Hannover. . Drei Wochen nach Erdbeben und Tsunami in Japan drohen ersten deutschen Firmen ernste Probleme. Hersteller und Händler melden oder erwarten Lieferengpässe. Nun treffen sich Wirtschaft und Politik
Drei Wochen nach Erdbeben und Tsunami in Japan drohen ersten deutschen Firmen ernste Probleme. „Wir gehen davon aus, dass es bei einzelnen Unternehmen zu Lieferunterbrechungen kommen könnte“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, am Montag auf der Hannover Messe.
Der Hightech-Verband Bitkom veröffentlichte eine Umfrage, wonach 17 Prozent der Hersteller und Händler schon Lieferengpässe bei Geräten, Komponenten oder Bauteilen meldeten. Am Donnerstag treffen sich Spitzenverbände der Industrie im Bundeswirtschaftsministerium, um die Lage zu bewerten, wie Keitel ankündigte. Darunter seien der Maschinenbau und die Chemieindustrie.
Keitel sagte, Japan habe „auf einigen Produktmärkten, etwa für elektronische Steuer- und Speicherbausteine, eine weltweit dominierende Stellung“. Das Land sei bei den Einfuhren nach Deutschland zwar nur auf Platz 14. Aber über Umwege könne das Problem doch Deutschland erreichen. „Wenn Japan nicht nach China liefert, kann China nicht nach Deutschland liefern“, sagte der BDI-Chef. China sei aber von Teilen aus Japan abhängig.
Die deutschen Maschinenbauer müssen nach eigenen Angaben bisher keine Produktion wegen fehlender Zulieferteile aus Japan stoppen. Japan produziert laut Verband der Elektroindustrie ZVEI weltweit zehn Prozent aller elektronischen und elektrotechnischen Bauteile. Die deutschen Elektroeinfuhren aus Japan betragen rund acht Milliarden Euro im Jahr, wie es hieß.
Bitkom berichtet von höheren Preisen
„Die Nachwirkungen des Bebens, des Tsunamis und des Reaktor-Unglücks wirken sich immer stärker auf die weltweite Lieferkette im Hightech-Sektor aus“, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer in Berlin. Neben Endgeräten werden in Japan wichtige Vorprodukte, Bauteile oder Komponenten für die Hightech-Industrie wie Wafer, Chips oder Sensoren gefertigt.
Laut der Bitkom-Umfrage registrieren 17 Prozent der Hersteller und Händler aktuell Lieferengpässe bei Geräten, Komponenten oder Bauteilen. 19 Prozent erwarten Einschränkungen in den kommenden Wochen und 29 Prozent in den kommenden Monaten. Nur ein Fünftel rechnet mit keinerlei Auswirkungen.
Die Katastrophe in Japan hat auch Folgen für die Preise. 21 Prozent der Hersteller und Händler beobachten bereits Preissteigerungen bei Produkten, Komponenten oder Bauteilen, wie die Umfrage weiter ergab. 21 Prozent rechnen mit Preissteigerungen in den kommenden Wochen, 17 Prozent in den kommenden Monaten. 19 Prozent erwarten keine Preissteigerungen, und 10 Prozent sind unentschieden. (dapd)