Berlin. .
Einen Tag nach Eintreffen des Castor-Transports ist ein Länderstreit über Alternativorte für die Zwischenlagerung von Atommüll entstanden. Niedersachsens Umweltminister fordert, auch andere Standorte zu prüfen.
Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander befürwortet die Erkundung von alternativen Zwischenlagern für hochradioaktiven Atommüll. Sander sagte der „Frankfurter Rundschau“ (Mittwochausgabe) zu dem Greenpeace-Vorschlag, den Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in La Hague und Sellafield künftig an süddeutschen AKW-Standorten wie Philippsburg oder Biblis zu lagern: Dies sei eine „Möglichkeit, die man durchaus prüfen sollte“. „Der Protest wäre bestimmt weit geringer“, erklärte der FDP-Politiker in Hinblick auf die wiedererstarkte Anti-Atom-Bewegung. „Das würde Niedersachsen entlasten, das mit den Castor-Spektakeln eine ungeheure Last zu tragen hat.“ Der jüngste Castor-Transport war mit Massen-Protesten - vor allem im Wendland - auf seinem Weg ins Zwischenlager Gorleben begleitet worden.
Neue Suche bei Nichteignung
Sander schränkte allerdings ein: „Eine dauerhafte Lösung für das Atommüll-Problem wäre das aber nicht.“ Es müsse möglichst schnell geklärt werden, ob der Salzstock Gorleben für das Endlager geeignet sei. Bei Nichteignung müsse eine neue Suche beginnen - und zwar in allen Bundesländern mit geologisch geeigneten Standorten. Dazu zählten auch Bayern und Baden-Württemberg.
Die hessische Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) reagierte prompt ablehnend und schloss eine Lagerung in Biblis aus. Das baden-württembergische Umweltministerium räumte in einer Erklärung dem Vorschlag allein aus Kapazitätsgründen „wenig Chancen“ ein.
Zur am Dienstag beschlossenen Weitererkundung des Salzstocks sagte Sander: „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit bei der Erkundung des Endlager-Standorts lernen.“ Er sprach sich für ein „völlig transparentes Verfahren, eine Art „gläsernes Bergwerk““, aus und schlug vor, eine „Begleitgruppe“ einzurichten, in der auch Bürgerinitiativen und Wissenschaftler vertreten sein sollten. (rtr/dapd)