Mannheim/Essen. .

Der wegen Vergewaltigung angeklagte frühere TV-Moderator Jörg Kachelmann verkaut seine Wohnung auf der Ostsee-Insel Hiddensee. Knapp 400.000 Euro soll sie kosten. Scheinbar wird sein Prozess zu teuer.

Knapp 80 Quadratmeter Maisonette-Wohnung mit Meerblick auf der Ostseeinsel Hiddensee möchte, man muss es wohl so sagen, Ex-Wettermoderator Jörg Kachelmann verkaufen. Die Wohnung mit gehobener Ausstattung wie einer maßgefertigten Küche mit brasilianischem Schiefer soll 395 000 Euro kosten. Ansprechpartner ist Lars Höcker, Geschäftsführer der Belvisio GmbH mit Sitz am Kölner Friesenplatz 1. Die Verkaufsabsicht bestätigte Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker, der seine Kanzlei ebenfalls am Friesenplatz 1 betreibt.

„Notverkauf“, orakelt die „Bild“, weil der Vergewaltigungs-Prozess Kachelmann zu teuer wird. Drei Anwälte und diverse Gutachter stehen zurzeit auf der Gehaltsliste Kachelmanns. „Promi-Anwälte kassieren zuweilen bis zu 800 Euro die Stunde“, sagt der Düsseldorfer Jurist Michael Schamberger. Das Honorar für die Gutachter schätzt er auf mindestens 25.000 Euro. In Juristenkreisen spekuliert man über Kosten von bis zu einer Million Euro bis zum Ende des Verhandlungsmarathons.

Bizarre Szenen am 17. Verhandlungstag

Dort stand am Freitag der 17. Verhandlungstag an. Prozessbeobachter sprachen von einer grotesken Veranstaltung. Denn Kachelmanns neuer Strafverteidiger Johann Schwenn überraschte zunächst mit einem Befangenheitsantrag gegen die Bremer Psychologin Luise Greuel. Danach beantragte er die Öffnung des Koffers des als Zeugen geladenen Therapeuten Günter Seidler. Der Grund: Darin könnten sich dem Gericht unbekannte Beweismittel befinden.

Der Prozess nahm satirische Züge an, als der Therapeut eine leere Brotdose auspackte. Dem Heidelberger Traumatologen warf Schwenn „scharlatanesk anmutendes Gebaren“ vor. Er behaupte, Todesangst und Traumatisierung von Menschen „riechen zu können“. Schwenn sagte: „Das ist eine Fähigkeit, die überrascht“. Der Verhandlungstag endete, ohne dass einer der geladenen Zeugen vernommen wurde.

Gegen Jörg Kachelmann wird seit dem 6. September wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung seiner Ex-Freundin verhandelt. Er bestreitet die Tat. Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.