Wiesbaden. .

Die namibische Polizei hat einen möglichen Sprengstoffanschlag auf einen Air-Berlin-Airbus nach München vereitelt. Noch ist aber unklar, ob es sich tatsächlich um einen Sprengsatz in dem verdächtigen Gepäckstück handelte.

Bombenalarm für den Flug AB 7377 von Windhuk nach München: In Namibia entdeckte die Polizei am Mittwoch beim Verladen des Gepäcks in einen Airbus A330 der Air Berlin ein verdächtiges Gepäckstück, in dem sich beim Durchleuchten Batterien zeigten, die über Kabel mit einem Zünder und einer laufenden Uhr verbunden waren, wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Noch ist unklar, ob die Vorrichtung explodieren hätten können. Das Gepäckstück war einen Tag nach der Terrorwarnung der Bundesregierung entdeckt worden.

Das Bundeskriminalamt betonte, man könne erst nach dem Ende der Untersuchung der Vorrichtung eine belastbare Aussage darüber treffen, „ob es sich um einen Sprengsatz handelte“. Eine Air-Berlin-Sprecherin sagte dagegen, sie habe die Information, dass es sich bei dem Fund um eine „verdächtige Vorrichtung ohne Sprengstoff“ handle. Das Bundeskriminalamt entsandte seinen zuständigen Verbindungsbeamten aus Südafrika nach Namibia zur Unterstützung der dortigen Behörden und will weitere Experten schicken.

De Maizière: Gepäckstück sollte wahrscheinlich in Maschine nach München fliegen

Dazu, ob bereits ermittelt werden konnte, von wem das Gepäckstück stammte und ob es Festnahmen gegeben habe, äußerte sich das BKA nicht. Laut Air Berlin war das verdächtige Gepäckstück in Windhuk in einer Halle entdeckt worden, in der sich auch das Gepäck für den Flug nach München befand. Es sei aber „ungelabelt“ gewesen, sei also nicht mit Informationen zu Ziel oder Eigentümer versehen gewesen.

Innenminister Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), sagte in Hamburg, es spreche viel dafür, dass das Gepäckstück in einer Maschine nach München transportiert werden sollte. Details nannte er nicht. Zudem sagte er: „Die Kontrollen haben jedenfalls funktioniert.“Die Namibianische Flughafengesellschaft deutete in einem Statement an, dass das Gepäckstück als Fracht auf dem Flug habe mitfliegen sollen. Der Flughafenbetreiber sprach von einem verdächtigen Paket, das entdeckt worden sei, machte aber keine näheren Angaben.

296 Passagiere wohlbehalten angekommen

Die 296 Passagiere des Fluges kamen in der Nacht zum Donnerstag mit knapp sieben Stunden Verspätung wohlbehalten in München an. Sie waren vor dem Abflug in Namibia laut BKA einer erneuten Kontrolle unterzogen worden. Laut Flughafen München wurde das gesamte Gepäck in Windhuk wieder ausgeladen und durchleuchtet.

Nach Angaben des Münchner Flughafens hätte der Flug ursprünglich am Mittwochabend um 17.35 Uhr landen sollen, kam dann allerdings erst um 0.25 Uhr an. Die Crew musste bei einer Zwischenlandung in Djerba ausgetauscht werden, da sie ansonsten ihrer maximale Einsatzzeit überschritten hätte. Die Passagiere seien in München von der Bundespolizei befragt worden. Ein Flughafensprecher sagte, er vermute, dass es sich überwiegend um deutsche Urlauber handle.

Durch den Vorfall würden die Sicherheitsvorkehrungen am Münchner Flughafen nicht weiter verschärft, sagte der Sprecher. Es gälten die nach den Terrorwarnungen vom Mittwoch ohnehin verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Die Passagiere bekämen daher mehr „Beamte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen“ zu Gesicht.

Innenminister mahnt zur Gelassenheit

Nach dem vereitelten möglichen Anschlag auf ein deutsches Flugzeug mit Flugziel München hob de Maizière (CDU) die Effizienz der bestehenden Sicherheitsvorkehrungen hervor. Die Kontrollen hätten funktioniert, sagte er am Rande der Innenministerkonferenz (IMK) in Hamburg. „Der internationale Terrorismus möchte in unserem Land Angst und Schrecken verbreiten - das lassen wir nicht zu“, sagte er.

In einer gemeinsamen Erklärung mit den Landesinnenministern appellierte de Maizière an die Bürger, ihre freiheitlichen Lebensgewohnheiten beizubehalten. „Die Innenminister der Länder und des Bundes bitten alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, ihr Leben unverändert und ohne Angst weiterzuführen“, sagte er. Er wolle zudem den Eindruck vermeiden, dass die aktuelle Bedrohungssituation für politische Auseinandersetzungen genutzt werde.

Ruhrgebiet potenzielles Anschlagsziel

De Maizière hatte am Mittwoch mitgeteilt, es lägen konkrete Hinweise auf Anschlagspläne von Islamisten in Deutschland noch in diesem Monat vor. Der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) nannte am Donnerstag vor allem Ballungszentren als mögliche Anschlagsziele. „Das ist, glaube ich, auf der Hand liegend, dass man sich um die Großstädte kümmern muss“, sagte Bruch im Südwestrundfunk. „Da gibt“s auch konkrete Hinweise, Berlin, München, Ruhrgebiet, Hamburg.“

Die Terrorwarnung in Berlin löste derweil eine sicherheitspolitische Debatte aus. Der Unions-Innenexperte Hans-Peter Uhl (CSU) forderte eine Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung. Es sei „völlig undenkbar“, dass die Menschen ohne Vorratsdatenspeicherung geschützt werden könnten. De Maizière sagte dazu beim Treffen der Innenminister, die Vorratsdatenspeicherung stehe seit längerem auf der Tagesordnung der Innenressortchefs. Es sei „jetzt nicht die Stunde, auf dem Rücken dieses Themas rechtspolitische Auseinandersetzungen zu verschärfen oder abzumildern“. (dapd)