Peking/New York. .
Die Frau des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers Lu Xiaobo steht unter Hausarrest. Das teilte sie selbst mit – via Twitter. Zuvor durfte sie ihren Mann im Gefängnis besuchen.
Die Frau von Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, Liu Xia, ist nach eigenen Angaben von den chinesischen Behörden unter Hausarrest gestellt worden. Sie schrieb das am Sonntag in einer Twitter-Mitteilung. Der Hausarrest sei bereits am Freitag, dem Tag der Bekanntgabe der Entscheidung des Osloer Nobelpreiskomitees, verhängt worden. Liu Xia schrieb über den Twitter-Dienst aber auch, dass sie ihren Mann am Sonntag im Gefängnis habe besuchen dürfen.
„Brüder, ich bin wieder da“, schrieb sie. „Habe Xiaobo gesehen. Das Gefängnis hat ihm die Nachricht von seinem Preis in der Nacht zum 9. (Oktober) überbracht.“ Die Twitter-Nachricht wurde von einem engen Freund, dem Dissidenten Wang Jinbo, bestätigt. Er schrieb über den Kurznachrichtendienst, dass Liu Xia weder Freunde noch Medienvertreter wegen erhöhter Sicherheitsvorkehrungen treffen könne. Die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights in China teilte mit, sie habe die Information erhalten, dass Liu Xia mitgeteilt worden sei, dass sie von einem Polizeiauto begleitet werden müsse, wenn sie ihre Wohnung verlassen wolle. Ihr Handy und das ihres Bruders seien gestört worden, hieß es weiter.
Der Preis ist den Opfern vom Tiananmen-Platz gewidmet
Liu Xia teilte nach ihrem Besuch im Gefängnis auch mit, dass ihr Mann den Friedensnobelpreis den Opfern des Massakers von 1989 auf dem Tiananmen-Platz gewidmet habe. „Dieser Preis ist den verlorenen Seelen vom 4. Juni gewidmet“, zitierte Liu ihren Mann.
Das Nobel-Komitee hatte den 54-jährigen Schriftsteller und Dissidenten am Freitag für seinen „langen und gewaltlosen Kampf“ für die Menschenrechte in China mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der 54-Jährige war Weihnachten 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem wurden ihm das Verfassen und die Verbreitung der sogenannten Charta 08 vorgeworfen, eines Aufrufs zu umfassenden politischen Reformen in China.
Peking reagierte mit scharfer Kritik
Während Staats- und Regierungschefs in aller Welt die Auszeichnung begrüßten, reagierte Peking mit scharfer Kritik. Es bezeichnete Liu als „Kriminellen“ und unterband die Berichterstattung in chinesischsprachigen Medien über den ersten Friedensnobelpreisträger des Landes. Englischsprachige Medien in China veröffentlichten nur die wütenden Reaktionen der Regierung. Dutzende Menschen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern bei Feiern anlässlich der Auszeichnung Lius in Peking, Shanghai und anderen Städten festgenommen.
Sieben chinesische Intellektuelle gratulierten Liu am Samstag in einem offenen Brief zu seiner Auszeichnung, die sie als Zeichen der Unterstützung für einen friedlichen Wandel in China bezeichneten. In dem auf einer Internetseite im Ausland veröffentlichten Schreiben riefen sie die Regierung zu konkreten Reformen auf, um eine gewaltsame Revolution zu vermeiden. Zu den Unterzeichnern gehören der Umweltaktivist Dai Qing und der Wirtschaftswissenschaftler Mao Yushi. (dapd/afp/rtr)