Washington. .
Mit einer achtteiligen Reality-Serie will die amerikanische Politikerin Sarah palin Werbung in eigener Sache betreiben. Dabei nutzt sie Alaskas grandiose Naturschönheiten als Kulisse, um sich selbst in Szene zu setzen.
Lisa Murkowski hat sich verkniffen, ihrer Intimfeindin dabei zuzusehen, wie sie in Gletscherspalten herum klettert, Lachse fängt und sich von Bären erschrecken lässt. Es wäre wohl auch zu viel verlangt gewesen. Dabei kommen beide Damen aus Alaska, sind aus ähnlich knorrig-konservativem Holz und überdies auch noch in der gleichen Partei. Doch damit enden schon die Gemeinsamkeiten zwischen der 53-jährigen Senatorin aus Amerikas wildem Nordwesten und Sarah Palin, der 46-jährigen Ikone der amerikanischen Tea-Party-Bewegung.
Kalte Rache hat Murkowski stattdessen an Palin genommen, die alles daran gesetzt hatte, die Wiederwahl der Senatorin bei den jüngsten Kongresswahlen zu hintertreiben. Zwar werden im Bärenstaat Alaska noch immer die Stimmen der letzten Kongress-Wahlen ausgezählt, aber Murkowskis Vorsprung vor Palins Schützling Joe Miller ist so groß, dass kaum noch jemand am Sieg der Palin-Widersacherin zweifelt. Seit sich ihr Triumph abzeichnet, schüttet Murkowski kübelweise Hohn über Sarah Palin aus, die offen mit der Idee kokettiert, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2012 für die Republikaner ins Rennen zu gehen.
Viel Landschaft und einige Einblicke in das turbulente Leben der Palin-Sippe
Dass Palin auf diesem Weg nun auch noch Alaskas grandiose Naturschönheiten als Kulisse benutzt, um sich selbst in Szene zu setzen, reizt Murkowski bis aufs Blut. „Das werde ich mir nicht ansehen“, schwört die Senatorin. Gelegenheit, ihren Schwur zu revidieren, hat sie freilich noch reichlich. Acht je einstündige Folgen umfasst Palins Alaska-Bilderbogen. Bis in den Januar, wenn der nächste parteiinterne Wahlkampf seine Schatten vorauswirft, werden sich Palins Naturfestspiele ziehen.
Die Zuschauer bekommen viel Landschaft und einige Einblicke in das turbulente Leben der Palin-Sippe aus Mama Sarah, Ehemann Todd und den fünf Kindern geboten. Manche Szene ist derart skurril, dass wohl eher unfreiwilliger Humor Regie führte. „Jungs dürfen nicht mit hoch“, sagt Mama Palin, als die halbwüchsige, 16-jährige Tochter Willow Freund Andy mit nach Hause bringt. Dass die nur wenig ältere Tochter Bristol gleichzeitig ihr uneheliches Baby auf dem Arm schaukelt, verleiht solchen Ermahnungen eine eher kuriose Note.
Angeln und jagen
Politisches kommt in dieser „familienfreundlichen Abenteuerserie“, so die Eigenwerbung des Senders TLC, nur am Rande vor. Dafür hat Palin, die „Präsidentin des rechten Amerikas“, längst andere Foren, etwa ihren gut bezahlten Kommentatorenplatz beim rechten Kampfsender Fox. In Kürze folgt auch noch ein neues politisches Buch.
Als „Mama Grizzly“, die ihre Jungen beschützt, tritt Palin nicht nur in ihrer „Reality-Show“, sondern auch im politischen Betrieb auf. Doch die Bilanz der früheren Kleinstadt-Bürgermeisterin, kurzzeitigen Gouverneurin Alaskas und Vize-Präsidentschaftskandidatin fällt nach den Kongresswahlen gemischt aus. Einige der Kandidaten, die sie im Wahlkampf massiv unterstützt hatte, kamen durch. Andere fielen an der Wahlurne sang- und klanglos durch. Mit ihrer Alaska-Serie betreibt „Sarah-Barrakuda“ nun Image-Pflege in eigener Sache. Angeln und jagen, campen und wandern in der Wildnis – das ist Palins Kontrastprogramm zum undurchsichtigen und bürgerfernen Washingtoner Hinterzimmerklüngel. Palin als kerniges Naturmädel schreibt die Bildersprache früherer Präsidentschaftsbewerber geschickt fort. Ronald Reagan, Palins Vorbild, gab den Cowboy hoch zu Roß, George W. Bush hackte mediengerecht Holz. Im Vergleich dazu hat der Abenteuerspielplatz Alaska an dramatischen Bildern rund um Sarah Palin tatsächlich einiges mehr zu bieten.
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