Frankfurt. .

Das jüngste Manöver der US-Notenbank schreckt Finanzpolitiker von Union und FDPauf. Sie fürchten eine Inflation. Das erneute Drucken von Geld aus dem Nichts werde wie ein Tsunami auf die Weltwirtschaft wirken.

Finanzpolitiker der schwarz-gelben Koalition haben die jüngste geldpolitische Lockerung der US-Notenbank (Fed) scharf kritisiert. Dass die Fed die Anleihekäufe ausweiten wolle, „beunruhigt mich auf lange Sicht“, sagte der finanzpolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Leo Dautzenberg (CDU), am Donnerstag „Handelsblatt Online“. So hätten die amerikanischen Börsen zwar positiv, aber eben nicht „überschwänglich“ reagiert. „Langfristig kann diese Politik zu einer Inflation führen“, warnte der CDU-Politiker. Und nichts sei unsozialer, als eine staatlich betriebene und nicht durch eine auf Preisstabilität abzielende Währungspolitik. „Ich sehe diese Schritte daher skeptisch“, sagte Dautzenberg.

Mit harschen Worten reagierte auch der Finanzexperte der FDP-Bundestagfraktion, Frank Schäffler. „Das erneute Drucken von Geld aus dem Nichts wird wie ein Tsunami auf die Weltwirtschaft wirken“, sagte Schäffler „Handelsblatt Online“. Er befürchte, „dass diese weltweite Sozialisierung von US-Staatsschulden zu einer neuen Runde des Protektionismus führen wird. Damit wird die marktwirtschaftliche Ordnung zerstört“.

„Glaubwürdigkeit der Fed steht auf dem Spiel“

Die Fed will zur Stützung der Konjunktur zusätzliche Staatsanleihen im Wert von 600 Milliarden Dollar (rund 430 Milliarden Euro) kaufen. Bis Mitte 2011 sollen jeden Monat lang laufende Staatsanleihen im Wert von rund 75 Milliarden Dollar von den privaten Banken erworben werden, wie die Fed am Mittwoch ankündigte. Damit sollen die Zinsen auf Hypotheken und andere Schulden weiter nach unten gedrückt werden.

Mit der geldpolitischen Lockerung sollen Konsumanreize für den Bürger geschaffen werden, die bei den Hypotheken entlastet werden, was wiederum zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen könnte. Kritiker bezweifeln jedoch die Wirksamkeit dieses Ansatzes, da die Zinsen ohnehin schon auf einem historischen Tiefstand sind, und verweisen auf Inflationsgefahren.

Lou Crandall, Chefvolkswirt bei Wrightson ICAP, sagte, die Glaubwürdigkeit der Fed stehe auf dem Spiel. Es könne der Eindruck entstehen, dass die Fed mit Anleihenkäufen das enorme US-Haushaltsdefizit zu reduzieren versuche. Bereits 2009 hatte die Fed Anleihen im Wert von rund 1,7 Billionen Dollar aufgekauft.

Preisschub bei Edelmetallen

Das Fed-Hilfspaket hat am Donnerstag bei sämtlichen Rohstoffen einen Preisschub ausgelöst. Aus Furcht vor Inflationen flüchteten Anleger vor allem in den „sicheren Anlagehafen“ Edelmetalle. Die mit der Fed-Geldpolitik einhergehende Dollar-Schwäche stützte die Kurse der übrigen Rohstoffe, da diese bei einer Abwertung der US-Währung für Investoren außerhalb der USA billiger werden. Der Dollar-Index, der die Kursentwicklung der Valuta zu sechs anderen wichtigen Währungen wie dem Euro spiegelt, fiel auf ein Elf-Monats-Tief.

Bei den Edelmetallen nahm Gold mit einem Plus von bis zu 1,4 Prozent auf 1365,89 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) das Rekordhoch von 1387,10 Dollar aus dem vergangenen Monat wieder ins Visier. Silber kostete mit einem Spitzenpreis von 25,40 Dollar so viel wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das Volumen der Fed-Geldspritze sei größer als erwartet, sagte Analyst Ong Yi Ling von Phillip Futures. Sollten nun noch die für Freitag erwarteten monatlichen US-Arbeitsmarktdaten schlecht ausfallen, müsse mit weiteren Steigerungen der Edelmetallpreise gerechnet werden. Reuters-Marktanalyst Wang Tao hielt einen Anstieg des Gold-Kurses auf bis zu 1420 Dollar binnen vier Wochen für möglich.

Im Fahrwasser von Gold und Silber markierte Palladium mit 672,50 Dollar je Feinunze ein neues Neuneinhalb-Jahres-Hoch. Hier sorgten wieder aufgeflammte Spekulationen, die russischen Lagerstätten dieses zur Herstellung von Autokatalysatoren verwendeten Metalls seien fast erschöpft, für zusätzlichen Auftrieb, sagte ein Börsianer. Viel entscheidender für die Kursentwicklung seien aber nicht mögliche Angebotsengpässe, sondern die Käufe spekulativ orientierter Anleger, betonte er.

Experte: Fed am hohen Ölpreis Schuld

Am Rohöl-Markt verteuerte sich die richtungweisende US-Sorte WTI um bis zu 1,6 Prozent auf 86,05 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so viel wie seit Anfang Mai nicht mehr. Nordsee-Öl der Sorte Brent verteuerte sich auf bis zu 87,59 Dollar und markierte ebenfalls ein Sechs-Monats-Hoch. „Nach der Fed-Entscheidung wird die Dollar-Schwäche anhalten, daher wird der Ölpreis voraussichtlich weiter anziehen“, sagte Rohstoff-Experte Ken Hasegawa vom Brokerhaus Newedge.

Kupfer und andere Industriemetalle legten ebenfalls zu. Das für Stromkabel und Wasserrohre verwendete Kupfer zog bis zu 2,2 Prozent auf 8500 Dollar je Tonne an. Aluminium notierte 1,6 Prozent fester bei 2456,75 Dollar und das zum Korrosionsschutz benötigte Zink stieg um bis zu 3,4 Prozent auf 2487 Dollar. Einige Anleger hätten mit einem geringeren Volumen der Fed-Geldspritzen gerechnet, sagte ein Händler. „Daher sehen wir heute eine Erleichterungsrally.“ (dapd/rtr)