Stuttgart. VW schmiedet einen Autogiganten und greift Toyota an: Der Aufsichtrat von Volkswagen hat grünes Licht für die Verschmelzung mit Porsche gegeben. Fakt ist schon: Porsche soll im VW-Konzern eigenständig bleiben. Das sicherte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn zu.

Der monatelange Kampf um die Macht bei Volkswagen und Porsche ist endgültig entschieden. Der Sportwagenbauer wird Teil eines integrierten Konzerns unter dem Dach der VW AG und hat den Traum von einer Übernahme der Wolfsburger am Donnerstag auch offiziell beerdigt.

Der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche  spricht auf einer Betriebsversammlung. Foto: ddp
Der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche spricht auf einer Betriebsversammlung. Foto: ddp © ddp

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, dem die Fehlspekulation zur Last gelegt wird, trat daraufhin zurück. Die beiden Eigentümerfamilien Porsche und Piech, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten auf das Heftigste stritten, wollen nun gemeinsam an einem Strang ziehen.

Porsche hatte am Morgen mitgeteilt, dass Wiedeking das Unternehmen zusammen mit Finanzvorstand Holger Härter mit sofortiger Wirkung verlasse. Nachfolger Wiedekings werde der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht. Nach Unternehmensangaben erhält Wiedeking eine Abfindung von 50 Millionen Euro, von denen die Hälfte an eine soziale Stiftung geht. Die Höhe der Abfindung stieß in der Politik und bei Aktionärsschützern auf Kritik.

Zuvor hatte der Porsche-Aufsichtsrat einer Kapitalerhöhung im Volumen von mindestens fünf Milliarden Euro zugestimmt und den Vorstand ermächtigt, die Gespräche mit dem Emirat Katar zum Abschluss zu bringen. Ziel beider Vorhaben sei es, die Voraussetzungen für die Bildung eines integrierten Automobilkonzerns aus Porsche und Volkswagen zu schaffen.

Wopo den Tränen nahe

Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche bekannte sich am Mittag in einer emotionalen Rede vor den Beschäftigten zur Eigenständigkeit des Stuttgarter Sportwagenbauers auch unter dem Dach von Volkswagen. Nach einem langen und gewaltigen Ringen stehe Porsche «auf soliden finanziellen Füßen», sagte er im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen. Dank der jahrelangen Arbeit des scheidenden Konzernchefs Wiedeking könne Porsche nun mit VW «auf Augenhöhe» verhandeln. «Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen - verlassen sie sich auf mich», sagte er unter Tränen.

Zuvor hatte er aus der Erklärung Eigentümer Familien Porsche und Piech zitiert, wonach diese alles daransetzten, die Zusammenführung zu einem integrierten Konzern zu unterstützen. Der Erfolg Porsches beruhe auf der Eigenständigkeit und hänge davon ab, dass «Porsche Porsche bleibt». Porsche versicherte den Mitarbeitern, dass sie sich keine Sorgen um die Arbeitsplätze machen müssten.

Wiedeking, der von der Belegschaft mit stürmischem Beifall begrüßt wurde, bezeichnete die in der Aufsichtsratssitzung getroffenen Grundsatzentscheidungen als richtig. Er forderte, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, um Porsche nicht weiter zu beschädigen. »Wir sollten nicht zurückschauen«, fügte er hinzu.

Katar steigt mit 17 Prozent bei VW ein

Der Ministerpräsident des zweitgrößten VW-Aktionärs Niedersachsen, Christian Wulff (CDU) geht davon aus, dass Katar mit 17 Prozent bei VW einsteigt und dafür von Porsche gehaltene Aktienoptionen erwirbt. Katar werde ein verlässlicher dritter Partner, eine Einigung werde in den nächsten Wochen angestrebt, sagte Wulff auf einer Pressekonferenz mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn in Stuttgart. Dort hatte sich zuvor auch der VW-Aufsichtsrat getroffen.

Wulff sagte, der VW-Aufsichtsrat, dem auch Vertreter des Großaktionärs Porsche angehören, wolle bei der Aufsichtsratssitzung am 13. August eine Grundlagenvereinbarung über den gemeinsamen Autogiganten treffen. Die Fusion könnte dann bis Mitte 2011 über die Bühne gehen. Bis spätestens 2018 soll der VW-Porsche-Konzern seiner Ansicht nach dann den Weltmarktführer Toyota überholen, sagte Wulff.

VW teilte nach der Aufsichtsratssitzung mit, der Vorstand werde nun Gespräche mit den neuen Verantwortlichen bei Porsche aufnehmen, um gemeinsam ein finales Konzept zu erarbeiten. Der integrierte Automobilkonzern solle durch die schrittweise Beteiligung von Volkswagen an der Porsche AG und die abschließende Verschmelzung der Porsche Automobil Holding SE mit der Volkswagen AG entstehen. Porsche werde dabei ein eigenständiges Unternehmen mit Sitz in Stuttgart bleiben.