Essen. .

Die Kanzlerin signalisiert Rückendeckung im Abwehrkampf gegen den spanischen ACS-Konzern. SPD-Chef Gabriel legt im Interview mit der WAZ-Gruppe nach.

In der Übernahmeschlacht zwischen dem Essener Baukonzern Hochtief und der spanischen ACS-Gruppe schlägt sich nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf die Seite des deutschen Unternehmens. Die Kanzlerin machte den Ab­wehrkampf von Hochtief zur Chefsache und positionierte sich deutlich anders als Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der ein Eingreifen der Regierung bislang strikt abgelehnt hatte.

Regierungssprecher Steffen Seibert signalisierte am Freitag die Rückendeckung der Kanzlerin für den Revierkonzern, der allein in Deutschland rund 11 000 Mitarbeiter be­schäftigt. Das Unternehmen sei ein „Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz“, sagte Seibert. Schon deshalb seien Regierung und Kanzleramt daran interessiert, „dass die industriellen Strukturen von Hochtief und auch der Sitz von Hochtief in Essen bleiben“. Indirekt warnte Merkels Sprecher vor einer Zerschlagung des größten deutschen Baukonzerns.

Auch Gabriel warnt vor Zerschlagung

Gabriel unterstützt Hochtief

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    Bei einer Betriebsversammlung in Essen hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel eindringlich vor einer Zerschlagung des Traditionsunternehmens ge­warnt und die Kanzlerin zum Handeln aufgefordert. „Es wur­de Zeit, dass sich die Kanzlerin einschaltet. Es wäre fahrlässig, einfach nichts zu tun, wie es der Bundeswirtschaftsminister will“, sagte Gabriel am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Frau Merkel muss ihren Worten ganz dringend Taten folgen lassen. Jetzt geht es darum, Schaden vom Standort Deutschland abzuwenden.“

    Die deutsche Seite sollte rasch mit der australischen Re­gierung Kontakt aufnehmen, sagte Gabriel. „Wenn für die dortige Hochtief-Tochter auch das australische Übernahmerecht gilt, wäre das Billigangebot von ACS wohl sehr schnell hinfällig.“ Der SPD-Chef un­terstützte Pläne der NRW-Landesregierung, strengere Ge­setze gegen feindliche Übernahmen in Deutschland auf den Weg zu bringen.

    ACS-Aktionäre sollen Kapitalerhöhung zustimmen

    Der spanische Konkurrent ACS treibt seit Wochen eine feindliche Übernahme von Hochtief voran. Ursprünglich wollte der Konzern, der von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez kontrolliert wird, bereits bis zum Donnerstag ein offizielles Übernahmeangebot bei der deutschen Finanzaufsicht einreichen. Doch überraschend kam es zu einer Verzögerung. Nun sollen zunächst die ACS-Aktionäre einer Kapitalerhöhung zu­stimmen, um die Offerte für Hochtief mitzufinanzieren.

    Die Gefahr für Hochtief ist nach Einschätzung des SPD-Chefs noch nicht gebannt. „Es riecht danach, dass ACS nur ein Scheinangebot auf den Tisch legen will, um möglichst billig eine Mehrheit auf der Hauptversammlung zu erlangen. So könnte ACS Hochtief beherrschen und hinterher zerlegen.“