Tucson. .
Nach dem Attentat auf die US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Schützen erhoben. Offenbar handelt es sich bei dem Anschlag um die Tat eines geistig verwirrten Einzeltäters.
Nach dem Attentat auf eine Kongressabgeordnete im US-Staat Arizona hat die Staatsanwaltschaft am Sonntag Anklage gegen den mutmaßlichen Schützen in fünf Punkten erhoben. Der 22-Jährige muss sich wegen Mordversuchs an der Politikerin Gabrielle Giffords verantworten, außerdem wegen Tötung und versuchter Tötung von Bundesbediensteten. Der offenbar psychisch labile Mann wurde nach dem Blutbad vor einem Einkaufszentrum in Tucson am Samstag festgenommen, wo sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt wurden.
Aus Gerichtsunterlagen geht hervor, dass der Verdächtige Jared L. bereits in der Vergangenheit Kontakt zur Kongressabgeordneten Giffords hatte, der am Samstag während eines Bürgertreffens aus kurzer Entfernung in den Kopf geschossen wurde. Ein Beweis dafür sei ein an L. adressiertes Schreiben, das auf offiziellem Briefpapier der Politikerin verfasst worden sei, hieß es. In dem Brief bedanke sich Giffords bei dem Verdächtigen für dessen Teilnahme an einer ihrer Kundgebungen in Tucson im Jahr 2007.
Bei der Durchsuchung des Hauses des Verdächtigen fanden die Ermittler zudem einen Brief in einem Safe, in dem Sätze wie „Ich habe voraus geplant“ und „Mein Attentat“ zu lesen gewesen seien. Neben dem Namen Giffords“ habe in dem Brief die Unterschrift des Verdächtigen gestanden, erklärten die Ermittler. Die beim Blutbad vor dem Einkaufszentrum verwendete Waffe soll der 22-Jährige im November gekauft haben.
Über das Motiv des mutmaßlichen Täters war weiterhin nichts bekannt. Die örtliche Behörden gingen aber einer möglichen Verbindung des Verdächtigen zu einer Online-Gruppe nach, die für regierungsfeindliche Rhetorik bekannt sei, hieß es aus Ermittlerkreisen.
Ein zweiter Mann, der zusammen mit L. in der Nähe des Tatorts gesehen und von den Ermittlern als möglicher Komplize gesucht wurde, wurde von der Polizei am Sonntag entlastet. Es handele sich um einen Taxifahrer, der den 22-Jährigen gefahren und offenbar kein Geld dafür bekommen habe.
Giffords in künstliches Koma versetzt
Unterdessen zeigten sich die Ärzte Giffords“ optimistisch, dass die demokratische Politikerin überlebe. Sie reagierte nach einer Operation auf die Ansprache der Ärzte und wurde später in ein künstliches Koma versetzt. In der Synagoge Giffords“ in Tucson fanden sich am Sonntag Trauernde ein, um für eine schnelle Genesung der Politikerin zu beten.
US-Präsident Barack Obama rief für Montag zu einer landesweiten Schweigeminute zu Ehren der Opfer des Anschlags in Arizona auf. Er ordnete zudem an, dass die Flaggen im Land auf halbmast gesetzt würden.
Unter den bei der Schießerei sechs Getöteten waren nach Behördenangaben ein neunjähriges Mädchen, der wichtigste Bundesrichter des Staates Arizona sowie ein Mitarbeiter Giffords, der das Attentat offenbar galt. Fünf der 13 Verletzten waren nach Krankenhausangaben in kritischem Zustand. Sheriff Clarence Dupnik erklärte, das Blutbad habe erst geendet, als der Täter von drei Personen überwältigt werden konnte.
Obama nannte den Anschlag eine „Tragödie für das gesamte Land“. Ermittler sehen die Bluttat vor dem Hintergrund einer zunehmend „hasserfüllten politischen Rhetorik“ in den USA. Gifford hatte sich vor allem wegen ihrer Unterstützung für die Gesundheitsreform bei den Republikanern Feinde gemacht und die Wahl im November knapp gegen einen von der erzkonservativen Tea Party unterstützten Republikaner gewonnen.
Mutmaßlicher Attentäter von Tucson offenbar geistig verwirrt
Bei dem Anschlag auf die US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in Tucson handelte es sich offenbar um die Tat eines geistig verwirrten Einzeltäters. Wie der ermittelnde Sheriff Clarence Dupnik am Sonntag dem Sender Fox sagte, besteht seitens der Ermittler kein Zweifel, dass es sich um die Tat eines „einzelnen, sehr gestörten Individuums“ handelte.
„Ich glaube er versank langsam in einer psychotischen Krise. Etwas in ihm ist gebrochen. Er war nicht immer so“, schrieb eine frühere Klassenkameradin, Caitie Parker, am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Demnach habe Jared L. zuletzt gerne über Prophezeiungen der Maya diskutiert, denen zufolge die Welt 2012 untergehen werde. Parker schrieb weiter, L. habe die Punkband „Anti-Flag“ gemocht und linken Sichtweisen zugestimmt. (dapd/afp)