Berlin/Essen. .

Bei Spielsachen sollten Eltern ganz genau hinsehen und auch mal daran schnuppern. Denn nicht selten stecken in den Produkten gefährliche Schadstoffe, die man sogar erriechen kann, sagen Experten.

Im Schaufenster sah die Actionfigur toll aus. Im Laden stank der Plastikheld aber zum Himmel. Spielzeuge können nett aussehen. Wenn sie aber schlecht riechen, ist das ein ernstes Indiz dafür, dass etwas nicht stimmt. Seit die Stiftung Warentest kürzlich in vielen Spielsachen ungesunde Chemie gefunden hat, sind Eltern und Großeltern verunsichert. Was können sie dem Nachwuchs mit gutem Gewissen zu Weihnachten schenken?

Mit allen Sinnen kaufen

Mit allen Sinnen einkaufen: Das rät Monika Büning vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. „Riechen die Schwimmflügel nach Chemie, kann man davon ausgehen, dass davon auch viel im Produkt steckt“, so die Referentin für Umwelt und Produktsicherheit. Zudem sollte man an beweglichen Teilen ziehen und prüfen, ob diese sich lösen und verschluckt werden können. Auch sollte man darauf achten, ob Farbe abbröckelt.

Neben Stiftung Warentest oder Öko-Test untersuchen auch die Kontrollbehörden der Bundesländer Spielzeuge regelmäßig auf ihre chemischen Eigenschaften. Immer wieder werden sie fündig, da besonders asiatische Hersteller oft Kosten sparen wollen, indem sie günstige – aber giftige – Kunststoffe und Farben verwenden. Häufig werden sie dabei nicht erwischt. Denn: „Es finden zu wenige Kontrollen statt. Auch sind die Strafen nicht hoch genug“, sagt Büning. Sie fordert, ebenso wie Politiker aller Parteien, striktere Regelungen für die neue EU-Spielzeugrichtlinie, die ab 2011 in Kraft tritt. Auch müsse es mehr Kontrollen und strengere Schadstoff-Grenzwerte geben.

Krebserregendes in Quietscheenten und Co

Ansonsten werden weiterhin Formaldehyd in Holzspielzeug oder Azofarbstoffe in Faschingskostümen auftauchen. Auch werden Weichmacher und krebserregende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in unerlaubt hoher Konzentration in Quietscheenten und Co zu finden sein. Riecht ein Produkt nach Öl oder Teer, kann das ein PAK-Hinweis sein.

Auch elektrische oder technische Mängel können gefährlich sein. Tönen elektronische Rasseln zu laut, drohen Hörschäden. Selbst Elektro-Schocks haben Kinder schon davon getragen. Eltern sollten daher auf das VDE-Siegel achten, das geprüfte Elektro-Produkte kennzeichnet.

Sicheres Spielzeug lässt sich zudem häufig am „GS“-Zeichen oder am europäischen „CE“-Siegel erkennen. „GS“ bedeutet, dass das Produkt von einer unabhängigen Stelle geprüft wurde. Leider ist das Siegel, ebenso wie „CE“, freiwillig – und es gibt schwarze Schafe unter den Herstellern, die das Zeichen missbrauchen. Daher ist weniger bei Spielsachen oft mehr. „Eltern sollten lieber weniger, aber dafür qualitativ hochwertiges Spielzeug kaufen“, rät Büning.

Auch in Markenprodukten

Doch unbedenkliches Spielzeug zu erkennen, ist gar nicht so leicht, wie Nicole Merbach von der Stiftung Warentest ausführt: „Grundsätzlich gilt, dass es dafür keine goldene Regel gibt. Wir haben sowohl bei Billiganbietern als auch bei Markenherstellern Schadstoffe gefunden.“ Oft könne man von außen nicht sehen oder riechen, ob ein Spielzeug giftige Substanzen enthalte oder schlecht verarbeitet sei.

Wie schwierig die Sache ist, erläutert Merbach am Beispiel des Produzenten Fisher-Price. „In unserem Test war ein Rettungshubschrauber aus Hartplastik von Fisher-Price absolut in Ordnung. Dagegen haben wir in einer Babypuppe des Herstellers mehrere Schadstoffe gefunden.“

Lieber Stoffspielzeug

Auch bei anderen Unternehmen wie Sigikid oder Brio verhalte es sich ähnlich. So sei eine Holzeisenbahn von Brio gleich mit vier schädlichen Substanzen belastet. Dabei wähnen sich die Hersteller im Recht. „Das Problem ist, dass bei manchen Schadstoffen keine Grenzwerte oder lediglich unverbindliche Richtwerte existieren“, so Merbach.

Was also tun? Neben dem Hinweis, am Spielzeug zu riechen, hat die Expertin weitere Tipps. „Bei Spielzeug sollte man sich vom Händler seines Vertrauens beraten lassen. Daneben sollten Verbraucher eher Stoffspielzeug als Plastikprodukte kaufen, da hier weniger Schadstoffe verwendet werden.“ Zudem empfiehlt Merbach, möglichst unbehandeltes Holzspielzeug, also mit wenig Farben und Lacken, zu kaufen. Handelt es sich um Plastikspielzeug, sollte man dieses regelmäßig waschen oder reinigen. Und: Von extrem billigen Spielsachen sollte man die Finger lassen.