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Es gibt viele Möglichkeiten, im Netz zu trauern. Aber keine feste Regeln. Wie also geht man mit der verwaisten Seite eines Bekannten in Sozialen Netzwerken um?

Kürzlich ist mir abends im Internet B. begegnet. Ohne dass ich ihn gesucht hätte, auf die Idee käme ich nicht. Denn B. ist vor einigen Wochen bei einem Unfall gestorben.

Freunde waren wir nicht, auch nicht dieses onlinige „Ich hab mal irgendwo angeklickt, dass wir uns kennen“. B. und ich lernten uns vor Jahren über eine Freundin kennen, hatten kurz beruflich miteinander zu tun und sahen uns seitdem alle Jubeljahre auf einer Party – dann aber auch immer mit einer Stunde Reden, aus dem Stand, unangestrengt. Gute Bekannte.

Ein Eindringling mit Fragen

Vielleicht kommt es mir deshalb so seltsam vor, wenn ich auf seine Einträge bei Twitter oder auf seine Facebook-Seite stoße. Freunde, Verwandte, bessere Bekannte als ich - sie alle schreiben dort, wie sie ihn vermissen, was er für ein bemerkenswerter Mensch war. Wie sehr er sich für seine Überzeugungen eingesetzt hat. Erinnerungen, Anekdoten, gemeinsam Erlebtes.

Keiner dieser Leute erfährt, dass ich auf B.s Facebook-Seite war. Ohnehin haben sie ihre Erinnerungen dort ja öffentlich hingeschrieben. Und trotzdem fühle ich mich wie ein Eindringling. Ein Eindringling mit Fragen.

Wie funktioniert Trauer im Netz?

Liegt es daran, dass es für Trauer im Netz bisher kaum etablierte Regeln gibt? Jeder weiß, wie man sich auf einer Beerdigung benimmt, findet mit etwas Mühe auch ein paar Worte für eine Beileidskarte. Aber im Netz? Oder würde es sich anders anfühlen, wenn wir enger befreundet gewesen wären? Ich habe nicht das Bedürfnis, an B.s Facebook-Wand zu schreiben.

„Was bleibt, wenn wir gehen“ ist keine neue Frage. Neu ist nur, dass sie jetzt auch einen Online-Aspekt hat. Focus-Chef Helmut Markwort investiert in ein „Portal für die digitale Unsterblichkeit“. In unser Netz-Kondolenzbuch für die Opfer der Loveparade haben sich rund 500 Menschen eingetragen. Facebook bietet ein Formular, mit dem Angehörige melden können, wenn ein Nutzer gestorben ist. Eine kluge Schlussfolgerung dazu habe ich vorläufig nicht. Aber vielleicht sind meine Fragen eh alle unwichtig. Ob ein Stein mit Moos oder eine Seite im Netz: Wenn es denen, die noch da sind, hilft, ist es gut.