Gorleben. .

Beim Ausbau des Salzstocks in Gorleben zum Atom-Endlager sollen die Gegner mitreden. Das hat Bundesumweltminister Röttgen angeboten. Am Donnerstag war der CDU-Politiker vor Ort. Die Atom-Gegner werten den Vorschlag als Täuschungsmanöver.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat der Bevölkerung in der Region Gorleben eine Beteiligung an der weiteren Erkundung des dortigen Salzstocks angeboten. „Wir machen ein Angebot der Transparenz, Information und Beteiligung, wie es das die letzten 33 Jahre noch nicht gegeben hat“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag bei einem Besuch des Erkundungsbergwerkes Gorleben.

Atomkraft: Eine Chronologie in Ausschnitten

Das wegen eines Transformatorbrandes seit 2007 stillgelegte AKW Krümmel muss im Juli 09 nach nur wenigen Tagen Aktivität - und mehreren Störfällen in dieser Zeit - wieder vom Netz: Eine Notabschaltung beeinträchtigt diesmal auch die Stromversorgung in Hamburg.
Es beginnt eine neuerliche Diskussion um die riskante Technologie.
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Das wegen eines Transformatorbrandes seit 2007 stillgelegte AKW Krümmel muss im Juli 09 nach nur wenigen Tagen Aktivität - und mehreren Störfällen in dieser Zeit - wieder vom Netz: Eine Notabschaltung beeinträchtigt diesmal auch die Stromversorgung in Hamburg. Es beginnt eine neuerliche Diskussion um die riskante Technologie. Foto: ddp © ddp
Erst durch einen jahrelang verschwiegenen Wassereinbruch kommt das Atommülllager Asse II 2008 in die Schlagzeilen; inzwischen findet sich sogar Sprengstoff zwischen den ca. 126.000  Atommüllfässern.
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Erst durch einen jahrelang verschwiegenen Wassereinbruch kommt das Atommülllager Asse II 2008 in die Schlagzeilen; inzwischen findet sich sogar Sprengstoff zwischen den ca. 126.000 Atommüllfässern. Foto: ddp © ddp
Von einem GAU bislang verschont können auch deutsche Kernkraftwerke mit imposanten Zahlen aufwarten: Biblis A und B kamen bis zum Jahr 2007 seit Inbetriebnahme auf zusammen 789
Von einem GAU bislang verschont können auch deutsche Kernkraftwerke mit imposanten Zahlen aufwarten: Biblis A und B kamen bis zum Jahr 2007 seit Inbetriebnahme auf zusammen 789 "meldepflichtige Ereignisse". Foto: ddp © ddp
Zwar waren fehlerhafte Dübel nicht die Ursache für die Panne in Brunsbüttel im Juni 2007; da aber, wie sich danach herausstellte, wohl auch die Hälfte aller begutachteten Dübel fehlerhaft waren, steht der Reaktor wesentlich länger still als geplant.
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Zwar waren fehlerhafte Dübel nicht die Ursache für die Panne in Brunsbüttel im Juni 2007; da aber, wie sich danach herausstellte, wohl auch die Hälfte aller begutachteten Dübel fehlerhaft waren, steht der Reaktor wesentlich länger still als geplant. Foto: AP © AP
Was hat IKEA mit Atomkraft zu tun? Nichts! Allerdings ist IKEA ein Schwedisches Unternehmen, genau wie: VATTENFALL. Und wäre beim Störfall im Juni 2006 auch die letzten 2 von 4 Notstromaggregaten ausgefallen, wäre es im Reaktor von Forsmark zum GAU gekommen; und es hätte Direktimport nach Deutschland gegeben, nur keine Möbel, sondern Radioaktivität.
Was hat IKEA mit Atomkraft zu tun? Nichts! Allerdings ist IKEA ein Schwedisches Unternehmen, genau wie: VATTENFALL. Und wäre beim Störfall im Juni 2006 auch die letzten 2 von 4 Notstromaggregaten ausgefallen, wäre es im Reaktor von Forsmark zum GAU gekommen; und es hätte Direktimport nach Deutschland gegeben, nur keine Möbel, sondern Radioaktivität.
Kurzschlüsse wie aktuell in Krümmel sind in deutschen Atommeilern keine Seltenheit: Auch das größte deutsche KKW in Gundremmingen konnte am 5.08.2004 einen Kurzschluss am Haupt-Generator vorweisen; eine Reaktorschnellabschaltung folgte.
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Kurzschlüsse wie aktuell in Krümmel sind in deutschen Atommeilern keine Seltenheit: Auch das größte deutsche KKW in Gundremmingen konnte am 5.08.2004 einen Kurzschluss am Haupt-Generator vorweisen; eine Reaktorschnellabschaltung folgte. Foto: ddp © ddp
Der Unglücksreaktor in Tschernobyl. 
Obwohl in der weit entfernten Urkaine gelegen, hatte der GAU vom 26.04.1986 Auswirkungen bis nach Deutschland. Selbst heute müssen in Bayern erlegte Wildschweine auf Radioaktivität geprüft werden, weil sie Pilze fressen, die radioaktives Cäsium aus dem Boden anreichern.
1986 bewirkte der Unfall eine Zäsur in der Atompolitik. 
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Der Unglücksreaktor in Tschernobyl. Obwohl in der weit entfernten Urkaine gelegen, hatte der GAU vom 26.04.1986 Auswirkungen bis nach Deutschland. Selbst heute müssen in Bayern erlegte Wildschweine auf Radioaktivität geprüft werden, weil sie Pilze fressen, die radioaktives Cäsium aus dem Boden anreichern. 1986 bewirkte der Unfall eine Zäsur in der Atompolitik. Foto: ddp © ddp WP
Der
Der "Schnelle Brüter" in Kalkar. Schon vor der geplanten Inbetriebnahme kam es 1984 zu einem Brand des Kühlmittels Natrium, ein Element, das sich bei Kontakt mit Wasser entzündet. Heute ist der Reaktor in Kalkar ein Vergnügungspark... Foto: Kurt Michelis © NRZ
Offiziell ein
Offiziell ein "Erkundungsbergwerk" zur "Ergebnis-offenen Erforschung der Tauglichkeit als Endlager" für radioaktiven Abfall wurde Gorleben tatsächlich schon seit Mitte der 1980er Jahre systematisch zum Endlager ausgebaut, ohne dass eine Eignung als Atommüll-Endlager überhaupt festgestellt gewesen wäre. © AFP
Mit dem beinahe-Gau in Harrisburg, in dem es schon zur Kernschmelze gekommen war,  im US-Amerikanischen AKW
Mit dem beinahe-Gau in Harrisburg, in dem es schon zur Kernschmelze gekommen war, im US-Amerikanischen AKW "Three Miles Island" am 28.03.1979 gerieten die Gefahren der Atomkraft das erste mal in den Blick der Öffentlichkeit. AFP PHOTO/DOE © AFP
Der erste in Europa bekannt gewordene schwere Störfall fand schon 1957 in Windscale in Großbritannien statt. Viele Störfälle später und nach enormer radioaktiver Verseuchung der Irischen See kam es zu einschneidenden Konsequenzen: Der Komplex wurde 1981 in
Der erste in Europa bekannt gewordene schwere Störfall fand schon 1957 in Windscale in Großbritannien statt. Viele Störfälle später und nach enormer radioaktiver Verseuchung der Irischen See kam es zu einschneidenden Konsequenzen: Der Komplex wurde 1981 in "Sellafield" umbenannt... © NRZ
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Röttgen erklärte weiter, er sei entschlossen, die Bevölkerung bei den Sicherheitskriterien für ein Endlager, bei der vorläufigen Sicherheitsanalyse für den Salzstock Gorleben und am Erkundungsprogramm zu beteiligen.Transparenz und Beteiligung sei „in allen diesen Schritten machbar“, betonte der Bundesumweltminister weiter. „Ein Dialogprozess ist meiner Überzeugung nach notwendig und möglich.“ Beim Endlagerprojekt Gorleben sei man noch weit von einem förmlichen Planfeststellungsverfahren entfernt. Es gehe darum, dass „die Bürger schon bei der Vorbereitung des förmlichen Verfahrens zu Wort kommen“.

Röttgen ließ sich nach seiner Einfahrt in das Gorlebener Erkundungsbergwerk in 840 Meter Tiefe Verfahren zur Untersuchung des Salzgesteins und mögliche Schwachstellen des Endlagerstandortes zeigen. So nahm er unter Tage eine potenziell Wasser führende Gesteinsschicht, den Anhydrit, und den Austritt von Kohlenwasserstoffen aus dem Salz genauer in Augenschein. Der Salzstock Gorleben wurde bereits vor knapp 34 Jahren als Standort eines atomaren Endlagers benannt.

„Inszeniertes Täuschungsmanöver“

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg hat das Angebot von Röttgen zum Gorleben-Dialog zurückgewiesen. Die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek bezeichnete am Donnerstag die Aufforderung des CDU-Politikers und dessen Besuch des Erkundungsbergwerkes Gorleben als „Täuschungsmanöver und mediale Inszenierung“.

Röttgen habe durch die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und die Wiederaufnahme der Arbeiten im Erkundungsbergwerk ohne Beteiligung der betroffenen Bevölkerung bereits Weichen gestellt. Die BI beteilige nicht an einem Dialog zur „Akzeptanzbeschaffung für ein desaströse Atomprojekt“, sagte Rudek in Trebel bei GorlebenDer gesamte Widerstand gegen das Endlagerprojekt zeige Röttgen die kalte Schulter, betonte auch Asta von Oppen, die Sprecherin der Rechtshilfe Gorleben. Der Sprecher der Bäuerlichen Notgemeinschaft, Carsten Niemann, attestierte dem Umweltminister eine „Mischung aus Dilettantismus, Unverfrorenheit und Unkenntnis“. Man könne nicht erst Fakten schaffen und dann „kommen und sagen: Jetzt mache ich Dialog“.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, sagte: „Wer erst alle Entscheidungen gegen die Region fällt und dann von einem Dialog auf Augenhöhe redet, hat nicht einmal mehr Protestaktionen verdient.“ Dass die Erkundung des Gorlebens ergebnisoffen sei, werde seit 34 Jahren behauptet. „Gleichzeitig wird hier die atomare Infrastruktur ausgebaut und wächst die Menge des Atommülls im Zwischenlager“, bemängelte Harms. Gegen einen Dialog mit Röttgen sprachen sich auch Vertreter des BUND, von Greenpeace und der Linkspartei aus. (dapd)