Berlin. . Das Atomunglück in Japan wirft nach Ansicht von Bundesumweltminister Röttgen grundsätzliche Fragen zur Kernenergie auf. „Das ist schon eine Zäsur“, sagte er in der ARD. Auch Merkel will Konsequenzen für Deutschland prüfen.
Nach dem Atomunfall in Japan will Umweltminister Norbert Röttgen eine neue Grundsatzdebatte über die Zukunft der Kernenergie. Dabei gehe es nicht nur um die Frage von Laufzeiten, sondern um die Beherrschbarkeit des Restrisikos, sagte der CDU-Politiker der ARD. Womöglich müsse der Übergang zu einer anderen Energieversorgung beschleunigt werden. „Dass wir weg wollen, ist klar“, sagte der Minister.
„Ich finde, dass dieser Debatte nicht ausgewichen werden darf, auch nicht kann“, sagte Röttgen in den „Tagesthemen“ am Samstagabend. Er sprach nach dem Unglück im japanischen Kraftwerke Fukushima von einem fundamentalen Einschnitt. „Das ist schon eine Zäsur, weil jetzt doch das passiert ist, was man immer gesagt hat, das kann nicht passieren, wir haben alle Sicherungen dagegen - das ist etwas sehr Veränderndes“, sagte der Umweltminister.
„Wir brauchen eine andere Energieversorgung“
Die Bundesregierung habe die Kernenergie trotz der Verlängerung der Laufzeiten um durchschnittlich zwölf Jahre im vergangenen Herbst immer als „Auslaufmodell“ betrachtet. Nun gehe es darum, ob die „Brücke“ zum Zeitalter der erneuerbaren Energien verkürzt werden könne.
„Wir werden selbstverständlich alle Erfahrungen, die nun vorliegen auch auswerten“, sagte Röttgen. „Es stellt sich auch diese Frage, ob wir diese Brücke, das Verlassenkönnen der Kernenergie, die Erreichbarkeit neuer regenerativer und anderer Energiequellen nicht noch beschleunigen können.“ Nach dem Unglück in Japan sei „nochmal die Dringlichkeit bewusst geworden, dass wir eine andere Energieversorgung brauchen“. Es gehe um eine Grundsatzfrage der Menschheit, schneller zu anderen Versorgungsmöglichkeiten zu kommen. „Die Fragen der Vertretbarkeit sind neu gestellt“, sagte der Minister.
„Ohne Rücksicht auf Kosten und Geld“
Röttgen erinnerte daran, dass Japan sehr hohe Sicherheitsstandards habe und das Unglück trotzdem geschehen sei. In Deutschland müsse der höchstmögliche Standard für die Atomkraftwerke gelten und durchgesetzt werden - und zwar „ohne Rücksicht auf Kosten und Geld“. Ein entsprechender „dynamischer Sicherheitsstandard“, der sich nach dem jeweils neuesten technischen Stand richtet, sei bereits beschlossen. „Das muss so sein, da scheue ich keine Diskussion“, sagte der Minister.
Kanzlerin Angela Merkel hatte angekündigt, nach dem Reaktorunglück in Japan Konsequenzen für Deutschland zu prüfen. Die Bundesregierung wisse zwar um Sicherheit der heimischen Atomkraftwerke. Nach dem Vorfall in einem technisch entwickelten Land wie Japan könne man aber in Deutschland nicht zur Tagesordnung übergehen. (dapd/rtr)