Berlin. .

Das Bundeskabinett hat die Hartz-IV-Reform beschlossen. Es geht dabei um eine Erhöhung von monatlich fünf Euro für Langzeitarbeitslose und ein Bildungspaket, das auch für Kinder von Geringverdienern gedacht ist.

Mächtige Frauen

Hannelore Kraft wird eine Minderheitsregierung von SPD und Grünen anführen. Sie ist die erste Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen. Dass Frauen hohe politische Ämter tragen, gehört immer noch zur Ausnahme.
Hannelore Kraft wird eine Minderheitsregierung von SPD und Grünen anführen. Sie ist die erste Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen. Dass Frauen hohe politische Ämter tragen, gehört immer noch zur Ausnahme. © AP
Angela Merkel wird als die erste deutsche Bundeskanzlerin in die Geschichte eingehen.
Angela Merkel wird als die erste deutsche Bundeskanzlerin in die Geschichte eingehen. © AP
Sie war die erste Frau, die Ministerpräsidentin eines Bundeslandes wurde. Heide Simonis regierte von 1993 bis 2005 in Schleswig-Holstein.
Sie war die erste Frau, die Ministerpräsidentin eines Bundeslandes wurde. Heide Simonis regierte von 1993 bis 2005 in Schleswig-Holstein. © ddp
Sie hatte als erste Frau das zweithöchste deutsche Staatsamt inne: Annemarie Renger (SPD) war von 1972 bis 1976 Bundestagspräsidentin.
Sie hatte als erste Frau das zweithöchste deutsche Staatsamt inne: Annemarie Renger (SPD) war von 1972 bis 1976 Bundestagspräsidentin.
Von 1988 bis 1998 war Rita Süssmuth (CDU) Präsidentin des Deutschen Bundestags.
Von 1988 bis 1998 war Rita Süssmuth (CDU) Präsidentin des Deutschen Bundestags.
Luise Albertz, langjährige Oberhausener Oberbürgermeisterin, war die erste Frau an der Spitze einer deutschen Großstadt.
Luise Albertz, langjährige Oberhausener Oberbürgermeisterin, war die erste Frau an der Spitze einer deutschen Großstadt. © WAZ
Die erste Staatspräsidentin von Costa Rica: Laura Chinchilla trat Anfang Mai 2010 ihr neues Amt an.
Die erste Staatspräsidentin von Costa Rica: Laura Chinchilla trat Anfang Mai 2010 ihr neues Amt an. © AP
Sonderfall: Catherine Aston ist nicht nur die erste Frau im Amt des Hohen Vertreters der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, sie ist auch die erste Amtsinhaberin überhaupt. Ihr Posten wurde durch den Vertrag von Lissabon geschaffen.
Sonderfall: Catherine Aston ist nicht nur die erste Frau im Amt des Hohen Vertreters der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, sie ist auch die erste Amtsinhaberin überhaupt. Ihr Posten wurde durch den Vertrag von Lissabon geschaffen. © AFP
Ihre Landsfrau Margaret Thatcher war von 1979 bis 1990 Premierministerin des Vereinigten Königreichs. Bezeichnend ihr Spitzname: Iron Lady, Eiserne Lady.
Ihre Landsfrau Margaret Thatcher war von 1979 bis 1990 Premierministerin des Vereinigten Königreichs. Bezeichnend ihr Spitzname: Iron Lady, Eiserne Lady.
Golda Meir war von 1969 bis 1974 die erste Frau im Amt des Premierministers von Israel.
Golda Meir war von 1969 bis 1974 die erste Frau im Amt des Premierministers von Israel. © imago stock&people
Die USA hatten noch nie eine weibliche Regierungschefin. Madeleine Albright wurde 1997 erste Außenministerin. Während dieses Amt in Deutschland noch nie von einer Frau geführt wurde,...
Die USA hatten noch nie eine weibliche Regierungschefin. Madeleine Albright wurde 1997 erste Außenministerin. Während dieses Amt in Deutschland noch nie von einer Frau geführt wurde,... © Getty Images
...hatten die Vereinigten Staaten bereits drei Außenministerinnen. Auf Condoleeza Rice folgte...
...hatten die Vereinigten Staaten bereits drei Außenministerinnen. Auf Condoleeza Rice folgte... © AFP
...Hillary Clinton. Wäre ihr Barack Obama nicht in die Quere gekommen, hätte sie die erste amerikanische Präsidentin werden können.
...Hillary Clinton. Wäre ihr Barack Obama nicht in die Quere gekommen, hätte sie die erste amerikanische Präsidentin werden können. © AFP
Elisabeth Schwarzhaupt war von 1961 bis 1966 die erste Ministerin auf Bundesebene. Im derzeitigen Kabinett sitzen viele Frauen. Ursula von der Leyen (CDU) ist aber die erste Arbeits- und Sozialministerin auf Bundesebene.
Elisabeth Schwarzhaupt war von 1961 bis 1966 die erste Ministerin auf Bundesebene. Im derzeitigen Kabinett sitzen viele Frauen. Ursula von der Leyen (CDU) ist aber die erste Arbeits- und Sozialministerin auf Bundesebene. © ddp
Auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist derzeit unter weiblicher Führung. Ilse Aigner (CSU) ist Bundesagrarministerin.
Auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist derzeit unter weiblicher Führung. Ilse Aigner (CSU) ist Bundesagrarministerin. © ddp
Andere Ressorts wurden bereits öfter von einer Frau geleitet. Kristina Schröder (CDU) ist die aktuelle Bundesfamilienministerin.
Andere Ressorts wurden bereits öfter von einer Frau geleitet. Kristina Schröder (CDU) ist die aktuelle Bundesfamilienministerin. © ddp
Annette Schavan (CDU) ist für Bildung und Forschung zuständig.
Annette Schavan (CDU) ist für Bildung und Forschung zuständig. © ddp
Auch wenn sie politisch nicht viel zu sagen haben, an den Spitzen der europäischen Königshäuser stehen viele mächtige Frauen. In den Niederlanden herrscht Königin Beatrix.
Auch wenn sie politisch nicht viel zu sagen haben, an den Spitzen der europäischen Königshäuser stehen viele mächtige Frauen. In den Niederlanden herrscht Königin Beatrix. © ddp
In England hat Queen Elizabeth II das Sagen.
In England hat Queen Elizabeth II das Sagen. © AFP
Und auch in Dänemark regiert eine Frau: Königin Margrethe.
Und auch in Dänemark regiert eine Frau: Königin Margrethe. © AFP
Und auch in Schweden wird künftig eine Frau auf dem Thron sitzen.
Und auch in Schweden wird künftig eine Frau auf dem Thron sitzen. © AFP
Indira Gandhi war von 1966 bis 1977 und von 1980 bis 1984 Premierministerin Indiens.
Indira Gandhi war von 1966 bis 1977 und von 1980 bis 1984 Premierministerin Indiens. © imago stock&people
Sie hat bereits zwei Amtszeiten als Premierministerin hinter sich: Julija Tymoschenko war Regierungschefin in der Ukraine.
Sie hat bereits zwei Amtszeiten als Premierministerin hinter sich: Julija Tymoschenko war Regierungschefin in der Ukraine. © imago stock&people
Tarja Halonen ist seit dem Jahr 2000 das erste weibliche Staatsoberhaupt Finnlands. 2006 wurde sie wiedergewählt.
Tarja Halonen ist seit dem Jahr 2000 das erste weibliche Staatsoberhaupt Finnlands. 2006 wurde sie wiedergewählt. © AFP
Gloria Macapagal-Arroyo ist seit 2001 Präsidentin der Philippinen.
Gloria Macapagal-Arroyo ist seit 2001 Präsidentin der Philippinen. © AFP
Mary McAleese ist seit 1997 Staatspräsidentin von Irland. Ihr Fall ist besonders: Sie war nicht die erste Staatspräsidentin, sondern löste ihre Vorgängerin Mary Robinson im Amt ab.
Mary McAleese ist seit 1997 Staatspräsidentin von Irland. Ihr Fall ist besonders: Sie war nicht die erste Staatspräsidentin, sondern löste ihre Vorgängerin Mary Robinson im Amt ab. © imago stock&people
Die Bundespräsidentin der Schweiz: Doris Leuthard.
Die Bundespräsidentin der Schweiz: Doris Leuthard. © ddp
Jadranka Kosor ist die erste weibliche Regierungschefin Kroatiens seit Erlangung der Unabhängigkeit.
Jadranka Kosor ist die erste weibliche Regierungschefin Kroatiens seit Erlangung der Unabhängigkeit. © AFP
Die Niederländerin Neelie Kroes war EU-Wettbewerbskommissarin und ist seit Februar 2010 EU-Kommissarin für die Digitale Agenda.
Die Niederländerin Neelie Kroes war EU-Wettbewerbskommissarin und ist seit Februar 2010 EU-Kommissarin für die Digitale Agenda. © AFP
Viviane Reding ist seit 1999 Mitglied der EU-Kommission. Derzeit ist die Luxemburgerin Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft.
Viviane Reding ist seit 1999 Mitglied der EU-Kommission. Derzeit ist die Luxemburgerin Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft. © AFP
Charlotte Knobloch ist die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Charlotte Knobloch ist die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. © ddp
Die erste Frau an der Spitze des größten Landesrundfunkanstalt: WDR-Intendantin Monika Piel.
Die erste Frau an der Spitze des größten Landesrundfunkanstalt: WDR-Intendantin Monika Piel. © ddp
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Nach monatelangem Ringen hat die Bundesregierung die Reform von Hartz IV auf den Weg gebracht. Das Kabinett beschloss am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf, der die Anhebung der Regelsätze für Erwachsene zum 1. Januar 2011 um fünf Euro monatlich vorsieht. Für bedürftige Kinder ist ein Bildungspaket mit einem Volumen von rund 700 Millionen Euro pro Jahr geplant. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen nannte es „einen Riesenschritt“ für die Bildungs- und Aufstiegschancen der Kinder, dass das Geld nicht mehr länger nur ausgezahlt werde, sondern direkt zum Kind gelange.

Die CDU-Politikerin hatte den Gesetzentwurf noch eine Reihe von Änderungen eingearbeitet und damit auf die breite Kritik an dem Bildungspaket reagiert.So sollen von den Bildungszuschüssen neben den rund zwei Millionen Kindern aus Hartz-IV-Familien auch die Kinder von Geringverdienern profitieren - also jene 300.000, die bereits Anspruch auf den Kinderzuschlag haben. Das hatte die SPD gefordert, auf deren Zustimmung im Bundesrat die schwarz-gelbe Koalition angewiesen ist. Von der Leyen betonte, dass diese Lösung „harte Abbruchkanten vermeidet, denn auch die Familien an der Grenze zu Hartz IV brauchen jede Unterstützung bei der Bildung ihrer Kinder“.

Kinder aus sozial schwachen Familien sollen aus dem geplanten Bildungspaket pro Jahr Fördergeld von mindestens 250 Euro erhalten. Dazu gehören Zuschüsse zu Schulmaterial und für Ausflüge sowie für Freizeitaktivitäten. Geplant ist das Schulbasispaket, das 100 Euro für Anschaffungen wie Schulranzen und Taschenrechner enthält. 70 Euro bekommen die Familien zu Beginn des Schuljahres, 30 Euro zu Beginn des zweiten Halbjahres am 1. Februar. Ein Gutschein über 30 Euro soll Schul- und Kita-Kindern die Teilnahme an eintägigen Ausflügen ermöglichen. Für Mittagessen in Schulen und Kitas gibt es einen Zuschuss von 2 Euro pro Mahlzeit.

Im Vorfeld der Beratungen hatte die SPD Nachbesserungen bei den Nachbesserungen gefordert: Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig kritisiert die geplante Hartz-IV-Reform. „Die Reform ist ein bürokratisches Monster und völlig unausgewogen“, sagte Schwesig der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe die große Chance verspielt, im Kampf gegen Kinderarmut entscheidend voranzukommen. Der Vorschlag, die Jobcenter mit der Umsetzung des Bildungspakets zu beauftragen, sei völlig weltfremd.

Kurt Beck ruft zu konstruktiven Verhandlungen auf

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) rief die Bundesregierung zu konstruktiven Verhandlungen über Korrekturen auf. Seine Partei sei gesprächsbereit, werde im Bundesrat aber keinem Gesetz zustimmen, dass hinten und vorne unstimmig sei, sagte Beck dem Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Als Bedingung für das Ja der SPD nannte Beck unter anderem verbesserte Leistungen für Kinder. „Wir verlangen ein Bildungspaket für Kinder, das seinen Namen auch verdient und von dem auch die Kinder von Geringverdienern profitieren“, sagte er. Über die von der Koalition geplante Ausweitung der Zuverdienstmöglichkeiten für Hartz-IV-Empfänger will die SPD nach den Worten Becks nur dann mit sich reden lassen, wenn es gleichzeitig Mindestlohnregelungen für die Leute gibt, die vollschichtig arbeiten.

Die rot-grüne Landesregierung will die Hartz-IV-Reform nicht mittragen. „Da machen wir nicht mit“, so Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) zur Westfälischen Rundschau. „Die Sache wird auf jeden Fall im Vermittlungsausschuss landen“, ist Schneider sicher.

Der Deutsche Caritas-Verband kritisierte die künftigen Hartz-IV-Sätze. „Das hat uns schockiert“, sagte sein Präsident, Prälat Peter Neher, der Ulmer „Südwest Presse“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht zu den unveränderten Sätzen für Kinder. Nach Berechnungen der Caritas hätte es zu einer Erhöhung um 20 bis 40 Euro kommen müssen.Auch der Regelsatz für Erwachsene, der um fünf Euro erhöht werden soll, ist nach Nehers Meinung zu niedrig. „Unterm Strich erweckt die geringe Erhöhung den Verdacht, dass die fünf Euro finanzpolitisch bestimmt sind“, sagte Neher. Als Referenzgruppe für die Berechnung würden nur noch die untersten 15 Prozent der Haushalte herangezogen und nicht mehr die untersten 20 Prozent. Als einen ersten wichtigen Schritt lobte Neher das geplante Kinderpaket. Allerdings reichten die Leistungen nicht aus, um die Teilhabechancen der Kinder so zu stärken, wie es das Verfassungsgericht gefordert habe.

Von der Leyen drückt derweil aufs Tempo: „Die enge Frist des Bundesverfassungsgerichts setzt alle Seiten unter Druck“, sagte die Bundesarbeitsministerin „Spiegel Online“. Sie kündigte daher „einen eher unüblichen Weg“ an, der aber bei der Reform der Jobcenter bereits erfolgreich gewesen sei. „Direkt nach dem Kabinettsbeschluss möchte ich die Regierungs- und Oppositionsfraktionen sowie Ländervertreter einladen, um Gemeinsamkeiten und Lösungswege auszuloten.“ Die Karlsruher Richter hatten in ihrem Urteil eine Umsetzung der Reform bis zum Jahresende verlangt. (dapd)