Washington. .
US-Drohnen sollen jetzt auch im Jemen Angriffe gegen Al-Kaida-Terroristen fliegen. „Wir wollen die Al-Kaida-Brut auf der arabischen Halbinsel möglichst schnell auslöschen“, erklärt ein CIA-Angehöriger.
Die USA wollen jetzt mit ihren Drohnen die Al-Kaida-Terroristen im Jemen genauso gezielt angreifen wie in Pakistan. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dapd am Dienstag aus Kreisen des Geheimdienstes CIA in Washington. Nach den fehlgeschlagenen Anschlägen mit Sprengstoff-Paketen, die vom Jemen aus an Synagogen in den Vereinigten Staaten adressiert waren, „wollen wir die Al-Kaida-Brut auf der arabischen Halbinsel möglichst schnell auslöschen“, erklärte ein CIA-Angehöriger. Die deutschen Sicherheitsbehörden in Berlin seien „entsprechend informiert worden“.
„Arabia Felix“ - glückliches Arabien - wurde einst der Jemen genannt. Die Heimat des Weihrauchs hat sich aber zur neuen „Hochburg“ der Al-Kaida entwickelt. US-Präsident Barack Obama hatte erst vor zwei Wochen den Jemen als neuen gefährlichen Rückzugsort von Al-Kaida bezeichnet. Die Terrororganisation nutze den Jemen immer mehr als „Drehscheibe, von der sie ihre mörderischen Vorhaben verfolgt“, hatte Obama unterstrichen. Der jemenitische Außenminister Ab Bakr el Kurbi ließ vor kurzem wissen, dass sich Hunderte von Al-Kaida-Kämpfern in seinem Land aufhalten.
Auch Deutsche dabei
Nach Angaben der CIA strömen ständig mehr Dschihadisten aus Somalia, Afghanistan und Pakistan in den Jemen. Unter ihnen würden sich auch Deutsche befinden. Die Regierung in der Hauptstadt Sanaa sei „einfach machtlos“. Präsident Ali Abdullah Saleh habe „noch nicht einmal seine Hauptstadt im Griff“, erläuterte ein CIA-Mann. 2003 war es ihm zwar im Anti-Terrorkampf mit den Amerikanern gelungen, den jemenitischen Al-Kaida-Ableger weitgehend zu zerschlagen. Die Wende für die Terroristen kam aber drei Jahre später.
2006 gelang 23 Al-Kaida-Terroristen eine spektakuläre Flucht aus dem hoch gesicherten Gefängnis in Sanaa. Unter ihnen war Nasser al-Wuhaischi. Er ist der Top-Terrorist, der heute die Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) anführt. Sie entstand aus der Vereinigung der jemenitischen mit der saudischen Al-Kaida und gilt jetzt als die gefährlichste Terrororganisation, bedrohlicher als die Mutterorganisation unter Osama Bin Laden. Nasser al-Wuhaischi wird als enger Verbündeter von Bin Laden eingeschätzt. Jemen ist das Herkunftsland der Familie Bin Laden. Mehrere aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba entlassene Jemeniten haben sich nach CIA-Erkenntnissen den Terroristen in ihrer Heimat angeschlossen.
„Für die ganze Welt immer gefährlicher“
„Da hat sich ein terroristisches Geflecht gebildet, das für die ganze Welt immer gefährlicher wird“, unterstrich ein CIA-Experte. Es wäre das Beste, im Jemen wie in Afghanistan einzumarschieren. Das lehne allerdings die US-Regierung strikt ab, weil sich die weltpolitische Lage zusehends verschlechtern würde, betonte der CIA-Mann. Es bleibe also nur der Angriff mit Drohnen. Ihre Raketen hatten bereits in den letzten Monaten für großes Aufsehen in der jemenitischen Bevölkerung gesorgt, weil bei den Angriffen auch zahlreiche Zivilisten getötet wurden. Im Mai war bei einem Raketenangriff versehentlich ein Provinzgouverneur tödlich getroffen worden.
Als einer der gefährlichsten Terroristen im Jemen wird der 28-jährige Saudi Ibrahim Hassan al-Asiri angesehen. Er soll die Bomben gebaut haben, die vom Jemen in die USA abgeschickt worden waren. Asiri soll ein „perfekter Bombenbastler“ sein. Er hat mehrere Anschläge auf dem Gewissen. Ihm wird Brutalität nachgesagt, sogar seinen jüngeren Bruder Abdullah hat er im August vergangenen Jahres mit 100 Gramm PETN, demselben bei den Bombenpaketen gefundenen geruchlosen Sprengstoff, als Selbstmordattentäter in den Tod geschickt.
Bombenfunde waren „Glücksfall“
Abdullah hatte sich den saudischen Sicherheitsbehörden gestellt und „vorgetäuscht“ erklärt, er wolle sich mit dem saudischen Anti-Terrorchef, Prinz Muhammad Ben Naif, treffen, um gemeinsam mit ihm weitere Al-Kaida-Mitstreiter zur Aufgabe ihrer Terrorvorhaben zu überreden. Der Prinz, der sich um die Wiedereingliederung ehemaliger Al-Kaida-Mitglieder bemüht, willigte ein und ließ Abdullah mit seiner Privatmaschine nach Riad fliegen. Abdullah hatte den Sprengstoff bei sich anal eingeführt. Das neue Verfahren hatte sein älterer Bruder erfunden. Abdullah wurde durch die Explosion in Stücke gerissen. Der Prinz kam mit dem Schrecken davon.
Aus CIA-Kreisen war zu erfahren, dass der Versuch der islamistischen Terroristen aus dem Jemen, die Sprengstoffbomben in der letzten Woche in den USA zu zünden, als Bestätigung gewertet wird, dass Al-Kaida, wie befürchtet, „unentwegt“ schwere Anschläge plant. „Das Schlimme ist, dass wir trotz aller unserer Bemühungen nicht in die Netzwerke eindringen können, um die Attentate zu verhindern“, sagte ein CIA-Mann. Dass die jetzigen Bomben entdeckt werden konnten, sei „letztlich ein Glücksfall gewesen“.
Inzwischen hat im Jemen eine groß angelegte Operation des jemenitischen Militärs begonnen, um Asiri und den Hassprediger Anwar al-Awlaki zu fassen. Beobachter sehen darin einen Versuch der Regierung in Sanaa, einen möglichen Einsatz von US-Sonderkommandos auf der arabischen Halbinsel zu verhindern. Awlaki soll den Al-Kaida-Ableger im Jemen zu einer international operierenden Gruppe gemacht haben. (dapd)