Bodenfelde. .
Die Polizei hat Einzelheiten im Doppelmord-Fall von Bodenfelde bekannt gegeben. Demnach ist Nina (14) bereits Anfang der Woche ermordet worden. Der beschuldigte Jan O. hat Drogenprobleme und ist vorbestraft. Er schweigt zu den Vorwürfen.
Nach der Aufklärung der Doppelmorde im niedersächsischen Bodenfelde erwartet die Polizei nun ein Geständnis des mutmaßlichen Täters. Staatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner sagte am Mittwoch in Northeim, dass der Verteidiger des 26-Jährigen dies angekündigt habe. Die Polizei geht unterdessen davon aus, dass der 26-Jährige das "Potenzial zum Serienmörder" habe. Ein nächstes Opfer hatte er möglicherweise schon im Visier.
Bislang hatte Jan O. zu den Vorwürfen geschwiegen. Möglicherweise könnte das Geständnis noch am Mittwoch erfolgen. Dem Nachrichtensender N24 sagte der Leiter der Polizeiinspektion Northeim, Hans Walter Rusteberg: "Wir gehen davon aus, dass er im Laufe des Tages oder morgen früh ein Geständnis ablegen wird."
O. war am Montagabend gegen 20.10 Uhr in einem Zug in Bodenfelde festgenommen worden. Bei seiner Festnahme hatte laut dem Leiter der Mordkommission, Hartmut Reinecke, Verletzungen an beiden Händen und trug links einen Verband. Die Behauptungen des 26-Jährigen, er habe sich an einer Flasche verletzt und sich in einem Göttinger Krankenhaus behandeln lassen, hätten rasch widerlegt werden können.
"Kombination aus Würgen und Erstechen"
Die Verletzungen könnten den Ermittlungen zufolge im Zusammenhang mit dem brutalen Vorgehen des Verdächtigen stehen. Es handele sich um Verletzungen "durch scharfe Gewalt", sagte Heimgärtner. Er wisse aber nicht, ob die Verletzungen vom Zuschlagen stammten. Bei einer Durchsuchung der Wohnung von Jan O. wurden zudem blutverschmierte Kleidungsstücke gefunden. Beide Opfer seien durch eine "Kombination aus Erwürgen und Erstechen" getötet worden, sagte Kriminaldirektor Andreas Borchert. "Die Details erspare ich mir", fügte er hinzu.
Er betonte erneut, dass es sich bei der Tat nicht um ein Sexualdelikt gehandelt habe, obwohl die Leichen teilweise entkleidet waren. Möglicherweise habe der Täter die Jugendlichen entkleidet, um sie besser betrachten zu können, sagte Borchert. Laut Polizei war der Fundort der Leichen auch der Tatort. Opfer und Täter hätten in keinerlei Beziehung gestanden. Jan O. habe die beiden Jugendlichen offenbar wahllos ausgesucht.
Nach den beiden Morden hatte der mutmaßliche Täter möglicherweise bereits ein drittes Opfer im Visier. Der 26-jährige Jan O. habe am Sonntagabend ein weiteres Mädchen auf einem Parkplatz bei Bodenfelde angesprochen, sagte Reinecke. Die Polizei sprach von einem "Anbahnungsversuch".
Der 26-Jährige war nach Aussage des angesprochenen Mädchens alkoholisiert. Er habe Handynummern austauschen wollen. Das Mädchen sei jedoch geschickt gewesen und habe nur nach seiner Handynummer gefragt. Über Internetrecherchen eines Kripobeamten ergab sich dann ein Tatverdacht gegen den Mann aus Uslar. "Wir sind absolut sicher, dass wir die richtige Person haben", sagte Reinecke.
Tatmotiv reine Mordlust?
Das Motiv könnte nach Angaben von Borchert "Mordlust" gewesen sein. O. ist laut Polizei wegen Diebstahls vorbestraft und stand bei der Tat unter Bewährungsauflagen. Seit 2003 ist er arbeitslos und hat Alkohol- und Drogenprobleme. Seine vorherigen Straftaten hätten jedoch nicht auf derartige Gewaltdelikte hingedeutet. Auf einen Bezug zu jungen Mädchen sei man erst durch den weiteren Kontaktversuch am Sonntagabend auf dem Parkplatz gekommen. Der Doppelmörder versuchte im Internet Kontakte mit jungen Mädchen zu knüpfen. In mehreren sozialen Netzwerken präsentiert sich der seit 2003 Arbeitslose als "stolzer Arbeitslohser" oder "Rentner" aus der "Weltstadt Uslar". In Einträgen auf seiner Seite fragt er, ob Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren Interesse haben "zu chaten und vielleicht mehr". Außerdem fragte er bereits am 15. Juni 2009: "welches girly will mehr als nur quwatschen."
Gegen Jan O. war am Dienstagabend Haftbefehl erlassen worden. Er sitzt in der Justizvollzugsanstalt Göttingen-Rosdorf ein. Die Leichen der Ermordeten waren am Sonntag in einem Waldstück in Bodenfelde in Südniedersachsen gefunden worden. Die 14-Jährige war am Montag (15. November) von zu Hause weggelaufen und galt seitdem als vermisst. Sie wurde laut den Ermittlungen bereits am selben Abend getötet. Zeugenaussagen, nach denen das Mädchen in der vergangenen Woche noch mehrmals in Bodenfelde gesehen wurde, waren offenbar nicht zutreffend.
Tobias starb den Angaben zufolge am Samstagabend gegen 22.00 Uhr. Er war gegen 20.00 Uhr das letzte Mal gesehen worden, als er einen Freund zum Bahnhof brachte. Ermittler fanden die Rollerblades, die er bei sich hatte, in einem Bach rund 150 Meter entfernt vom Fundort der Leichen. (jgr/dapd)