Berlin. .
Linke-Chef Klaus Ernst geht in die Offensive. Er wolle sich nicht von der Parteibasis vorschreiben lassen, wie er zu leben habe – schon gar nicht von der aus dem Osten.
Linke-Chef Klaus Ernst hat innerparteiliche Kritik an seinem gehobenen Lebensstil mit Sportwagen und Feriendomizil zurückgewiesen. „Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren“, sagte Ernst nach einem Bericht des „Stern“ vom Mittwoch. Ein „Entbehrungssozialismus“ sei mit ihm nicht zu machen.
In manchen ostdeutschen Landesverbänden hält man Klaus Ernst, einen der zwei Vorsitzenden der Linkspartei, schon seit geraumer Zeit für einen „Chef auf Abruf“. Sein internes Auftreten als bayerischer Raubauz, seine (inzwischen) ausgestandene Affäre um doppelte Gehälter aus Partei und Fraktion, sein Image als allzu selbstbewusster Genussmensch und Porsche-Fahrer und eine „ausgeprägte Beratungsresistenz“, so formulierte ein Landesvorsitzender jüngst im Gespräch mit dieser Zeitung, hätten den Mann, „der sich selbst genug ist“, hinlänglich „desavouiert“.
Image des Luxus-Linken
Das Interview im Magazin „Stern“ wird die Schar der Ernst-Gegner in der Linkspartei mutmaßlich nicht kleiner werden lassen. Vor Weihnachten bat der 56-Jährige zwei Reporter des Magazins zu Besuch auf seine gemeinsam mit Freunden seit vielen Jahren gepachtete Almhütte in Tirol; für manche Linke „Sinnbild der Unvereinbarkeit“ mit dem Amt eines Parteivorsitzenden.
Angesprochen auf sein Image als Luxus-Linker, dem Bescheidenheit und Ernsthaftigkeit zuweilen abgesprochen werden, entgegnet Ernst: „Man kann als Linker nicht nur rumlaufen, als hätte man drei Tage lang nicht geschlafen, nichts gegessen und auch noch schlecht gesoffen.“ Er plädiert für „guten Wein, keinen Fusel!“ Weshalb ein „Entbehrungssozialismus“ mit ihm nicht zu machen sei. Auch als Linker dürfe man schließlich Lebensfreude zeigen.
Angst vor den „Hundertprozentigen“
Dass Klaus Ernst sich selbige nicht nehmen lassen will, wird an der Antwort auf die Frage deutlich, ob seine Kollegin Lötzsch die „bessere Linke“ sei; auch weil sie in einem sozialistischen Plattenbau lebe: „Wissen Sie, was mir Angst macht? Diese Hundertprozentigen, die festlegen, wie ein Linker zu sein hat: Er kommt mit dreckigen Fingernägeln zehn Minuten zu spät ins Theater, wo er nichts versteht. Und noch etwas: Eine Linke, die ihren führenden Leuten vorschreibt, wie sie zu leben haben, ist so attraktiv wie ein Kuhfladen.“
Scharf kritisierte Ernst die Überlegung einiger Realpolitiker, eine eigenständige Ost-Landesgruppe zu gründen. „Zurück zur alten PDS? Das wäre absolut hirnrissig“, sagte Ernst. „Ein Zurück zur alten WASG wäre übrigens genauso hirnrissig. Die Partei muss weiter zusammenwachsen, der Weg zurück führt nur in die Bedeutungslosigkeit.“
Linke sinkt auf 9 Prozent
Zur Debatte um die Kommunismus-Äußerungen der Ko-Vorsitzenden sagte Ernst: „Kommunismus ist kein Ziel der Linken.“ Er fügte an: „Viele denken bei dem Begriff an Stalin und die Mauer und weniger an die Verfolgung von Kommunisten durch die Nazis. Mit Ideologie kann man keinen Blumentopf gewinnen.“
Apropos: Die von der Ko-Vorsitzenden Gesine Lötzsch ausgelöste Kommunismus-Debatte ist der Linken offenbar nicht gut bekommen. Nach dem aktuellen Forsa-Wahltrend von „Stern“ und RTL ist die Partei innerhalb einer Woche um zwei Punkte auf 9 Prozent abgerutscht. (mit dapd)