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Die Gewerkschaft der Polizei will ein „Verkehrspolitisches Programm“ für NRW vorlegen. Zwei Forderungen haben gute Karten: ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen und ein striktes Alkoholverbot am Steuer.

Vieles spricht nach An­sicht von Verkehrsexperten aus Po­lizei und Wissenschaft da­für. Martin Mönnighoff, verantwortlich für die Verkehrslehre an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, zählt Fakten auf: Jeder dritte tödliche Unfall sei 2009 durch überhöhte Ge­schwindigkeit verursacht worden, vier von fünf tödlichen Geschwindigkeitsunfällen hätten sich außerorts zugetragen – auf Au­tobahnen mehrheitlich gerade dort, wo es keine Geschwindigkeitsbeschränkung gibt. „Da, wo we­nig los ist, wo es kein Tempolimit gibt“, sagt er, „geschehen die meisten tödlichen Unfälle.“

Noch machten Strecken ohne Tempobeschränkung aber immerhin 65 Prozent der deutschen Autobahnen aus – die Bundesrepublik stehe da­mit im europäischen Vergleich alleine da. „Mit der Geschwindigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit für schwere Unfälle“, mahnt der Polizeidirektor.

Tempo 30 in Innenstädten?

Auch der Verkehrspsychologe Prof. Egon Stephan von der Universität Köln plädiert für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung. „Wir müssen lernen“, sagt er, „uns auch bei Geschwindigkeiten wohlzufühlen, die uns jetzt noch zu langsam erscheinen.“ Tempo 30 als Standard in Städten, 50 nur bei ausdrücklicher Be­schilderung fordert er auch und be­kommt dafür Unterstützung von Mönnighoff: Wer mit 50 Sachen von einem Auto er­wischt werde, erleide dabei in mehr als 80 % der Fälle tödliche Verletzungen. Bei Tempo 30 liege das Risiko bei 10 %.

Einigkeit auch beim Thema Null-Promille-Grenze: „Die jungen Fahrer haben’s uns vorgemacht -- Trinken und Fahren sollte man trennen“, sagt Verkehrspsychologe Stephan. Schon 1987 hat er das strikte Alkoholverbot am Steuer vorgeschlagen – bis jetzt ist es nicht Realität. Er hofft, dass, ähnlich wie bei der Gurtpflicht, mit der Zeit die Akzeptanz wächst. „Wir müssen im­mer wiederholen: Es geht dabei um Leben!“, mahnt Martin Mönnighoff und unterstützt seine GdP-Kollegen in ihrer Forderung nach mehr Personal für die Kontrollen.

Gewohnheiten
verändern

Die Gurtanlegepflicht sei schließlich auch erst durchgesetzt worden, als sie sanktioniert wurde. „Man kann Ge­wohnheiten verändern“, sagt Stephan, „aber nur durch konsequente Kontrollen.“

Mindestens 5000 Polizeibeamte fehlen dafür laut GdP-Chef Frank Richter allein in NRW. 38 Verkehrstote kommen im Land auf eine Million Einwohner – ein Spitzenwert im bundes- und europaweiten Vergleich, so Egon Stephan. „Aber wir könnten noch mehr erreichen, wenn die Politik die Polizei besser unterstützt“.