Essen. . Eon will seine alten Kraftwerksblöcke aus den sechziger Jahren in Datteln länger als ursprünglich geplant laufen lassen. Eine Stilllegungsanzeige aus dem Jahr 2006 wurde bereits im Oktober widerrufen, wie der Konzern auf Anfrage bestätigte. Als Grund nennt Eon die ausbleibende Genehmigung für das umstrittene neue Kohlekraftwerk.
Der Energiekonzern Eon macht Druck. Wie ein Sprecher des Konzerns der WAZ bestätigte, sollen die Altanlagen am Standort Datteln länger als ursprünglich geplant betrieben werden. „Solange nicht absehbar ist, dass das neue Kraftwerk in Datteln in Betrieb gehen kann, haben wir die Blöcke eins bis drei aus der Stilllegungsplanung herausgenommen, um die Versorgungssicherheit in jedem Fall garantieren zu können“ sagte ein Eon-Sprecher.
Ursprünglich sollten die drei Blöcke Blöcke mit einer Gesamtleistung von 350 Megawatt durch das umstrittene, neue Kraftwerk bis spätestens Ende 2012 ersetzt werden. Eine entsprechende Stilllegungsanzeige für die Altblöcke war schon 2006 bei der zuständigen Bezirksregierung eingereicht worden. Auf Basis dieser Anzeige durfte Eon die alten Kraftwerke auch ohne nachträgliche Filtereinbauten zunächst weiter betreiben.
Neue Filteranlagen
Allerdings habe Eon diese Anzeige bereits am 6. Oktober vergangenen Jahres widerrufen, sagte der Sprecher, und sei nun fest entschlossen, die alten Kraftwerke weiter zu nutzen. Dazu habe Eon die Blöcke aus den Jahren 1964 und 1969 mittlerweile auch mit neuen Filteranlagen im Wert eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages ausgerüstet. Diese Umbauten seien nun abgeschlossen, sagte der Sprecher. Damit würden die Blöcke den modernen Umweltschutzrichtlinien entsprechend befeuert werden können. „Leider sind die Blöcke mit Wirkungsgraden von rund 35 Prozent technisch aber nicht so effizient wie das moderne Kraftwerk in Datteln.“ Die neue Anlage mit einer Leistung von 1000 Megawatt erreicht einen Wirkungsgrad von über 45 Prozent. Das bedeutet: aus der Energie, die in einem Kilo Kohle steckt, kann das neue Kraftwerk fast die Hälfte als Strom nutzbar machen.
Betriebserlaubnis noch nicht bestätigt
Eine Bestätigung der Betriebserlaubnis durch die Bezirksregierung für die Altblöcke und über die Zulässigkeit des Widerrufs steht bislang noch aus. Der Verwaltungsrechtler Hans D. Jarass aus Münster hält den Widerruf der Stilllegungsanzeige jedenfalls für rechtlich unbedenklich. Eon habe von den Vergünstigungen, die mit der Stilllegungsanzeige verbunden gewesen seien, noch keinen Gebrauch gemacht, sondern stattdessen Filteranlagen nachgerüstet. „Ein Widerruf war also möglich.“ Jarass hatte den Widerruf im Auftrag von Eon untersucht.
Die Ankündigung von Eon, die Altanlagen weiterzubetreiben, erfolgt als Reaktion auf die wiederholte Verzögerung eines nachträglichen Genehmigungsverfahren für das fast fertige, neue Kohlekraftwerk in Datteln. Eine Inbetriebnahme der Anlage ist nicht absehbar. Das nachträgliche Verfahren wurde nötig, nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster die Baugenehmigung für das neue Kraftwerk für ungültig erklärt hatte.