Gyeongju. .
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben sich auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. China löst Deutschland demnach als Nummer drei unter den IWF-Anteilseignern ab.
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben sich auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Aufstrebende Schwellenländer wie China werden dort künftig größeren Einfluss haben, während westliche Industriestaaten wie Deutschland an Macht verlieren. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn begrüßte die überraschende Einigung als historisch. Die G20 verständigten sich zum Abschluss ihres Treffens in Südkorea zudem darauf, einen Wettlauf der Währungsabwertung und einen drohenden Handelskrieg zu verhindern. Sie verpflichteten sich auch auf eine Harmonisierung des Welthandels. Die USA konnten sich mit ihrer vor allem an China adressierten Forderung nach konkreten Vorgaben zur Überschussreduzierung nicht durchsetzen. Vielmehr gerieten die USA selbst wegen ihrer Geldpolitik unter Beschuss - vor allem aus Deutschland.
Verschiebung der Stimmgewichte
Im Zentrum der IWF-Reform steht eine Verschiebung der Stimmgewichte im Fonds von gut sechs Prozent in Richtung der aufstrebenden Schwellenländer. China löst Deutschland als Nummer drei unter den IWF-Anteilseignern ab. Die zehn größten Eigner mit den entsprechenden Stimmgewichten im Fonds sind künftig die USA, Japan, China, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland, Indien und Brasilien. Trotz des Umbaus behalten die Europäer eine dominierende Position im Fonds, wenn man die Stimmen und Sitze der europäischen Staaten zusammenzählt.
„Das wird die größte Reform, der sich der Fonds je unterzogen hat“, erklärte IWF-Chef Strauss-Kahn. Nach dem langen Gezerre um umfassende Änderungen hätten viele eine Einigung zuletzt für schier unmöglich gehalten. Auch vor dem G20-Finanzministertreffen im südkoreanischen Gyeongju hatte es in nahezu allen Delegationen geheißen, das Thema werde - wenn überhaupt - wohl erst in zweieinhalb Wochen beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs abgeschlossen. Jetzt muss der IWF-Direktoriumsrat die Vereinbarung noch bestätigen.
Brüderle kritisiert US-Geldpolitik ungewöhnlich scharf
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zeigte sich hochzufrieden mit den Ergebnissen des G20-Treffens. Als Erfolg wertete der Minister insbesondere die überraschende Einigung auf eine IWF-Reform in der G20.
Brüderle übte nach dem Treffen ungewöhnlich scharfe Kritik an der Geldpolitik der USA. Die Schaffung von mehr Liquidität sei der falsche Weg, sagte Brüderle. „Eine übermäßige permanente Geldvermehrung ist für mich eine indirekte Manipulation eines Kurses“. Es habe Kritik gegeben an dem Konzept der Amerikaner des „monetary easing“ - also daran, weitere Liquidität zu schöpfen. „Ich hab mich bemüht deutlich zu machen, dass ich diesen Weg für falsch halte.“ Vielmehr sei ein Mix an Maßnahmen notwendig. „Nur Wasser hinzustellen, löst die Probleme nicht“, sagte Brüderle, der beim G20-Treffen den erkrankten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vertrat.
US-Finanzminister Timothy Geithner lehnte eine direkte Stellungnahme zur Kritik Brüderles ab. Die US-Notenbank pumpt Milliarden von Dollar in die US-Wirtschaft, um der lahmenden Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Es wird weithin erwartet, dass die Federal Reserve schon bald abermals Staatsanleihen für Hunderte Milliarden Dollar kaufen wird. (rtr)