Oslo. .

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo. Dies teilte das Nobel-Institut am Freitag mit. Die kommunistische Regierung Chinas sieht darin die Auszeichung eines „Kriminellen“.

Die chinesische Regierung hat empört auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Dissidenten Liu Xiaobo reagiert. Mit der Auszeichnung an den „Kriminellen“ Liu Xiaobo verstoße das Nobelpreiskomitee gegen seine eigenen Prinzipien, erklärte die Staatsführung in Peking.

Am Freitagmorgen hatte das Norwegische Nobel-Insitut verkündet, dass der Friedensnobelpreis in diesem Jahr an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo geht. Der Oppositionelle sitzt derzeit in China in Haft. Der 54-Jährige werde für seinen „langen und gewaltlosen Kampf“ für die Menschenrechte in China geehrt, erklärte der Präsident des Nobel-Komitees, Thorbjoern Jagland, am Freitag in Oslo.

Liu galt als Favorit für den Nobelpreis. Er wurde im Dezember wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Er ist ein Mitverfasser der Charta 08, eines Manifests, das tiefgreifende politische Reformen in China fordert. Er hatte bereits wegen seiner Beteiligung an den blutig niedergeschlagenen Protesten auf dem Tiananmen-Platz 1989 im Gefängnis gesessen. Die chinesische Regierung hatte in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, dass sie eine Auszeichnung Lius als „unfreundlichen Akt Norwegens“ betrachten würde.

Peking reagiert einsilbig

Nun stellt sich die Frage, wer die Auszeichnung für den inhaftierten Oppositionellen entgegennehmen wird. „Wer wird bei der Zeremonie sein? Wir wissen es noch nicht. Das ist etwas, das wir außer acht lassen, wenn wir den Preisträger bestimmen“, sagte Jagland. Das Komitee habe bislang weder Liu noch seine Frau anrufen können, um ihnen die Entscheidung mitteilen zu können, fügte Jagland hinzu. „Wir werden die chinesischen Behörden bitten, die Nachricht Liu zu überbringen.“

Die deutsche Bundesregierung fordert von China erneut die Freilassung des Friedensnobelpreisträgers. „Die Bundesregierung wünscht sich, dass er aus der Haft freikommt und den Preis selber in Empfang nehmen kann“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die deutsche Regierung habe sich in der Vergangenheit mehrfach für die Freilassung eingesetzt und werde dies auch weiterhin tun.

Seibert würdigte Liu als mutigen Mann, der in seiner Heimat Demokratie und Menschenrechten zur Durchsetzung verhelfen wolle. Er habe aber zugleich immer deutlich gemacht, dass dies ein langwieriger und mühseliger Prozess sei, „der unter allen Umständen gewaltfrei bleiben muss“. Seibert fügte hinzu: „Wir - die Bundesregierung - wissen, dass China da seinen eigenen Weg finden muss.“

Helmut Kohl geht erneut leer aus

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 jährlich vergeben. Die Liste der Kandidaten für den diesjährigen Friedensnobelpreis war mit 237 Nominierungen, darunter 38 Organisationen, so lang wie noch nie. Zu den Favoriten gehörte auch Altkanzler Helmut Kohl. Im vergangenen Jahr erhielt US-Präsident Barack Obama den Preis.

Den Medizin-Nobelpreis bekam am Montag Robert G. Edwards, Pionier der künstlichen Befruchtung. Der Physik-Nobelpreis ging am Dienstag an die Kohlenstoff-Forscher Andre Geim und Konstantin Novoselov. Am Mittwoch erhielten der Amerikaner Richard Heck und die Japaner Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki den Nobelpreis für Chemie für ihre Leistungen bei der Erforschung und Herstellung komplexer Kohlenstoff-Moleküle. Am Donnerstag wurde der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa mit dem Literaturnobelpreis bedacht.

Mit dem Nobelpreis wollte der 1896 verstorbene Preisstifter Alfred Nobel wissenschaftlichen Einsatz zugunsten der Menschheit fördern. Jeder einzelne Preis ist mit zehn Millionen Kronen (1,08 Millionen Euro) dotiert. Die Preisverleihung erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Nobels. (mit dapd/AFP/rtr)