Mannheim. .

Zwischen Anklage und Verteidigung gab es im Kachelmann-Prozess einen heftigen Schlagabtausch. Eine weitere Ex-Freundin belastete am Mittwoch den Fernseh-Moderator. Jetzt ist die Verhandlung für drei Wochen unterbrochen.

Der Prozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann ist am Mittwoch für drei Wochen unterbrochen worden. Das Landgericht Mannheim wird das Verfahren am 1. Dezember fortsetzen. Grund der Unterbrechung ist, dass zwei Ersatzschöffen an anderen Strafverfahren teilnehmen und deshalb nicht im Kachelmann-Verfahren anwesend sein können. Der Prozess läuft seit 6. September. Prozessbeteiligte gehen inzwischen davon aus, dass das Urteil erst 2011 gesprochen wird.

Inhaltlich steht in dem Vergewaltigungsprozess weiterhin Aussage gegen Aussage. Die langjährige Freundin Kachelmanns blieb in ihrer 20-stündigen Zeugenvernehmung bei ihrer Kernaussage, sie sei am 9. Februar 2010 in ihrer Wohnung von Kachelmann mit einem Messer bedroht und vergewaltigt worden. Kachelmann bestreitet die Tat, schweigt aber im Prozess.

Weitere Ex-Freundin belastet Kachelmann

Am Mittwoch, dem 15. Verhandlungstag, gab es einen verbalen Schlagabtausch zwischen Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge und Verteidiger Reinhard Birkenstock. Sie warfen sich gegenseitig vor, die Presse zu instrumentalisieren. Staatsanwalt Oltrogge kritisierte, dass Kachelmanns Verteidigerin Andrea Combé den Journalisten Angaben über die Zeugenaussage des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers gemacht hatte, obwohl die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. Verteidiger Birkenstock konterte, der Staatsanwalt habe der Presse aus derselben Zeugenvernehmung mitgeteilt, das mögliche Opfer halte sich „ganz gut“.

Belastet wird der 52-jährige Schweizer inzwischen auch durch die Aussage einer Ex-Freundin, einer 29-jährigen Försterin. Sie telefonierte mit Kachelmann am Morgen nach der möglichen Vergewaltigung. Sie sagte später aus, Kachelmann sei gestresst gewesen, wie sie ihn noch nicht erlebt habe. Sie habe gedacht, seinen Kindern oder seiner Mutter sei etwas passiert. Sie hatte darüber auch mit einer Freundin gesprochen, die inzwischen ebenfalls vom Gericht vernommen wurde.

Der Wert der Aussage der Försterin wird von der Verteidigung allerdings infrage gestellt, weil sie sich erst im August bei der Polizei gemeldet hatte. Birkenstock nennt die Aussage deshalb nachträglich konstruiert. Außerdem hat die Ex-Geliebte inzwischen einen Exklusivvertrag mit der Illustrierten „Bunte“ für mehr als 8.000 Euro. Ihre Geschichte soll dort demnächst erscheinen.

Gynäkologin berichtet von Hämatomen an beiden Oberschenkeln

Am Mittwoch sagte auch eine Ärztin aus , die das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer untersucht hatte. Wie die Gynäkologin der Heidelberger Frauenklinik sagte, habe die Patientin am Morgen nach der angeblichen Tat beginnende Hämatome an beiden Oberschenkeln gehabt. Ähnliche Verletzungen, so berichtete die Ärztin, habe sie auch schon bei einem anderen Vergewaltigungsopfer gesehen. Außerdem sei eine Verletzung am Hals - „vergleichbar mit einer Kratzspur“ - erkennbar gewesen. Die Patientin sei „sehr ruhig und gefasst gewesen“. Sie habe aber weder den Namen des mutmaßlichen Täters noch Genaueres zum möglichen Tathergang berichtet. Die Patientin habe gesagt, dass es am Abend Streit mit ihrem Freund gegeben habe und er sie gegen 2.00 Uhr vergewaltigt und mit einem Messer bedroht habe. Bei den Untersuchungen seien ihr keine Verletzungen aufgefallen, sagte die Ärztin. Dies sei aber nicht ungewöhnlich, da Vergewaltigungsopfer nicht zwangsweise innere Verletzungen aufweisen müssten.

Die Öffentlichkeit war bisher über weite Teile des Prozesses ausgeschlossen. Am Mittwoch erfuhren die Beobachter aber anlässlich des verbalen Schlagabtauschs zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft einiges über die Atmosphäre im Gerichtssaal während der 20-stündigen Befragung des möglichen Opfers. Kachelmann-Verteidiger Birkenstock zitierte eine Auseinandersetzung zwischen der 37-jährigen Radiomoderatorin und einem Richter. Der Richter hatte offenbar die Aussage hinterfragt, dass Kachelmann dem Opfer einen Tampon entfernt habe. Als der Richter fragte, ob das bei körperlichem Widerstand möglich sei, stellte die Ex-Freundin Kachelmanns offenbar die Gegenfrage: „Sprechen Sie da aus Erfahrung?“ Der Richter nahm das der Belastungszeugin wohl nicht übel. Am Mittwoch wandte er auf Birkenstocks Vortrag ein, er habe die Zeugin ja auch hart konfrontiert. (dapd)