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2009 protestierten britische Musikfans gegen den Einheitsbrei aus Castingshows. Sie kauften vor Weihnachten tausendfach ein Lied von „Rage against the machine“ und machten es so zur Nummer eins der Charts. Nun planen sie eine neuen Coup.

Vielleicht wird man ein Atmen hören, ein Rascheln oder, es würde passen, ein Klicken. Wer sonntags kurz vor 19 Uhr BBC Radio 1 einschaltet, weiß: Jetzt kommt die Nummer eins der britischen Charts. Zu Weihnachten könnte diesmal allerdings Unerhörtes erklingen: 4’33“, ein Stück aus vier Minuten und 33 Sekunden komponierter Stille von John Cage. Eine Netzkampagne mit Zehntausenden von Unterstützern will es möglich machen.

Jahrelang haben in Großbritannien die Sieger der Casting-Show X-Factor (auf Deutsch: DSDS) von Simon Cowell (auf Deutsch: Dieter Bohlen) bei den Weihnachtscharts abgesahnt. 2009 schließlich verbündeten sich über Facebook all diejenigen, die keine Castingschmonzetten mehr beschert bekommen wollten. Sie alle kauften online dasselbe Lied als Download und kippten so die Charts: Platz 2 für X-Factor-Gewinner Joe McElderry, Platz 1 für „killing in the name“ von „Rage against the machine“ mit der schönen Textzeile: „Fuck you, I won’t do what you tell me“. Was damit wohl bewiesen wäre.

Still wird es nicht im Radio, nur leise

2010 soll es nun noch drastischer werden, der Kontrast zu weihnachtlichen Hörgewohnheiten noch stärker: Reihenweise Pop-Musiker haben Cages 4’33“ neu eingespielt. Schließlich hat der Komponist 1952 kein Sendeloch notiert. Cage wollte Musiker, nur musizieren sollten sie nicht. Husten, Rascheln, Räuspern - das schon.

Kann also sein, dass es ziemlich leise wird im Radio, aber nicht völlig still. Nicht, solange Menschen beteiligt sind. Apropos: Wer sich beteiligen und den Briten zu einer Very Silent Night verhelfen will, kann das Stück ab Montag herunterladen. Die Einnahmen gehen an Hilfsorganisationen, darunter eine für Tinitus-Patienten.