküste Japans wurde eine Tsunami-Warnung ausgegeben, später aber wieder aufgehoben. Dieselbe Region war am 11. März von einem Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert und von einer Riesenwelle verwüstet worden. Das dabei havarierte Atomkraftwerk Fukushima kam am Donnerstag laut Betreiber Tepco davon: Es seien keine Auswirkungen festgestellt worden. In weiten Teilen Nord-Japans fiel der Strom aus.
Schwerstes Beben seit Katastrophe im März
Die Erde bebte kurz vor Mitternacht Ortszeit. Es handelte sich den japanischen Behörden zufolge um das bisher schwerste Nachbeben nach den verheerenden Erdstößen vom März. Damals waren rund 28.000 Menschen getötet worden oder werden noch immer vermisst. Am Donnerstag blieb die gefürchtete Flutwelle zunächst aus. Ein Reuters-Fotograf berichtete aus Oshu, nahe des Epizentrums des jüngsten Bebens, von weitreichenden Stromausfällen. Auch in seinem Hotel gebe es keine Elektrizität, und ein Wasserrohr sei geborsten. "Alles fiel runter. Mein Zimmer ist ein einziges Chaos."
Der Fukushima-Betreiber Tokyo Electron Power (Tepco) teilte mit, an dem schwer beschädigten Atomkraftwerk seien keine Auswirkungen der neuen Erdstöße festgestellt worden. Seit Wochen ringen Techniker darum, die Anlage wieder unter Kontrolle zu bringen. Diese Arbeiter seien nach dem Beben am Donnerstag in Sicherheit gebracht worden, so Tepco.
Die neuen Erdstöße in Japan sorgten auch an den internationalen Märkten für Unruhe. Der Ölpreis sank, weil eine weiter nachlassende Nachfrage aus Japan befürchtet wurde. Auch die US-Börsen gaben nach. (afp/rtr)