Wolfsburg. .
Der VW-Konzern will mit einer Absatz-Offensive das schwache Jahr 2009 vergessen machen. In Deutschland und China läuft das Geschäft bereits wieder gut. Doch Sorgen bereiten die Tochtermarken Seat und Bentley.
Absatzwachstum von 25 Prozent, 70 neue Modelle, Kapitalerhöhung: Nach einem schwachen Jahr 2009 gibt der Volkswagenkonzern wieder kräftig Gas und kündigt für das laufende Jahr erneut einen Rekordabsatz an sowie höhere Umsätze und höhere Gewinne. Bereits in den ersten zwei Monaten des Jahres hat der größte Autobauer Europa den weltweiten Absatz um ein Viertel auf eine Million Autos gesteigert. „In Deutschland und China haben wir neue Höhen erklommen“, sagte VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz in Wolfsburg.
Winterkorn kündigte für das laufende Jahr ein Modellfeuerwerk von 70 Neuheiten an. Er nannte als Höhepunkte den neuen Kleinwagen Audi A1 und den erneuerten VW Touareg und Passat. Außerdem stellte Winterkorn ein gemeinsames Sportwagenkonzept des Konzerns mit Porsche in Aussicht.
Gewinn um 81 Prozent eingebrochen
Nachdem der Nettogewinn im Jahr 2009 um rund 81 Prozent auf nur noch 911 Millionen Euro eingebrochen war, rechnet Winterkorn für 2010 mit höheren Gewinnen, höherem Absatz und höheren Umsatzzahlen. Genaue Größenordnungen nannte er nicht. Winterkorn rechnet mit einem weltweiten Automarkt von 53 bis 54 Millionen Stück, etwa ein bis zwei Millionen mehr als 2009.
Die spanische Automarke Seat wird wegen immer höherer Verluste immer mehr zu einer Last für den Volkswagenkonzern. Seat fuhr 2009 einen operativen Verlust von 339 Millionen Euro ein, nachdem schon 2008 ein Minus von 78 Millionen Euro angefallen waren. Auch 2010 wird Seat die Gewinnschwelle nicht erreichen, wie VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch sagte. Er kündigte ein „umfassendes Programm“ an, um die Marke wieder in die Gewinnzone zu führen. Seat ist seit Jahren der große Problemfall.
Auch Bentley schreibt rote Zahlen
Zweiter großer Verlierer im VW-Konzern ist die britische Luxusmarke Bentley, die einen Verlust von 194 Millionen Euro meldete, nach einem Gewinn von 10 Millionen Euro 2008. Auch die Nutzfahrzeugtochter in Hannover fuhr im Grunde rote Zahlen ein und konnte nur durch den Verkauf des brasilianischen Lkw-Geschäfts für 600 Millionen Euro einen Gewinn von 313 Millionen Euro ausweisen.
Großer Gewinnbringer im VW-Konzern war die Marke Audi mit 1,6 Milliarden Euro. 2008 lag der Gewinn noch bei 2,7 Milliarden Euro. Schwer geblutet hat auch die Hauptmarke Volkswagen mit nur noch 561 Millionen Euro Gewinn, nach 2,7 Milliarden Euro im Jahr davor. Die Marke VW verkaufte 2010 kleinere und schlechter ausgestattete Modelle. Die tschechische Marke Skoda verdiente noch 204 Millionen Euro nach 565 Millionen im Jahr davor.
Pro Auto weniger Geld verdient
Der Volkswagenkonzern hatte 2009 einen schweren Gewinneinbruch verbucht, obwohl der Autobauer trotz Wirtschaftskrise so viele Wagen wie noch nie an die Kunden gebracht hatte. Der Konzern musste aber trotz staatlicher Kaufhilfen in vielen Ländern bessere Preise einräumen: Obwohl der VW-Absatz um 1,3 Prozent auf 6,3 Millionen Autos anzog, lag der Umsatz 7,6 Prozent niedriger - bei 105,2 Milliarden Euro. Damit fiel der Durchschnittserlös pro Auto ebenfalls niedriger aus.
Der VW-Nettogewinn fiel 2009 um rund 81 Prozent auf nur noch 911 Millionen Euro. Staatliche Absatzhilfen in den Hauptmärkten Deutschland, Brasilien und China stützten den Absatz im Jahr der tiefsten Krise der weltweiten Autoindustrie.
Winterkorn betonte, trotz Einbruch von Umsatz und Gewinn werde VW an der Strategie 18 plus festhalten. Danach soll der Absatz in drei bis fünf Jahren von jetzt 6,3 Millionen Autos auf 8 Millionen Stück steigen. Bis zum Jahr 2018 will VW den Absatz sogar auf mehr als 10 Millionen Fahrzeuge pushen. Der bisherigen Marktführer Toyota lag 2009 bei 7,8 Millionen Stück. (apn)