Tokio. . Japan bereitet sich auf ein weiteres schweres Erdbeben vor. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 70 Prozent in den nächsten drei Tagen. Die japanische Polizei rechnet eigenen Angaben zufolge mit mehr als 10.000 Todesopfern in der Region Miyagi.

Nach dem Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami bereitet sich Japan auf ein weiteres schweres Beben vor. Es gebe eine Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent, dass das Land in den kommenden drei Tagen von einem Erdbeben der Stärke "sieben oder mehr" erschüttert werde, sagte Takashi Yokota von der Wetterbehörde am Sonntag.

Nach dem Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami rechnet die japanische Polizei allein im Nordosten des Landes mit mehr als zehntausend Toten. Mehr als zehntausend Menschen könnten in der Provinz Miyagi ums Leben gekommen sein, sagte der örtliche Polizeichef am Sonntag vor Journalisten. Miyagi lag dem Epizentrum des Bebens vom Freitag am nächsten. Bereits am Samstag hatten japanische Medien berichtet, dass allein in der Hafenstadt Minamisanriku in der Provinz 10.000 Menschen vermisst würden.

Der Tsunami zerstörte am Freitag weite Teile der Nordostküste Japans. Medienberichten zufolge wird die Zahl der Toten und Vermissten wahrscheinlich auf über 1800 steigen. Die Behörden haben zudem keinen Kontakt zu etwa 10.000 Einwohnern einer Kleinstadt. Das entspricht der Hälfte der Bevölkerung.

Warnung vor Stromknappheit

Nach dem schweren Erdbeben in Japan wird in der Hauptstadt Tokio sowie in mehreren anderen Städten des Landes die Elektrizität rationiert. Dabei werde es vorübergehend zu vollständigen Stromausfällen kommen, wie das Versorgungsunternehmen Tokyo Electric Power am Sonntag mitteilte.

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    Die geplanten Ausfälle sollen den Angaben zufolge jeweils drei Stunden dauern und am Montag beginnen. Hintergrund seien erwartete Engpässe in der Versorgung, nachdem mehrere wichtige Atomkraftwerke infolge des Erdbebens sowie des anschließenden Tsunamis aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen werden mussten. Die Behörden baten die Bürger des Landes um Verständnis. Die zur Verfügung stehende Leistung sei durch die Kraftwerksschließungen um rund 25 Prozent geringer als gewöhnlich, sagte der japanische Handelsminister Banri Kaieda.

    Tepco werde die von ihm versorgte Region in fünf Abschnitte aufteilen, die im Rotationsprinzip jeweils drei Stunden lang vom Netz genommen werden sollten, teilte die japanische Behörde für Naturressourcen und Energie mit. Diese planmäßigen Einschnitte würden vermutlich mehrere Wochen dauern, sagte Behördenchef Tetsuhiro Hosono. Insgesamt wurden elf der rund 50 Reaktoren in Japan nach dem Atomunfall abgeschaltet. Zehn davon gehören zu den Atomanlagen Fukushima 1 und Fukushima 2.

    Angesichts der drohenden Stromknappheit bat Japan Russland um zusätzliche Lieferungen von Flüssigerdgas. Der russische Regierungschef Wladimir Putin versicherte am Samstagabend, Moskau werde alles tun, um dem Nachbarn zu helfen. Die Japaner stünden vor einer "riesigen Trauer und Tragödie", sagte Putin. Nach Angaben des für Energie zuständigen stellvertretenden Ministerpräsidenten Igor Seschin prüft der staatliche Energiekonzern Gazprom derzeit die Möglichkeit, zwei Tanker mit einer Kapazität für jeweils 100.000 Tonnen Flüssiggas nach Japan umzuleiten.

    THW-Helfer in Japan eingetroffen

    Die japanische Polizei hat nach eigenen Angaben in dem von dem Erdbeben und dem Tsunami betroffenen Küstenstreifen im Norden des Landes weitere 200 Tote gefunden. Die Leichen würden jetzt geborgen, sagte ein Polizeisprecher in der Stadt Miyagi am Sonntag. Nähere Einheiten nannte er zunächst nicht. Die Behörden gehen offiziell von mehr als Tausend Toten aus, fast 10.000 Menschen gelten noch als vermisst.

    Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo mussten in ganz Japan 300.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen harren in Notunterkünften aus. Fünfeinhalb Millionen Menschen hätten keinen Strom. In normalerweise betriebsamen Vierteln in der Hauptstadt Tokio herrschte am Samstagabend Leere. Die wenigen Besucher von Bars und Restaurants verfolgten im Fernsehen die Berichterstattung über die Rettungseinsätze für die Erdbebenopfer.

    Unterdessen traf ein Team des Technischen Hilfswerkes aus Deutschland in Tokio ein. Damit befinden sich 44 THW-Kräfte in Japan. Ihre Aufgabe sei, die deutsche Botschaft bei der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zu unterstützen, teilte das THW mit. (dapd/afp/rtr)