Berlin. .

Die fünf sogenannten Wirtschaftsweisen erwarten für das laufende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,7 Prozent. Mit der Prognose sind die Wissenschaftler optimistischer als die Bundesregierung.

Die fünf sogenannten Wirtschaftsweisen erwarten für das laufende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,7 Prozent. Deutschland habe sich überdurchschnittlich stark und schnell von der zurückliegenden Krise erholt, schreiben die Mitglieder des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) in ihrem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Jahresgutachten. Mit der Prognose sind die Wissenschaftler optimistischer als die Bundesregierung, die für 2010 ein Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent voraussagt.

Konsum und Export sind Stützen des Aufschwungs

Der unerwartete Aufschwung der deutschen Wirtschaft biete Chancen für ein weiterhin stabiles, wenngleich aber langsameres Wachstum, heißt es. 2011 werde das BIP voraussichtlich um 2,2 Prozent wachsen. Basis dafür sei der nachhaltige Anstieg von Konsum und Investitionen. Diese Dynamik bedeute eine Absicherung gegen mögliche Unsicherheiten beim Export und beseitige darüber hinaus internationale Ungleichgewichte.

Zweite Stütze sei ein boomender Export: Deutsche Produkte wiesen im Vergleich ein hohen Maß an Wettbewerbsfähigkeit aus, das wirtschaftliche Umfeld vor allem in Schwellenländern sei günstig. Allerdings sei gerade der Export den größten Risiken ausgesetzt, warnen die Wirtschaftsweisen. Dazu zählten eine nachlassende Nachfrage hauptsächlich in den Ländern des Euro-Raums aufgrund der teils harten Konsolidierungspolitik und einer konjunkturellen Schwäche. Daneben seien unerwartete Schocks auf den Finanzmärkten nicht auszuschließen. Ein weiterer Rückschlag drohe mit dem vielerorts prophezeiten „Währungskrieg“, infolge dessen der Wert des Euros merklich steigen könne.

Stichwort: Sachverständigenrat

Die sogenannten fünf Wirtschaftsweisen - offiziell der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) - sind unabhängige wissenschaftliche Politikberater. Das Gremium, 1963 per Gesetz eingerichtet, hat zum Ziel, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik zu erfassen und darzustellen. Ihre Gutachten sollen die Urteilsbildung von Politikern wie auch der Öffentlichkeit erleichtern.Dem gesetzlichen Auftrag zufolge verfasst und veröffentlicht der Rat jedes Jahr Mitte November ein Jahresgutachten. Darüber hinaus fertigen die Wirtschaftsweisen Sondergutachten zu besonderen Problemen an. Der Sachverständigenrat besteht aus fünf Mitgliedern, die für einen Zeitraum von jeweils fünf Jahren vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung berufen werden.Vorsitzender des Gremiums ist der Mannheimer Professor Wolfgang Franz. Mitglieder sind die Professoren Peter Bofinger (Universität Würzburg), Christoph M. Schmidt (Ruhr-Universität Bochum), Beatrice Weder di Mauro (Universität Mainz) und Wolfgang Wiegard (Universität Regensburg). (dapd)