Stuttgart. .

Nach stundenlanger Debatte haben die Aktionäre von Porsche am Dienstag den Weg für eine Verschmelzung mit dem VW-Konzern geebnet. Streitpunkt war eine dafür nötige Kapitalspritze über bis zu fünf Milliarden Euro - um Porsches Schulden abzutragen.

Die Fusion von Porsche und Volkswagen ist einen Schritt näher gerückt. Auf der Hauptversammlung der Porsche-Dachgesellschaft in Stuttgart haben die Aktionäre den Weg zu einer Kapitalerhöhung freigemacht. Die Anteilseigner stimmten am Dienstagabend mit überwältigender Mehrheit für die Ausgabe neuer Aktien. Bei den Stammaktionären betrug die Zustimmung 100 Prozent, bei den Vorzugsaktionären mehr als 88 Prozent. Erforderlich wären jeweils 75 Prozent Zustimmung gewesen. Jetzt kann der Porsche-Vorstand bis Mitte nächsten Jahres neue Aktien ausgeben, um bis zu fünf Milliarden Euro einzusammeln. Mit dem Geld will Porsche Schulden aus dem gescheiterten Übernahmeversuch von Volkswagen zurückzahlen. Danach soll nach dem gültigen Zeitplan die Fusion mit Volkswagen bis Ende 2011 folgen. Der Ausgabepreis für die neuen Aktien steht noch nicht fest.

Vorher hatte es eine mehr als zehnstündige Debatte über die Kapitalpläne gegeben. Viele Kleinaktionäre kritisierten die geplante Kapitalerhöhung, während machtvolle Aktionärsgruppen Zustimmung signalisierten. Porsche-Vorstandschef Martin Winterkorn hatte zuvor um die Zustimmung der Anteilseigner geworben. „Damit können wir gemeinsam die Grundlage für eine viel versprechende Zukunft legen“, sagte er.

Fusion erst im August 2011 perfekt?

Allerdings bereitete Porsche die Anleger auf eine mögliche Verzögerung bei der Umsetzung der Geldsammelaktion vor. Bisher hatte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch erklärt, die Ausgabe der neuen Aktien solle bis spätestens Ende Mai durchgezogen werden. Jetzt sagte er, die Frist könne sich bis Ende August 2011 verlängern. Pötsch und Winterkorn machten vor den Aktionären außerdem mehrfach klar, dass der geplante Zusammenschluss von Porsche und Volkswagen kein Selbstgänger sei. Klagen in den USA und juristische Probleme in Deutschland könnten die bis Ende 2011 geplante Verschmelzung möglicherweise verzögern, sagte Winterkorn.

Mit den Milliarden aus der Kapitalerhöhung will die Dachgesellschaft Porsche Holding SE horrende Schulden aus dem gescheiterten Übernahme-Angriff auf VW begleichen. Nachdem der mit Spekulationsgeldern finanzierte Übernahmeversuch von Porsche auf Volkswagen im Sommer 2009 gescheitert war, hatte VW den Spieß umgedreht und gliedert nun Porsche als zehnte Automarke in den Konzern ein. Die Porsche SE soll nach der Kapitalerhöhung mit dem VW-Konzern verschmolzen werden.

Die Stammaktien gehören zu 90 Prozent den Familien Porsche und Piech, sowie zu 10 Prozent dem Scheichtum Katar, hier war die Zustimmung sicher. Die Vorzugsaktien dagegen sind breit gestreut: Fonds, Banken, Privatanleger und so weiter. Auch die Familien halten Vorzüge. Porsche-Finanzchef Pötsch hatte bei den Profi-Investoren um Zustimmung für die Kapitalmaßnahme geworben. Tatsächlich ist das Interesse an Porsche-Vorzugsaktien zurzeit groß. Der Kurs stieg im November um mehr als 50 Prozent, liegt aber immer noch 100 Euro unter dem Kurs des Jahres 2007.

Porsche meldet Rekordumsatz

Risiken für die Kapitalerhöhung und vor allem die Fusion sind Gerichtsverfahren. So klagen in den USA mehrere Hedge-Fonds. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Gesetzesverstöße beim Übernahmekampf Porsche-VW. Pötsch zeigte auf der Hauptversammlung einen Ausweg auf, falls es bei der Fusion klemmt: Demnach könnte VW den restlichen Anteil am Sportwagengeschäft von Porsche kaufen. Volkswagen hält seit Dezember 2009 bereits 49,9 Prozent im Wert von 3,9 Milliarden Euro am operativen Porsche-Geschäft. Der Rest gehört der Porsche Holding SE, die wiederum auch 51 Prozent der VW-Aktien hält. Die hohen Schulden der Porsche Dachgesellschaft könnten dann mit den Milliarden aus dem Kaufpreis des operativen Geschäfts und den Einnahmen aus der Kapitalerhöhung abbezahlt werden. VW hat eine Kaufoption für den restlichen Anteil.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. Juli) verkaufte Porsche rund 82.000 Autos und fuhr einen Rekordumsatz von 7,8 Milliarden Euro ein. Der operative Gewinn betrug 1,18 Milliarden Euro. Sportwagenchef Matthias Müller will aber 150.000 Stück im Jahr absetzen und erweitert deshalb die Modellpalette. Erst am Montag wurde der Bau eines kleinen Geländewagens beschlossen. In den Monaten August bis Oktober legte Porsche weiter zu. Der Umsatz stieg um 80 Prozent auf 2 Milliarden Euro, der operative Gewinn vervierfachte sich auf rund 400 Millionen Euro. (dapd)