Guttenberg/Köln. . Die Sympathiebekundungen für den zurückgetretenen Minister Guttenberg werden vom Netz auf die Straße getragen: Am Samstag wollen mehrere Hundert Fans in Guttenbergs Heimatort demonstrieren, auch in Köln ist eine Aktion geplant.

Im oberfränkischen Guttenberg werden am Samstag mehrere hundert Fans des zurückgetretenen Verteidigungsministers erwartet. Im Heimatort von Karl-Theodor zu Guttenberg beginnt um 13.00 eine „Sympathiekundgebung für den Bundesminister a.D.“, wie der Kreisvorsitzende der Jungen Union, Marc Benker, sagte. Er fügte hinzu: „Wir wappnen uns für einen Ansturm.“

Pro-Guttenberg-Demonstrationen gibt es zeitgleich in Hamburg, München, Rosenheim, Frankfurt und Köln. Via Facebook haben Anhänger des CSU-Politikers zu den Aktionen aufgerufen. Bis Freitagnachmittag haben auf Facebook knapp 2700 Nutzer ihre Teilnahme zugesagt. Ursprünglich waren Kundgebungen in 22 Städten geplant, Benker zufolge hatten sich allerdings nicht überall Organisatoren gefunden.

Straßenumfrage zu Guttenberg-Rücktritt

"Ich bin froh, dass ein Betrüger zurückgetreten ist. Guttenberg hat bis zuletzt immer noch gelogen. Mich hat geärgert, dass er vor den Kameras erklärt hat, dass er das alles nicht mit Absicht gemacht habe. Er dachte, damit würde er durchkommen." Robin Hau, 30, aus Regensburg © WAZ FotoPool
"Wenn Guttenberg nicht zurückgetreten wäre, wäre er in seiner politischen Arbeit nicht weitergekommen. Anfangs fand ich diesen strammen Manager, der durchgreifen kann, gut. Doch dann hat er im Falle des Kapitäns der Gorch Fock vorschnell gehandelt." Alfred Nern, 79, aus Essen. © WAZ FotoPool
"Wir sollen unseren Kindern Wertgefühle vermitteln. Daher ist es gut, dass er zurückgetreten ist. Allerdings kam dieser Schritt zu spät. Hätte er gleich reinen Tisch gemacht, hätte er bessere Chancen gehabt, wieder einen Job zu finden." Hans-Jürger Fiedler, 63, aus Oberhausen © WAZ FotoPool
"Nach dem was vorgefallen ist, ist es die richtige Konsequenz, dass er diesen Schritt gemacht hat. Um so ein bisschen seinen Stolz, wenn er den denn noch hat, zu wahren. Ich finde es nicht in Ordnung, dass Angela Merkel ihn so lange unterstützt hat." Brigitte Held (57) aus Essen © WAZ FotoPool
"Guttenberg ist ein Lügenbaron, weil er bei der Doktorarbeit so viele betrogen hat. Eine Doktorarbeit spielt schon in das Amt des Verteidigungsministers hinein, der Rücktritt war richtig. Nicht richtig ist, dass Merkel ihn so lange unterstützt hat." Hedwig Fonger, 57, aus Essen © WAZ FotoPool
"Guttenberg hat sich zu spät von seiner Doktorarbeit distanziert. Der Rücktritt war nur eine Frage der Zeit. Trotzdem glaube ich, dass seine Doktorarbeit nichts mit seiner Arbeit als Verteidigungsminister zu tun hat." Antje Korte (40) aus dem Kreis Wesel © WAZ FotoPool
"Auch ein Herr Guttenberg kann nicht meinen, nur weil er Freiherr ist, dass er sich einen Doktortitel erschwindeln kann. Jeder normale Bürger wäre schon längst zurückgetreten." Bernhard Großbröhmer, 65, aus Essen © WAZ FotoPool
"Guttenberg ist schon durch sein exponiertes Verhalten aufgefallen. Er hat zunächst auch mich überzeugt. Aber dann m usste ich doch feststellen, dass als das, was er sagte, mehr oder weniger Luft war. Er war ein Selbstdarsteller." Walter Schroeder (59) aus Essen © WAZ FotoPool
"In unserer Gesellschaft wird den Fehlern von Menschen oder Politikern wenig verständnis entgegengebracht wird. Es war damit zu rechnen, dass er zurücktritt, aber nur, weil so viel Druck gemacht worden ist." Bettina Duda (26) aus Recklinghausen © WAZ FotoPool
"Ich finde es ein Unding, dass das mit seiner Doktorarbeit rausgekommen ist. Das hätte schon vor Jahren passieren müssen. Dass er jetzt wegen so einer Lappalie zurücktreten muss, ist nicht richtig. Er ist zu diesem Schritt gezwungen worden." Johanna Gerber (21) aus Berlin © WAZ FotoPool
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Die Organisatoren der Kundgebung in Guttenberg hatten zunächst 50 bis 100 Teilnehmer angemeldet. Aufgrund zahlreicher Anfragen werde aber mittlerweile mit Teilnehmerzahlen im vierstelligen Bereich gerechnet, sagte Benker. Am Kriegerdenkmal in der Hauptstraße werde es Reden von CSU-Politikern geben, unter anderem von Bürgermeister Eugen Hain. Ein Radiomoderator sei für eine Diskussionsrunde engagiert.

„Wir wollen ihm danken“

Die Organisatoren hoffen, dass Guttenberg sich bei der Veranstaltung blicken lässt. Der CSU-Politiker weilt bisweilen an Wochenenden in seiner Heimat. Der ursprünglich geplante Marsch zum Schloss Guttenberg muss Benker zufolge entfallen, weil der Zugang für so viele Menschen zu eng wäre.

Benker sagte: Guttenberg habe viel für seine Heimat getan, „dafür wollen wir ihm danken“. Außerdem sei er in einem „angeschlagenen Zustand und wir wollen ihm zeigen, dass wir auch in schweren Zeiten zu ihm halten“.

In dem 600-Seelendorf in Ostoberfranken, knapp 30 Kilometer nördlich von Bayreuth gelegen, wuchs Karl-Theodor mit seinem Bruder Philipp auf dem Gutshof der Familie auf. Guttenberg spielte im Dorfverein Fußball und trat in die örtliche CSU-Gruppe ein. Sein Vater Enoch wohnt noch heute auf dem Anwesen. (dapd/we)