Mannheim. .

IErneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat die Ex-Geliebte des Wettermoderators Jörg Kachelmann vor Gericht ihre Zeugenaussage vorläufig abgeschlossen. Staatsanwalt und Verteidiger werteten die Aussagen sehr unterschiedlich.

Im Kachelmann-Prozess vor dem Landgericht Mannheim ist ein zentraler Teil der Beweisaufnahme beendet. Die Ex-Geliebte des Wettermoderators Jörg Kachelmann hat am Mittwochmittag nach insgesamt 20-stündiger Vernehmung ihre Zeugenaussage vorläufig abgeschlossen.Verteidigung und Staatsanwaltschaft bewerteten die Aussage der Hauptzeugin unterschiedlich. Kachelmanns Anwalt Reinhard Birkenstock sagte: „Meines Erachtens hat die Vernehmung uns dem Ziel der Rehabilitierung von Herrn Kachelmann sehr viel näher gebracht.“

Staatsanwalt Lars-Torsten Oltrogge widersprach: „Ich halte das für Wunschdenken.“ Zum Inhalt der Vernehmung der 37-jährigen Ex-Freundin Kachelmanns wollte der Anklagevertreter keine Angaben machen. Er bestätigte nur, dass das Gericht versucht habe, „alle Aspekte auszuleuchten“. Die Radiomoderatorin sei noch nicht als Zeugin entlassen. Auch sei über die Frage, ob sie vereidigt wird, noch nicht entschieden worden. Kachelmann-Verteidiger Birkenstock zeigte sich über die ausführliche Befragung des Gerichts „außerordentlich zufrieden“. Die Verteidigung habe deshalb „massenhaft Fragen an die Nebenklägerin streichen“ können.

Vier Tage lang hatte die hagere blonde Frau unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt. Nur als sie entschlossenen Schrittes zum Zeugenstuhl lief und mit fester Stimme ihre Personalien angab, bekamen die Zuschauer einen kurzen Eindruck von ihr. Danach schlossen sich für die Öffentlichkeit die Türen. Was sie an den vier Tagen im Einzelnen aussagte, blieb geheim. Deshalb sind Wertungen, ob die Aussage einen Freispruch oder eine Verurteilung des Angeklagten wahrscheinlicher macht, für die Öffentlichkeit nicht überprüfbar

Die 37-jährige Radiomoderatorin hatte vor Prozessbeginn angegeben, in der Nacht des 9. Februar 2010 von ihrem langjährigen Freund Kachelmann mit einem Messer bedroht und vergewaltigt worden zu sein. Der 52-jährige Schweizer bestreitet die Vorwürfe.

Traumatologe als Gutachter umstritten

Am Mittwoch Nachmittag vernahm die Strafkammer in Mannheim den Heidelberger Traumatologen Professor Günter Seidler, der seit dem Frühjahr gleichzeitig Therapeut des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers ist und zur Traumatisierung des möglichen Opfers aussagen soll. Hintergrund sind Gedächtnislücken der Ex-Freundin zu Einzelheiten der Vergewaltigung, die der Therapeut mit ihrer Traumatisierung erklärt. Die Öffentlichkeit wurde bei Vernehmung des sachverständigen Zeugen erneut ausgeschlossen. Sowohl der Anwalt der Nebenklägerin als auch Seidler hatten dies beantragt, weil Tatsachen aus dem engsten persönlichen Lebens- und Intimbereich der Frau erörtert würden.

Die These, dass Zustände von Todesangst Gedächtnislücken auslösen, wird vor dem Landgericht Mannheim von anderen Experten bestritten. Gutachter-Streitigkeiten sind im Kachelmann-Prozess deshalb noch reichlich zu erwarten. Das Gericht hat vier Sachverständige benannt. Kachelmann hat weitere fünf Gutachter beauftragt. Der Prozess ist bis 21. Dezember 2010 terminiert. (afp/dapd)